Cebit

Neuer Schwung für den elektronischen Personalausweis

Im Herbst feiert der "neue" Personalausweis seinen vierten Geburtstag. Doch es ist recht still um die mit dem Ausweis-Chip eingeführte eID-Lösung geworden. Eine Handvoll Projekte widersetzen sich dem Trend.

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Von
  • Detlef Borchers

Will der Bürger den elektronischen Personalausweis (nPA) im Internet einsetzen, braucht er einen Computer mit einem Anschluss für ein Lesegerät. Das muss nicht sein, befinden Ageto und der Hamburger Chiphersteller NXP. Sie zeigen auf der CeBIT, wie der Ausweis mit einem handelsüblichen Smartphone eingesetzt werden kann. Dank eingebauter NFC-Kommunikation können Hamburger einen Antrag auf einen KITA-Platz vollkommen papierlos abwickeln.

Bei dem System von Ageto und NXP legt man das Smartphone auf den Ausweis und startet eine App für den KITA-Gutschein. Die App übernimmt nach Eingabe der eID-PIN das Ausfüllen der Datenbankfelder. Ist der Antrag bewilligt, wird ein NFC-Tag zum Smartphone geschickt, der in der KITA zum Auslesen vorgelegt werden muss.

"Wir wollen damit zeigen, wie die Verwendung einer Hochsicherheitstechnologie im Alltag heruntergebrochen werden kann", erklärt Ageto-Projektleiter Christian Bruntsch. Er könne sich viele bürgernahe Anwendungen dieser Art vorstellen, die nicht auf das erweiterte Sicherheitsniveau eines Standard- und Komfortlesegerätes angewiesen sind. "Viele haben bei NFC nur Payment im Kopf", dabei würden die Möglichkeiten von eID-Angeboten nicht ernst genommen. Ageto gehört gemeinsam mit dem Fraunhofer SIT und dem Darmstädter CASED zu einem Konsortium, dass eine eID-Library und einen schlanken Client namens Persoapp entwickelt.

Weil der PC unsicher und virenverseucht sein kann, hat sich der Kitzinger Verein Bürgerservice einen besonderen Service namens BürgerDVD ausgedacht. Verschenkt wird eine DVD mit einer aktuellen Version von Ubuntu, fertig konfiguriert mit Browser und entsprechender Version der Ausweisapp sowie den aktuellen Treibern für Karten-Lesegeräte.

Der Bürger startet in einer sicheren virenfreien Umgebung und kann sofort seinen Ausweis einsetzen, etwa um ein De-Mail-Konto zu beantragen. Projektleiter Rudolf Philipeit wies auf der CeBIT ergänzend darauf hin, dass in Kitzingen Lesegeräte von ReinerSCT und Kobil direkt auf den Ämtern gekauft werden können. Zudem unterhält die Stadt eine E-Government-Sprechstunde.

De-Mail ist auch der Anker in einem Projekt, dass nunmehr vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in Göttingen und Hamburg mit Berufsfotografen gestartet hat. Diese übermitteln die biometrischen Bilder, die für den elektronischen Personalausweis verpflichtend sind, via De-Mail an die zuständigen Meldeämter. Der durch ein ausgedrucktes Digitalfoto erzeugte Medienbruch entfällt, die Qualität des nPA wird deutlich verbessert. Neben dem Pilotprojekt bietet das BSI jedem Bürger an, den Inhalt seines Ausweises kennenzulernen. Ein vergleichbares Projekt hatte die Stadt Würzburg auf der CeBIT 2013 vorgestellt.

Der Vollständigkeit halber sei der Governikus Bürgerservice erwähnt. Das früher unter dem Namen Bremen Online Sevices aufgetretene Unternehmen hat sich nach seinem Bürgerterminal für den nPA umbenannt. Wie zu jeder CeBIT, so tagte auch diesmal der IT-Planungsrat, der sich in der Vergangenheit für den nPA stark machte. Auf der CeBIT 2014 diskutierte man unter dem Eindruck der NSA-Affäre ausweislich der Pressemitteilung, wie "leicht zu benutzende Verschlüsselungsinstrumente" für den Bürger entwickelt werden können. Das Thema Personalausweis soll auf dem Fachkongress des IT-Planungsrates Anfang April ausführlich behandelt werden. (axk)