"Trojanisches Pferd": Buchhandel kritisiert Einigung zu Google-Buchsuche

Die mit den Autoren und Verlagen in den USA gefundene Einigung zu Googles Buch-Suche trifft hierzulande auf heftige Kritik. Der Buchhandel warnt vor einer Enteignung durch die Hintertür.

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Von
  • dpa

Die Vereinbarung zwischen Google und den US-Verlegern über die Buch-Suche im Internet ist aus der Sicht des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels eine Enteignung auf kaltem Weg. "Die Vereinbarung gleicht einem Trojanischen Pferd, mit dem Google antritt, die weltweite Wissens- und Kulturverwaltung zu übernehmen", sagte Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, nach Mitteilung vom Donnerstag. Für Europa könne im Interesse einer kulturellen Vielfalt das amerikanische Modell nicht in Betracht kommen.

Der amerikanische Autorenverband Authors Guild sowie die Association of American Publishers (AAP) hatten ihren über zwei Jahre andauernden Urheberrechtsstreit mit Google am Dienstag mit einer Zahlung von 125 Millionen Dollar beigelegt. Damit wurde der Weg für eine umfassende Online-Suche auch in geschützten Büchern und Texten freigemacht. Google hat bislang rund sieben Millionen Bücher aus den US-Bibliotheken eingescannt.

Google sei es nach der Vereinbarung gestattet, ohne Zustimmung der betroffenen Autoren und anderer Rechteinhaber in Bibliotheken gescannte Werke im Internet öffentlich zugänglich zu machen, kritisierte der Börsenverein. Dies sei eine "Enteignung der Urheber auf kaltem Weg". Die amerikanische Vereinbarung laufe außerdem einer Wirtschaftsordnung nach europäischem Verständnis mit dem Ziel der Vielfalt durch Wettbewerb weitestgehend zuwider. Es bestehe die Gefahr, dass Google künftig die Einkaufswahl der Verbraucher lenken und Einfluss auf die Vertriebshoheit der Verlage nehme.

Von dem Vergleich des Suchmaschinengiganten Google mit der amerikanischen Buchbranche könnten auch Verlage und Autoren in Deutschland profitieren, meinte dagegen ein Sprecher des Internet-Konzerns am gestrigen Mittwoch. Voraussetzung sei allerdings, dass die Werke auch in den USA veröffentlicht wurden oder in US-Bibliotheken zu finden sind.

Verlage und Autoren aus Deutschland könnten nun ihre Rechte aus der Sammelklage in den USA anmelden. Nähere Informationen seien online auch auf Deutsch zu finden. Die Einigung sieht vor, dass die Rechteinhaber zunächst für das Einscannen des Buches eine Pauschale erhalten. Weitere Zahlungen seien dann von den Zugriffszahlen abhängig. Google vermarktet die digitalisierten Bücher zum einen als Datenbank-Abo für Bibliotheken in den USA. Weitere Umsätze fließen aus Werbeeinblendungen im Umfeld des Buchangebots auf der Website von Google. Die eigentlichen Buchinhalte würden werbefrei präsentiert.

Peter Petre, ein Sprecher der Authors Guild, betonte, die Einigung ermögliche nun, für die Werke der Mitglieder eine ganz neue Reichweite zu gewinnen. Es gebe in den USA viele Orte, die nicht über eine gut ausgestattete Bibliothek verfügten und die nun mit einem sehr breiten Bücherangebot online versorgt werden könnten. "Aber die Autoren wollen für ihre Arbeit bezahlt werden. Und das ist jetzt der Fall", betonte Petre. Die langen Verhandlungen seien nicht nur wegen der Auseinandersetzung mit Google schwer gewesen, sondern auch wegen der Interessenkonflikte zwischen den Autoren und Verlagen bei der Aufteilung der Entgelte. (dpa) / (vbr)