Streaming-Client Popcorn Time verschwindet

Im Februar gestartet, Ruhm erlangt und schon wieder weg: Bei der Software Popcorn Time reichte ein Klick, um aktuelle Blockbuster als Torrent zu streamen, ohne zu bezahlen versteht sich.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Volker Zota

Die erste Beta der Streaming-Software Popcorn Time für Mac OS X kam am 10. Februar heraus. Danach folgte ein rasanter Aufstieg, denn die plattformübergreifend als Open Source veröffentlichte Software erlaubte es, mit einem Klick kostenlos brandneue Kinofilme zu streamen. Nun haben die Entwickler das Projekt offiziell beerdigt.

Popcorn Time bereitete die Filmübersicht hübsch garniert mit Metainformationen, Postern und Untertiteln auf – wie man es bei Video-on-Demand-Angeboten (VoD) und Mediacentern à la XBMC kennt. Das Problem waren die Filme selbst: Es handelte sich um illegale Filmkopien, die mittels BitTorrent-Protokoll direkt aus den Tauschnetzwerken gestreamt wurden. Technische Grundlage waren node.js, der darauf aufsetzende Torrent-Streaming peeflix und einige APIs.

Popcorn Time sah aus wie Netflix oder ein anderes VoD-Angebot, speiste sich allerdings aus Torrents.

Vor einigen Tagen verschwanden erst die bei MEGA gehosteten Popcorn-Time-Downloads, dann erklärten die Entwickler ihr "Experiment" offiziell für beendet. Sie seien unheimlich stolz auf ihr Projekt, das ihrer Ansicht nach als solches legal sei. In dem Blog-Eintrag argumentieren sie, dass Raubkopien kein Problem der Leute, sondern das einer Industrie seien, die Innovation als Gefahr für ihre Pfründe ansehe. Popcorn habe gezeigt, dass es es technisch keinen Grund gebe, dass VoD-Dienste in vielen Ländern nur alte Kamellen servieren.


Popcorn Time habe in kurzer Zeit die Industrie aufgerüttelt, zu endlosen Debatten über Raubkopien und das Urheberrecht geführt und ihnen rechtliche Scherereien beschert. Da die Entwickler kein Teil eines solchen Kampfes sein wollten, hätten sie sich entschlossen, das Projekt zu beenden.

Dass das Kapitel damit sowohl für die Macher als auch die Filmindustrie abgeschlossen ist, darf man bezweifeln. Einerseits drohen den Entwicklern rechtliche Schritte, andererseits ist davon auszugehen, dass in Kürze Ableger der Open-Source-Software auftauchen, auch wenn die meisten Dateien inzwischen von Github verschwunden sind. (vza)