Elektroautos: Geht Tesla Motors der Saft aus?

Für Start-ups ist es das Fluidum, das sie am Leben hält: Investoren-Geld. Und wer ein neues Elektroauto entwickelt, braucht sehr viel davon. Tesla Motors konnte bereits 150 Millionen Dollar einsammeln - doch jetzt stehen die Zeichen auf Sturm.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Peter-Michael Ziegler

Schnell, leise, hipp und teuer: Der zweisitzige Tesla Roadster

(Bild: Tesla Motors)

Der kalifornische Hersteller von Elektroautos Tesla Motors benötigt dringend eine Finanzspritze, um die Produktion seines ersten Fahrzeugs "Tesla Roadster" fortsetzen zu können – obwohl potenzielle Käufer die Autos teilweise vorfinanzieren mussten und Einlagen zwischen 5000 und 60.000 US-Dollar getätigt haben. Tesla-CEO Elon Musk bestätigte am gestrigen Donnerstag Medienberichte, wonach dem Start-up derzeit nur noch Barmittel in Höhe von 9 Millionen Dollar zur Verfügung stehen. Nicht zuletzt als Folge der Krise auf den weltweiten Finanzmärkten scheiterte jüngst eine Investment-Runde, die Tesla Motors 100 Millionen Dollar frisches Geld bringen sollte.

"Wir konnten die 100 Millionen nicht stemmen", räumt Musk ein, "und wir benötigen Geld für einen positiven Geldmittelfluss." Musks Angaben zufolge beläuft sich Teslas Geldbedarf derzeit auf 20 Millionen Dollar, die allerdings schon in der kommenden Woche von bereits aktiven Investoren zur Verfügung gestellt werden sollen. Sorgen um ihre Einlagen müssen sich Tesla-Kunden seinen Worten zufolge aber nicht machen: "Ich stehe persönlich hinter den Einlagen und der Auslieferung der Fahrzeuge", verdeutlichte der Tesla-Chef und Mitbegründer von PayPal, der mit dem Verkauf des Online-Bezahldienstes an eBay im Jahr 2002 zum Multi-Millionär avancierte.

Musk hatte die Tesla-Führung Mitte Oktober von Ze'ev Drori übernommen und im Rahmen seiner ersten Amtshandlungen die Entlassung von rund 20 Prozent der bislang etwa 360 Tesla-Mitarbeiter angekündigt. Unter anderem wird die Firmenniederlassung in Detroit geschlossen. Zudem steckte Musk weitere Millionen aus seinem Privatvermögen in die Firma, die seit ihrer Gründung im Jahr 2003 knapp 150 Millionen Dollar an Venture Capital einsammeln konnte. Allerdings warfen technische Probleme – insbesondere bei der Kraftübertragung – die Produktionszeitpläne des Unternehmens immer wieder durcheinander.

So konnte erst im März dieses Jahres offiziell mit der Serienproduktion des zweisitzigen Sportwagens Tesla Roadster begonnen werden – von dem aber auch fast acht Monate später noch nicht einmal 60 Exemplare ausgeliefert sind, obwohl bereits mehr als 1200 Bestellungen vorliegen. Inzwischen soll der Produktionsprozess jedoch soweit optimiert worden sein, dass etwa zehn Fahrzeuge pro Woche gefertigt werden können. Pläne zur Produktion einer zusätzlichen Limousine ("Model S") im Segment der oberen Mittelklasse verschob Musk aber vorsichtshalber erst einmal auf das Jahr 2011.

Der über 100.000 Dollar teure und derzeit in England (Lotus) vorproduzierte Tesla Roadster (in Kalifornien kommen Batterien, Motor und Getriebe hinzu) wird von einem 185 kW starken Elektromotor im Heck angetrieben und beschleunigt in 4 Sekunden von 0 auf 100. Mit einer vollständigen Ladung des Batterieblocks, der aus fast 7000 herkömmlichen Lithium-Ionen-Akkus besteht, sollen Besitzer bis zu 350 Kilometer weit kommen. Ob der Tesla Roadster allerdings jemals über das Stadium eines ökologisch korrekten Spaßvehikels für Reiche hinauskommen wird, ist fraglich: Auch die großen Automobilkonzerne haben inzwischen (zwangsläufig) die Zeichen der Zeit und das enorme Potenzial von Fahrzeugen ohne Verbrennungsmotor erkannt – ein Faktor, der Tesla das wirtschaftliche Überleben nicht leichter machen dürfte. (pmz)