Suchmaschinenoptimierung: Die Luft wird dünner

Die SEO-Branche wächst und verändert ihr Erscheinungsbild. Auf einer Fachkonferenz wird die Transformation vom Goldgräbergeschäft zur normalen Marketing-Disziplin vorangetrieben.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Johannes Haupt
Inhaltsverzeichnis

Das Geschäft mit Suchmaschinenoptimierung (SEO) ist in den letzten Jahren deutlich härter geworden. Die an diesem Wochenende stattfindende sechste Auflage der SEO Campixx, mit 550 Teilnehmern eine der größten Fachkonferenzen im deutschsprachigen Raum, ist geprägt von den Wachstumsschmerzen einer lange Zeit boomenden Branche. Der Konkurrenzkampf ist groß, das Verständnis fürs Thema gerade in vielen großen Unternehmen noch gering. Parallel dazu ist Google in den letzten Jahren immer besser darin geworden, Manipulationen seiner Suchergebnisse zu identifizieren.

Begrüßung auf der SEO Campixx

Aber auch minderwertige Inhalte erkennt Google immer besser und verweist sie auf die hinteren Plätze seiner Suchergebnisseiten. Thomas Rafelsberger von der Agentur Get On Top betonte in seiner Session die Wichtigkeit, Inhalte mit echtem Mehrwert bereitzustellen. Mit über Contentmarktplätzen billig eingekauften Texten, deren Verfasser meist keine Ahnung von der Materie hätten, ließen sich immer weniger gute Ergebnisse erzielen. Durch eine klare Strukturierung und Anreicherung – zum Beispiel mit Multimedia-Inhalten und Bewertungen – würden Suchmaschinennutzer besser bedient, was im Endeffekt in besseren Rankings resultiere. Unverzichtbar sei es auch, den immer mehr Smartphone- und Tablet-Surfern ein gutes Besuchserlebnis zu bieten, immerhin liegt deren Nutzungsanteil bereits bei 30 Prozent.

Thomas Rafelsberger auf der SEO Campixx

(Bild: Agentur Get On Top)

Vielfach wird Content Marketing als Zukunft des SEO gesehen, ein Buzzword, unter das die Produktion von verlinkenswerten Inhalten von Kochrezepten bis hin zu witzigen Videos gefasst wird. Markus Hövener von der SEO-Agentur Bloofusion spricht allerdings schon vom "Content Schock" – ein Allheilmittel sei Content Marketing jedenfalls nicht.

So würden viele Blogs von Online Shops weder Links noch Mehrumsatz generieren. Zahlreiche Viral-Kampagnen verliefen völlig im Sande, zumal die Schöpfungshöhe in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen sei – mit einer simplen Infografik sei inzwischen kaum mehr Aufmerksamkeit zu gewinnen. Um eine Kampagne erfolgreich zu machen, seien außerdem neben den eigentlichen Inhalten häufig massive Investitionen ins Seeding notwendig.

Zudem dürften Inhalte nicht nur vom Thema SEO aus gedacht werden. Björn Tantau hielt fest, oberstes Ziel müsse die Erschaffung eines richtig guten Produktes sein, nicht der Aufbau von Links. Seiten wie Facebook oder Wired seien nicht mit der Intention erdacht worden, viele Verlinkungen zu generieren. Trotzdem oder gerade deshalb bekämen diese Seiten heute ungemein viel Traffic von Google. Die Bibel nebst ihrer "Top List", den 10 Geboten, sei das erfolgreichste Content Marketing aller Zeiten und werde auch noch hervorragend monetarisiert, brachte es Kai Spriestersbach von Search One auf den Punkt. Google mache heute nicht mehr Seiten populär, sondern ranke populäre Seiten.

Die SEO-Branche wandele sich, bilanziert Konferenzveranstalter Marco Janck von Sumago im Gespräch mit heise online. Das Betätigungsfeld werde immer enger, reine Linkaufbau-Agenturen hätten kaum eine Zukunft. Vielmehr wachse SEO immer mehr mit anderen Disziplinen wie PR, Brand Building und klassischem Vertrieb zusammen, was zu einer gegenseitigen Befruchtung führe. Die Konferenz, die in diesem Jahr bei Ticketpreisen von knapp 300 Euro innerhalb von zwei Minuten ausverkauft war, trage dieser Entwicklung Rechnung, sagte Janck. Im kommenden Jahr werde es statt einem Konferenzwochenende eine ganze Veranstaltungswoche mit eigenen Tagen für Themen wie Neuro-Marketing geben. (jss)