Anzeigenrückgang zwingt Gruner+Jahr zu drastischen Sparmaßnahmen

Europas größter Zeitschriftenverlag Gruner+Jahr hat einen drastischen Sparkurs angekündigt und auch die Schließung einzelner Titel nicht ausgeschlossen. Das Unternehmen geht davon aus, dass andere Medienhäuser mit "vergleichbarem Vorgehen" folgen werden.

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  • dpa

Europas größter Zeitschriftenverlag Gruner+Jahr hat einen drastischen Sparkurs angekündigt und auch die Schließung einzelner Titel nicht ausgeschlossen. Etablierte Blätter sind nach dpa-Informationen aber nicht betroffen. Vorstandschef Bernd Kundrun hatte sich am Donnerstag mit einem Brief an die Mitarbeiter der Verlagsgruppe gewandt. Der Sparkurs werde aber keine Auswirkungen auf die Gesellschafterstruktur haben, sagte am Samstag ein Sprecher des Mehrheitsgesellschafters, der Gütersloher Bertelsmann AG. Bertelsmann hält 74,9 Prozent der Anteile an dem Hamburger Zeitschriftenhaus. Bertelsmann werde zu Gruner+Jahr stehen, sagte der Bertelsmann-Sprecher und reagierte damit auf Spekulationen, der Konzern könnte seine Beteiligung an Gruner+Jahr zurückfahren.

Kundrun hatte in einem Brief an alle Mitarbeiter der Verlagsgruppe angekündigt, auf Grund der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung müssten drastisch Kosten gespart werden bis hin zur Schließung einzelner Zeitschriftentitel. "Es ist daher notwendig, dass wir in den nächsten Wochen in all unseren Ländern unser Portfolio um jene Titel bereinigen, die keine Aussicht haben, die Krise zu überstehen", schrieb Kundrun in dem Brief, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Er sei sich sicher, dass auf diesen Schritt von Gruner+Jahr andere Medienhäuser mit "vergleichbarem Vorgehen" folgen müssen. Als ersten Schritt auf dem Sparkurs habe der Gruner+Jahr-Vorstand beschlossen, die Reisekosten, Spesen und Veranstaltungskosten um pauschal 20 Prozent zu reduzieren.

"Ein vergleichbar starker Rückgang der Werbegeschäfte innerhalb kurzer Zeit war bisher selten zu beobachten", schrieb Kundrun weiter. Von möglichen Schließungen sollen etablierte Blätter nicht betroffen sein, sondern um Neugründungen im In- und Ausland, deren wirtschaftliche Entwicklung in der Startphase hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist. Gruner+Jahr hatte im vergangenen Jahr mit 14.500 Mitarbeiter rund 2,8 Milliarden Euro umgesetzt.

Besonders betroffen von dem deutlichen Anzeigenrückgang besonders aus der Finanzwirtschaft sind die Gruner+Jahr Wirtschaftspublikationen. Bei der Tageszeitung Financial Times Deutschland, den Zeitschriften Capital und Impulse sowie börse-online wurden die Mitarbeiter am vergangenen Freitag zu Betriebsversammlungen zusammengerufen. Teilnehmer berichteten, es sei das Ziel ausgegeben worden, die vier Publikationen im Verbund zu erhalten. (dpa) / ()