Edward Snowden: "Das Internet ist nicht der Feind"

Per Telepräsenz-Roboter aus Russland zugeschaltet, hat Edward Snowden auf einer TED-Konferez dafür geworben, sich für die Freiheit des Internets einzusetzen. Die Überwachung gefährde nicht nur dessen Infrastruktur, sondern auch die Demokratie an sich.

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Edward Snowden als Robotergast

(Bild: TED/Ryan Lash)

Der Whistleblower Edward Snowden hat auf einer TED-Konferenz im kanadischen Vancouver seine Handlungen erneut verteidigt und die Zuhörer aufgerufen, sich für die Freiheit – nicht nur im Internet – einzusetzen. Snowden war für das Interview mittels eines Telepräsenz-Roboters zugeschaltet, den er selbst steuern konnte. Er äußerte sich nicht nur zu seinen Hoffnungen hinsichtlich der weiteren Reaktionen auf die NSA-Enthüllungen, sondern erklärte auch, wie die bereits bekannten Enthüllungen US-Offizielle Lügen straften.

Snowden wies etwa darauf hin, dass es bei dem Überwachungsprogramm PRISM entgegen aller Beteuerungen nicht um Meta- beziehungsweise Verbindungsdaten gehe. Die Daten stammten direkt von den Servern der Unternehmen, die mehr Verschlüsselung einsetzen müssten, wenn sie wirklich etwas dagegen tun wollten. Boundless Informant wiederum zeige, dass mehr US-amerikanische Kommunikation überwacht würde als etwa russische. Auch die Behauptung, dass es keinen Missbrauch gebe, sei schon lange entkräftet. Später kündigte Snowden weitere Enthüllungen an: "Einige der wichtigsten Berichte stehen uns noch bevor."

NSA-Skandal

Die NSA, der britische GCHQ und andere westliche Geheimdienste greifen in großem Umfang internationale Kommunikation ab, spionieren Unternehmen sowie staatliche Stellen aus und verpflichten Dienstleister im Geheimen zur Kooperation. Einzelheiten dazu hat Edward Snowden enthüllt.

Im weiteren Verlauf wies Snowden noch einmal den Vorwurf zurück, den Interessen seines Landes geschadet zu haben. Seinen schärfsten Kritikern warf er vor, eine zu enge Definition von nationaler Sicherheit zu haben. Es sei nicht das Privileg von Personen wie dem Ex-US-Vizepräsidenten Dick Cheney, das Land sicher zu halten. Und das Internet sei genauso wenig der Feind wie die Wirtschaft. Snowden appellierte dafür, sich der Massenüberwachung entgegenzustellen. Das Recht auf Privatsphäre dürfe nicht aufgegeben werden, denn niemand wisse, wann es einmal wirklich benötigt wird. Keiner Regierung dürfe das Recht anvertraut werden, unkontrolliert die gesamte menschliche Kommunikation mitzuschneiden. Zusätzlich gefährde die NSA die Sicherheit des Internets, wenn dessen Infrastruktur direkt angegriffen und damit auch für andere Geheimdienste verwundbar gemacht wird.

Seine persönliche Rolle und die Frage, ob er Held oder Verräter sei, bezeichnete er als nicht so wichtig. Wirklich von Bedeutung seien die aufgeworfenen Fragen nach der Regierung, die wir wollen, dem bestmöglichen Internet und danach, welche Beziehung zwischen den Einzelnen und der Gesellschaft wir uns wünschen. Natürlich hoffe er auf eine Amnestie und die Möglichkeit, in die USA zurückzukehren. Aber er werde dafür nicht aufhören, im öffentlichen Interesse zu handeln, sagte er unter dem Applaus der Zuhörer.

Zum Schluss gesellte sich noch WWW-Erfinder Tim Berners-Lee auf die Bühne und Snowden warb für dessen Idee einer Magna Carta für das Internet. Demokratie könne hinter verschlossenen Türen sterben, das müsse verhindert werden. Dabei müsse Freiheit nicht für Sicherheit aufgegeben werden. Zusammen könne eine offene Regierung und Privatsphäre für alle erreicht werden.

(mho)