IT-Dienstleister Atos will Standort in Frankfurt schließen

Ein kompletter Standort in Frankfurt mit 300 Mitarbeitern soll wegen "lokaler Überkapazitäten" geschlossen werden, wie der IT-Dienstleister Atos mitteilt.

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Der IT-Dienstleister Atos will einen seiner Standorte in Frankfurt schließen und damit rund 300 Mitarbeiter entlassen. Das gab zunächst die IG Metall bekannt, Atos bestätigte die Pläne auf Anfrage von heise online. Laut eigenen Angaben betreibt Atos in Deutschland 50 Standorte mit rund 10.000 Mitarbeitern. Atos ist der zweitgrößte IT-Dienstleister in Europa, weltweit arbeiten über 76.000 Leute für das Unternehmen.

Überkapazität statt Fachkräftemangel: IT-Dienstleister Atos will einen Standort mit 300 Mitarbeitern schließen.

(Bild: dpa, Nicolas Armer/Symbolbild)

Die Entscheidung sei "eine Konsequenz von lokalen Überkapazitäten hauptsächlich bedingt durch auslaufende Kundenverträge, geänderte Marktanforderungen und insbesondere Änderungen in den Kundensegmenten“, erklärt das Unternehmen. Eine Gefahr der Schließung anderer Atos-Standorte bestehe derzeit aber nicht. Atos wolle sich in Abstimmung mit den Arbeitnehmervertretern um sozialverträgliche Regelungen bemühen, wegen laufender Verhandlungen die Sache aber nicht weiter kommentieren.

Die IG-Metall vermutet, das Unternehmen wolle mit der Betriebsschließung die Sozialauswahl umgehen. Nach der kann ein Arbeitgeber bei betriebsbedingten Kündigungen diejenigen nicht kündigen, die wegen Dauer der Betriebszugehörigkeit, Alter und Unterhaltsverpflichtungen schutzwürdig sind. Bei kompletter Schließung entfalle das jedoch. Die Geschäftsführung habe den Beschluss in der vergangenen Woche in einer kurzfristig angesetzen Betriebsversammlung bekannt gegeben, teilte die Gewerkschaft mit.

Am Montag fand bereits eine Demonstration statt, weitere Aktionen sollen laut Gewerkschaftsangaben gegenüber heise online folgen. "Im Moment wollen wir natürlich alles daran setzen, das Unternehmen von seinem Schließungsbeschluss abzubringen“, erklärte Martin Weiss von der IG Metall. Wenn sich die Geschäftsführung darauf nicht einlasse, ziehe man "alle gewerkschaftlichen Handlungsmöglichkeiten inklusive Streik“ in Betracht. Der gewerkschaftliche Organisationsgrad im Betrieb sei dafür hoch genug

Die Möglichkeit, zumindest einige der Mitarbeiter des betroffenen Standorts woanders weiter zu beschäftigen, zieht das Unternehmen offenbar nicht in Betracht. Aus infomierten Kreisen hieß es, dass Atos alle laufenden Stellenausschreibungen für Deutschland zurückgezogen habe. Der Unternehmenssprecher nahm dazu keine Stellung. (axk)