Alle Macht den Experten

Seit Ende vorigen Jahres enthalten Googles Suchergebnisse neben der Seiteninformation gelegentlich ein Bild des dazugehörigen Autors. Von dieser Würdigung profitiert unter anderem Google, denn ein G+-Profil ist zwingende Voraussetzung fürs Ego-Boosting.

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Lesezeit: 8 Min.
Von
  • Frank Puscher
Inhaltsverzeichnis

Mit dem Author Rank hat Google etwas geschaffen, das spannende Inhalte und Expertise mit Menschen verbindet. Die Implementierung ist simpel, die Wirkung im Google-Index schon deutlich sichtbar, und dennoch sollten Unternehmen eine Reihe strategischer Überlegungen anstellen, bevor sie Einzelseiten mit Google+-Profilen verknüpfen.

Eine Nachricht vom 26. November markierte einen Zeitenwandel in Sachen Online-Journalismus. Marissa Mayer, die Chefin von Yahoo, verpflichtete mit Katie Couric eine populäre TV-Moderatorin als neues „Gesicht der Nachrichtenredaktion“. Mayer war offensichtlich der Meinung, dass die Zeit reif für bezahlten Qualitätsjournalismus im Netz sei und ein Unternehmen wie Yahoo von der Popularität einer Einzelperson profitieren und die Leser-Website-Bindung damit stärken könne.

Was Marissa Mayer anscheinend gelernt hat, kommt von Google. Die Suchmaschine wird immer stärker darin, Experten für Themen zu finden und sie opulent in Szene zu setzen. Dabei ist es ziemlich gleich, ob der Experte auf einer großen Website wie Yahoo veröffentlicht oder in seinem privaten Blog. Google merkt beispielsweise an den Absprungraten von Nutzern, die auf ein Suchergebnis geklickt und danach direkt den Back-Button des Browsers betätigt haben, ob sie bestimmte Inhalte für passend zu ihrer Suchanfrage halten. Google erkennt außerdem, ob die Nutzer auf derartige Artikelseiten verlinken oder sie mit einem Like, Share oder +1 weiterempfehlen. All das sind für Google Signale für ein gelungenes Inhaltsstück, das wiederum wirkt sich positiv auf das virtuelle Expertenkonto des Verfassers aus.

Das Herz der von Google ausgelobten Autorenexpertise ist das Google+-Profil. Wer gerne sein Foto neben seinem Dokument in einem Suchergebnis sehen möchte, benötigt zunächst eins. Im ersten Schritt ist es nicht unbedingt nötig, auf Google+ besonders aktiv zu sein, allerdings stimmen Experten der Suchmaschinenoptimierung darin überein, dass der sogenannte Engagement-Level auf Google+ – die Menge der Aktivität in einem Profil – einen positiven Einfluss auf den Author Rank und das Suchergebnis hat. Neben der Anzahl der Beiträge, die ein Autor zu einem Thema veröffentlicht hat, geht es vor allem darum, in wie vielen Kreisen er zu finden ist, welche Namen die tragen und wer noch darin ist.

Google berechnet aus diesen und weiteren Signalen – dazu zählt unter anderem der PageRank der Seiten, die die Inhalte tragen, oder die Anzahl von Followern auf Twitter, YouTube oder Facebook – eine Indexzahl, die den „Wert“ eines Autors zu einem Thema wiedergibt. Bei einer entsprechenden Suche zeigen die Kalifornier neben den normalen Suchergebnissen auch solche mit Bild, Link auf das Google+-Profil und die Anzahl der Kreise, in denen sich der Autor befindet. Die Treffer mit Bild sind signifikant sichtbarer als nur textlich dargestellte Suchergebnisse. Anfang 2013 hat Google eine Eyetracking-Studie vorgelegt, wonach die Aufmerksamkeit steigt, die die Nutzer den Suchergebnissen widmen. Als besonders wertvoll erweist sich laut den Suchprofis die Darstellung mit Bild in den Suchkategorien „Navigation“, „Lokal“ und „HowTo“. Bei „Nachrichten“ spielt das Thema noch eine untergeordnete Rolle. Schlechte Nachrichten für Marissa Mayer.

Möglicherweise profitiert das mittlere Resultat von der Popularität von T3N.

Über die effektive Wirkung des Author Rank auf die Suchreihenfolge wird munter gestritten. Eine schnelle Suche nach „hoher authorrank“ zeigt Spannendes (siehe Abbildung): Auf Platz eins landet Heiner Hemken. Er ist in über 4700 Kreisen vertreten. Der Blogger ist Gründer der Suchmaschinenagentur SEO-United, und sein Artikel beinhaltet exakt die gesuchten Begriffe in Titel und URL.

Auf den Plätzen zwei und drei kam zum Testzeitpunkt Spannung auf. Alexander Beck landet auf dem zweiten, obwohl er auf Google+ praktisch nicht aktiv ist und der gefundene Artikel zwar das Suchwort „AuthorRank“ beinhaltet, aber „hoher“ fehlt. Dafür arbeitet der Mann als Autor beim Branchenmagazin T3N. Hinter ihm landet Malte Koj. Der ist immerhin in 156 Google+-Kreisen vertreten und beim ihm sind wiederum beide Suchbegriffe in URL und Titel vertreten. Allerdings stammt der Artikel aus dem September 2012.

Daraus könnte man den Schluss ableiten, dass Beck entweder den höheren Author Rank besitzt als Koj oder dass er von der Popularität von T3N in seinem Ranking profitiert. Beck nutzt demnach seine Expertise nicht nur über die eigene Website oder das Blog. Eine wichtige Lektion für künftige Autoren.

Es gibt wenig Zweifel: Wem es gelingt, als Experte zu einem Thema zu erscheinen, der profitiert von erhöhter Sichtbarkeit in Suchergebnissen. Es ist leicht denkbar, dass Google hier noch aktiver werden könnte, etwa mit einer dedizierten Expertensuche. Mit dem aktuellen Projekt Helpouts, einer Plattform für Schulung und Beratung via Webvideo, geht die Firma schon einen Schritt in diese Richtung.

Aus Sicht des Besucherverkehrs muss die Einblendung eines Bildes neben dem Suchergebnis freilich nicht immer nur positive Ergebnisse nach sich ziehen. Der Programmierer Alex Yumashew löste eine hitzige Diskussion darüber aus, als er ziemlich reißerisch titelte: „Wie Authorship uns 90 Prozent des Traffic kostete“.

Der Artikel selbst ist eher banal und strotzt vor schwer beweisbaren Thesen. Unterm Strich bleibt aber das Ergebnis, dass einige der Seiten von Jitbit, Yumashews Softwarefirma, drastisch an Traffic verloren, nachdem er den Author-Tag eingeführt hatte. Google-Experte Matt Cutts schaltete sich ein und stellte klar, dass die Traffic-Verluste nur zufällig zeitgleich mit der beantragten Autorenschaft zusammenfielen. Tatsächlich war das Penguin-Update der Suchmaschine schuld.

Unterm Strich bleiben ein paar wertvolle Erkenntnisse aus der Diskussion:

– Nicht zu jeder Seite passt das Thema Autorenschaft. Produktseiten oder gar Software-Downloads sind wahrscheinlich weniger geeignet.

– Wenn die Suchbegriffe auf Dinge zielen, wirkt das Bild eines Menschen im Suchergebnis eventuell negativ.

– Schlechte Bildqualität kann vom Klick abschrecken.

– Manche Nutzer könnten die Bild-Text-Kombinationen für Anzeigen halten und überspringen. Yumashew meint, das sei vor allem der Fall, wenn nur ein einziges Ergebnis mit Bild zu sehen ist.

Mithin bedarf es ein wenig kluger Strategie und erfordert vor allem das genaue Beobachten des Traffic im Webanalyse-System, um feststellen zu können, ob das rel-Attribut mit dem Wert author etwas bringt.

Noch mehr Aufmerksamkeit sollte man dem Thema widmen, wie ein Unternehmen seine Unabhängigkeit sicherstellt und dennoch qualifizierte Autoren aufbaut. Genau wie in den klassischen Medien nimmt ein prominenter Anchorman seine Reputation eben mit, wenn er das Unternehmen verlässt. Grundsätzlich sollte man auf jeden Fall rechtlich abklären, dass die Inhalte des Autors nach dessen Abgang noch auf der eigenen Website des Unternehmens bleiben dürfen. Außerdem sollte man mehr als einen Experten aufbauen, um auf Nummer sicher zu gehen.

Auch wenn einschlägige Blogger den Link zur Verknüpfung der Inhalte mit einem Profil bei Google+ gerne Authorship-Markup nennen, ist die automatisierte Zuordnung durch Google nur ein Teil des Gesamtkonzepts. Eine zweite Ausbaustufe stellt Authorship selbst dar. Hierfür gibt es eine eigene Anmeldeseite (siehe „Alle Links“). Dort hinterlegen Autoren nicht nur ihr G+-Profil, sondern geben die Websites, auf denen Artikel zu finden sind, manuell an. Hierzu bedarf es einer von Google verifizierten E-Mail-Adresse, die dieselbe Domain führt wie die Website, auf der die Inhalte liegen. Als Autor sollte man sich deshalb von den belieferten Medien entsprechende Mailadressen einrichten lassen.

Googles Bedingungen verlangen, dass in den Artikelseiten der Name des Autors im Klartext auftaucht, und dieser Name muss identisch sein mit dem auf G+. Zum Dank erhält der Autor sogar ein Statistik-Dashboard, auf dem er den Traffic und die Interaktion mit seinem Content beobachten kann.

arbeitet seit 20 Jahren als Berater, Autor und Journalist im Onlinemarketing. Er wohnt mit seiner Familie in Hamburg.

Alle Links: www.ix.de/ix1404102

Mehr Infos

Inhalte mit Google+ verbinden

– eigenes Google+-Konto unter dem realen Namen eröffnen (falls nicht schon vorhanden)

– aussagekräftiges Porträtfoto von sich ins Profil laden

– Unter der Domain, in der der eigene Inhalt läuft, eine Seite mit einem Autorenprofil erstellen – inklusive Bild und eventuell Links zu den eigenen Artikeln. Wer die Seite nicht permanent aktualisieren will, platziere einen Link in die Site-Suche mit dem Autorennamen als Stichwort.

– unter das Autorenprofil einen Link in Richtung Google+ platzieren: <a rel="me" href="https://plus.google.com/111903589474447327300">Über mich</a>

– In die einzelnen Artikelseiten einen Link aufs Autorenprofil setzen. Der enthält das Author-Attribut: <a rel="author" href="http://www.puscher.de/FrankPuscher.html"/>

– im Profil in der Sektion About/Über mich einen Link zur Website mit den Inhalten setzen

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Faktoren, die den Author Rank beeinflussen können

– soziale Reichweitenindikatoren (Follower auf YouTube)

– inhaltliche Dialoge mit anderen Autoren (Kommentare et cetera)

– Aktivität auf Google+

– Menge der Kreise, in die der Autor einsortiert wurde

– PageRank der Seiten, auf denen er veröffentlicht

– Menge und Regelmäßigkeit der veröffentlichten Inhalte

Mehr Infos

10 Tipps zum rel=author-Attribut

– einzelne Artikelseiten verlinken statt Homepages

– lieber reale Person als Unternehmen oder Firmenmaskottchen

– Unternehmen verwenden das Attribut: rel=publisher

– fremdsprachige Versionen eines Texts verknüpfen

– nur ein Autor pro Artikel

– nicht für Produkttexte oder Angebotsbeschreibungen verwenden

– unterschiedliche Bilder testen und Klickraten analysieren

– Ein Autor kann für mehrere unterschiedliche Themen stehen.

– Links zu den eigenen Beiträgen auf Facebook, Twitter und Google+ veröffentlichen

– auf klare Headlines mit Keyword-Bezug achten

(hb)