Neu entdeckter Zwergplanet als Hinweis auf neunten Planeten

Weit außerhalb der Bahn von Pluto haben Astronomen einen neuen Zwergplaneten gefunden. Dessen exzentrische Bahn und die Gemeinsamkeiten mit dem transneptunischen Objekt Sedna könnten auf einen großen äußeren Planeten hinweisen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 131 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Astronomen haben einen Zwergplaneten entdeckt, der die Sonne so weit entfernt und so ungewöhnlich umkreist, dass seine Bahn eventuell nur durch einen neunten Planeten erklärt werden könnte. Das berichtet die New York Times unter Berufung auf Forschungsergebnisse von Chadwick A. Trujillo und Scott S. Sheppard, die in Nature veröffentlicht wurden. Der Zwergplanet 2012 VP113 ist demnach der zweite der sogenannten Sednoiden, für deren Entstehungsgeschichte derzeit verschiedene Theorien diskutiert werden.

Drei einzelne Aufnahmen von VP113 (mittig rechts)

(Bild: Scott S. Sheppard/Carnegie Institution for Science)

VP113, der derzeit noch unter dem Spitznamen VP oder Biden firmiere (VP steht im Englischen auch für "vice president"), hat demnach einen Durchmesser von rund 450 Kilometern. Er nähert sich der Sonne auf seiner Umlaufbahn nur auf maximal 80 AE (eine Astronomische Einheit entspricht mit rund 150 Millionen Kilometern dem mittleren Abstand zwischen Erde und Sonne) und entfernt sich auf bis 276 AE. Für einen Umlauf benötigt er 4590 Jahre. Damit befindet er sich weit außerhalb des Kuipergürtels (30 bis 50 AE) mit seinen Zehntausenden Himmelskörpern.

In dieser äußeren Region unseres Sonnensystem war Ende 2003 mit Sedna bereits ein anderer Zwergplanet entdeckt worden, dessen außergewöhnliche Bahn (maximale Sonnenentfernung 541 AE bei einer Umlaufzeit von 11.400 Jahren) nach einer Erklärung verlangte. Denn während der Entstehung unseres Sonnensystems gab es in dieser Region nicht genug Materie, um einen solchen Zwergplaneten zu formen. Damals gingen Astronomen davon aus, sie hätten eine neue Klasse von Himmelskörpern gefunden, von denen bald weitere entdeckt werden würden, schreibt die New York Times. Sie nannten sie Sednoiden und erwarten immer noch bis zu 900 solcher Objekte mit einem Durchmesser von mehr als 1000 Kilometern. Aber bis zur Entdeckung von VP113 folgte kein weiterer Nachweis.

Die exzentrischen Bahnen von VP113 (rot) und Sedna (orange) – im Zentrum die Planeten (pink) und der Kuipergürtel (türkis) mit Pluto.

(Bild: Scott S. Sheppard/Carnegie Institution for Science Scott S. Sheppard)

Aktuell gibt es für die Entstehung von Sedna und VP113 drei verschiedene Theorien, erklärt Scott Sheppard. Die erste postuliere einen bislang unbekannten neunten Planeten, der aus dem inneren Sonnensystem geschleudert wurde und dabei Objekte aus dem Kuipergürtel mit sich gerissen hat. Dieser Planet könnte noch immer um die Sonne kreisen oder diese ganz hinter sich gelassen haben. Computermodelle hätten etwa berechnet, dass die Ähnlichkeiten der Umlaufbahnen von Sedna und VP113 durch einen Planeten erklärt werden könnten, der fünfmal so groß ist wie die Erde und 150 AE von der Sonne entfernt kreist, schreibt die New York Times. Sogar Objekte von bis zu zehnfacher Größe der Erde kann sich Sheppard dort vorstellen, schreibt die NASA.

Weiterhin wird vorgeschlagen, die Sednoiden könnten während einer Annäherung unseres Systems an einen anderen Stern an ihren Platz gezogen worden sein. Oder aber sie erreichten ihre Umlaufbahn bereits während der Entstehung der Sonne – eingefangen von anderen nahen Systemen. Welche Theorie sich durchsetzt, wird sich wohl erst zeigen, wenn weitere Sednoiden entdeckt werden.

Platz für neue Himmelskörper ist im äußeren Sonnensystem jedenfalls genug. Zwar hat das NASA-Teleskop Wise dort keinen Hinweis auf einen Planeten gefunden, es hatte aber auch nur nach Objekten der Größe des Saturn oder Jupiter gefahndet. Diese Gasriesen sind aber mit dem zehn- beziehungsweise fast zwölffachem Erddurchmesser größer als der nun postulierte äußerste Planet. (mho)