ICANN: Globale Diskussion über die Zukunft der Netzverwaltung

Die ICANN will Stakeholder weltweit in den den Entscheidungsprozess über die Neuordnung der Netzverwaltung einbeziehen. Die hat dabei nicht nur Fans und einige gewichtige Kritiker.

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  • Monika Ermert

Das 49. Treffen der Netzverwaltung ICANN ist vorbei und das Tauziehen um die Aufsicht über den Betrieb der DNS-Root-Zone fängt an. Noch ist unklar, wie die angekündigte weltweite Konsultation über die Zukunft der Internet Assigned Numbers Authority (IANA), die die weltweiten IP-Adressen und die Rootzone verwaltet, ablaufen soll. Unterdessen versuchen US-Kongressabgeordnete, den Rückzug der USA aus der IANA-Aufsicht noch mit einem Gesetzesvorschlag zu torpedieren.

Eine erste Frist für Vorschläge zum Konsultationsverfahren war am Donnerstag verstrichen. Anfang April soll eine Zusammenfassung präsentiert werden. Die Form der Konsultation sei noch nicht ganz klar, sagte der ICANN-Vorstandsvorsitzende Steve Crocker. Auf den Treffen der ICANN-Spitze 2014 und 2015 wird das Thema auf der Tagesordnung stehen. Wie so eine Konsultation aussehen kann, weiß auch eco-Präsident Michael Rotert nicht spontan: "Gute Frage." Der Verband hat deshalb schon einmal 1000 Internetnutzer in Deutschland gefragt, wie sie sich die künftige Netzverwaltung vorstellen.

Die große Mehrheit, so beschreibt eco das Ergebnis der von TNS Emnid durchgeführten Umfrage, befürworte Zurückhaltung bei regulatorischen Eingriffen durch die Politik. Gleichzeitig sprachen sich mehr Nutzer (40 Prozent) für eine stärkere Rolle der EU (40 Prozent) und sogar der UN (35 Prozent) aus. Ein Drittel sehen allerdings auch eine stärkere Verantwortung der einzelnen Nutzer selbst. Wie neben einem solchen Meinungsbild Endnutzer in die angelaufene Konsultation einbezogen werden sollen, bleibt offen.

Der eco-Präsident, der die ICANN auf dem 49. Treffen in Singapur aufgefordert hatte, bei einem eng begrenzten Mandat zu bleiben, zeigte sich gegenüber heise online skeptisch, dass die erste Frist für die Vorlage eines belastbaren Modells der IANA-Aufsicht eingehalten werden kann. Wenn im September 2015 kein allgemein akzeptierter Vorschlag vorliege, werde die US-Behörde NTIA den IANA-Vertrag nochmals verlängern, hatte NTIA-Chef Larry Strickling in Singapur angekündigt. Die ICANN-Tochter IANA erfüllt ihre Aufgaben auf Grundlage eines Vertrags zwischen ICANN und NTIA.

Strickland hatte auf die Politisierung des Themas in den USA hingewiesen. Republikanerin Sarah Palin warnte vor dem Ausverkauf des Internet, ihre Parteikollegin Marsha Blackburn brachte einen Gesetzesvorschlag gegen den US-Rückzug im Repräsentantenhaus ein.

Der ehemalige US-Präsident Bill Clinton warnte, ein Rückzug der USA könne weniger demokratisch gesinnten Regierung den Durchgriff auf das Internet erleichtern. Die Sorge ist durchaus berechtigt: China und der Iran haben sich in Singapur schon mal in Stellung gebracht und kritisiert, dass Regierungen mehr Einfluss haben müssten in einer globalen Netzverwaltung. Warum sollte der Privatsektor stimmberechtigt sein im ICANN-Vorstand, Regierungsvertreter aber nicht, fragte Irans Vertreter Kavouss Arasteh. Der ICANN stehen also wohl interessante Debatten ins Haus. (vbr)