Kernel-Log: Neue Grafiktreiber und Stable-Kernel; Details zu Linux-Staging

Neue Treiber für AMD-, Nvidia- und Intel-Grafikhardware; Linux-Kernel 2.6.25.7, 2.6.25.8 veröffentlicht; 2.6.26-Entwicklung mit Freigabe von 2.6.26-rc7 auf der Zielgraden; Linux-Staging wird anders veröffentlicht, als ursprünglich vorgesehen.

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Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Thorsten Leemhuis

Kernel-Log-Logo

In den vergangenen Tagen gab es gleich zahlreiche Neuerungen rund um verschiedene gängige Linux-Grafiktreiber für verbreitete Grafikhardware von AMD, Nvidia und Intel.

AMD etwa hat die Catalyst-Version 8.6 des auch als fglrx bekannten proprietären Grafiktreibers für Radeon-GPUs veröffentlicht. Sie bringt einige Fehlerkorrekturen und ein verbessertes Installationsprogramm; der Treiber soll zudem bereits die in Kürze erwartete neuen Radeon-Grafikchipgeneration unterstützen. Doch auch die neue Version arbeitet noch nicht mit den Vorabversionen des etwa von Fedora ausgelieferten und zu X.org 7.4 gehörenden X-Servers 1.5 zusammen. Dave Airlie hat derweil DRM-Patches für eine Vorabversion von Linux 2.6.26 veröffentlicht, die den Microcode mit dem von AMD freigegebenen abgleichen und 3D-Unterstützung für R500-GPUs im Direct Rendering Manager des Kernels nachrüsten – für 3D-Beschleunigung bei der Radeon X1000-Serie braucht man zusätzlich aber noch neue Versionen der X.org-Treiber ati oder radeonhd sowie ein neues Mesa. Torvalds integrierte die Patches von Airlie zwischenzeitlich in den derzeit zu 2.6.26 führenden Hauptentwicklungszweig, obwohl die Patches vor Airlie recht groß waren und der aktuelle Entwicklungszyklus bereits weit fortgeschritten ist.

Auch Nvidia hat neue Versionen der eigenen proprietären Grafiktreiber für x86-32- und x86-64-Linux veröffentlicht; sie enthalten ebenfalls Korrekturen (unter anderem auch für den X-Server 1.5) und bringen Unterstützung für die neuste, erst kürzlich vorgestellte GPU-Generation. Der Code im Hauptentwicklungszweig des für Nvidia-Karten zuständigen X.org-Treibers "nv" unterstützt Letztere seit Kurzem ebenfalls und soll nun auch mit zahlreichen GeForce-Mobile-Chips der 9er-Serie umzugehen wissen. Nachdem sich gestern eine Vielzahl wichtiger Kernel-Entwickler in einem Statement gegen proprietäre Linux-Kernel-Treiber ausgesprochen haben hat Nvidia in einer Stellungnahme gegenüber ZDNet das eigene Vorgehen verteidigt; laut dem ZDNet-Blog werde Nvidia auch in Zukunft keine Open-Source-Grafiktreiber veröffentlichen, weil für solche kein Bedarf bestehe.

Die Intel-Entwickler haben derweil die Version 2.3.2 ihrer Open-Source-Treiber für X.org freigegeben, die im Wesentlichen Fehler korrigieren. Parallel arbeiten die Programmierer bereits an der Treibergeneration 2.4 und bemühen sich um Unterstützung für HDMI- und DisplayPort. Zudem soll die nächste Treibergeneration die G45-Chipsätze anzusteuern und auf das noch neue GEM zur Speicherverwaltung aufsetzen.


Seit dem vorangegangen Kernel-Log haben die Betreuer der Linux-Stable-Series die Linux-Versionen 2.6.25.7 und 2.6.25.8 freigegeben. Beide beheben verschiedene Fehler im Kernel und verbessern in einigen wenigen Treibern die Hardware-Unterstützung; sicherheitsrelevante Korrekturen weisen die Kernel-Entwickler nicht explizit aus. Heute oder morgen soll mit 2.6.25.9 bereits die nächste Version in der 2.6.25er-Linie folgen; sie enthält nach derzeitigem Stand zehn Änderungen, die weitere Fehler beseitigen (siehe 1, 2).

Die Entwicklung von Linux 2.6.26 befindet sich nach der vor einigen Tagen erfolgten Freigabe der siebten Vorabversion nun auf der Zielgraden; angesichts der aktuellen Fehlerliste, verschiedener Fehlerberichte auf der LKML und einiger späten Änderungen im Hauptentwicklungszweig ist eine achte Vorabversion aber durchaus im Bereich des Möglichen. Mehr als zwei Wochen dürften bis zur Fertigstellung der nächsten von Torvalds freigegebenen Linux-Version aber wohl nicht mehr vergehen.


Nach der Vorstellung des Linux-Staging-Entwicklerzweigs hat Greg Kroah-Hartman nach weiteren Diskussionen und Überlegungen bekannt gegeben, dass Linux-Staging entgegen der ursprünglichen Planungen nicht in Linux-Next enthalten sein soll. Stattdessen will er den Zweig nun separat verwalten und die Patches in dem mit Git verwaltenden Quilt-Tree mit jeder RC-Version aktualisieren. Für jeden Zwischenversion und die finalen Kernel im Hauptentwicklungszweig plant Kroah-Hartman zusätzlich die im Quilt-Tree enthaltenen Patches zu einem einzelnen zusammenzufassen, um den Testern das Einbinden von Linux-Staging zu erleichtern. Das erste Mal hat er einen solchen Patch kürzlich für Linux 2.6.26-rc7 veröffentlicht.

Zur Einführung von Linux-Staging hatten unter anderem auch einige Diskussionen rund um den besten Zeitpunkt zur Aufnahme neuer Treiber geführt. Kürzlich griff James Bottomley das Thema wieder auf und schlug vor, es auf dem diesjährigen Kernel Summit ausführlich zu diskutieren.


Kernel-Log-Staccato:

  • Matthew Garrett hat in seinem Blog den Quellcode eines experimentellen Kernel-Moduls veröffentlicht, das Nvidia-Grafikhardware nach dem Bereitschaftsmodus (Suspend) wieder neu zu initialisieren versucht. Damit soll das auch im Zusammenhang mit dem Open-Source-X.org-Treiber "nv" der ACPI-S3-Modus vielfach besser funktionieren – bislang arbeitet der zumeist nicht oder nur unzuverlässig, wenn man den freien X.org-Treiber nutzt.
  • Die aktuellen Entwickler des von Torvalds gestarteten und im Linux-Kernel-Umfeld viel benutzten Quellcodeverwaltungssystems Git haben dessen Version 1.5.6 freigegeben.
  • Michael Kerrisk arbeitet in Zukunft als Fellow bei der Linux Foundation an verschiedenen Dokumentationsprojekten. Im Rahmen dieser Tätigkeit hat es die man-pages 3.0 veröffentlicht. Er will sich in Zukunft um API-Beschreibungen kümmern und die zusammen mit dem Kernel ausgelieferte Dokumentation in Schuss halten.
  • Jouni Malinen hat einen Patch veröffentlicht, der den Linux-WLAN-Stack MAC80211 um Unterstützung für das noch nicht finalisierte IEEE 802.11w (Protected Management Frames) erweitert.
  • Die Entwickler des Hplip-Projekts haben die Version 2.8.6 der Hplip-Treiber für HP-Drucker und -Multifunktionsgeräte veröffentlicht. Sie bringt erstmals Unterstützung für 30 neue Geräte – darunter zahlreiche All-in-One-Modelle.
  • Olaf Kirch hat mit der Arbeit an einem neuen Dokument begonnen, das die wichtigsten Interna des Netzwerk-Stacks näher erläutern soll und Neulingen einen Einstieg in die Materie ermöglicht, ohne mit Details zu verwirren.
  • Die Entwickler der LessWatts-Initiative haben die PowerTop-Version 1.10 veröffentlicht.

Weitere Hintergründe und Informationen rund um Entwicklungen im Linux-Kernel und dessen Umfeld finden sich auch in den vorangegangen Ausgaben des Kernel-Logs auf heise open:

Ältere Kernel-Logs finden sich über das Archiv oder die Suchfunktion von heise open.

(thl)