13. RoboCup German Open eröffnet

Anpfiff für den RoboCup in Deutschland: Bis Samstag werden sich in Magdeburg wieder die Roboter im Fußballspiel, Rettungsmissionen und Aufgaben im häuslichen Bereich messen.

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Von
  • Hans-Arthur Marsiske
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In Magdeburg sind am heutigen Donnerstagmorgen die 13. RoboCup German Open eröffnet worden. Oberbürgermeister Lutz Trümper und Jens Strackeljan, Rektor der Otto-von-Guericke-Universität begrüßten auf dem Messegelände die knapp tausend Teilnehmer, die sich zum fünften Mal in der sachsen-anhaltischen Landeshauptstadt treffen, um ihre Roboter in verschiedenen Disziplinen in den Wettbewerb zu schicken.

Neben Fußball, mit dem der RoboCup im Jahr 1997 startete, sind im Lauf der Zeit andere, stärker an konkreten Anwendungen orientierte Wettkämpfe hinzugekommen. So ist auch dieses Jahr wieder eine Arena für Rettungsroboter aufgebaut worden, in der nicht nur die Orientierung und Mobilität der Roboter getestet werden soll, sondern verstärkt auch deren Manipulationsfähigkeiten.

„Wir haben mehr Türen, die geöffnet werden müssen“, sagt Adam Jacoff, Co-Chair des Wettbewerbs. "Außerdem müssen Ventile geschlossen werden, sowohl durch Umlegen eines Hebels als auch durch Drehen eines Rades." Die Aufgaben ähnelten zum Teil der gegenwärtig laufenden Darpa Robotics Challenge, einem Wettbewerb der US-Militärforschungsbehörde Darpa, die sich wiederum von der RoboCup Rescue League habe inspirieren lassen. "Die RoboCup Rescue Arena wird zu einer Art institutionellem Gedächtnis der Darpa Robotics Challenge", erläutert Jacoff.

13. RoboCup German Open (4 Bilder)

Michael Schreiber präsentiert den neuen, zusammen mit der Firma Igus entwickelten Roboter, der nach einer Regeländerung sowohl in der Kid Size als auch in der Teen Size der Humanoid League spielen kann. (Bild: Hans-Arthur Marsiske)

Der Wettbewerb RoboCup@home für Haushaltsroboter soll realistischer werden, indem verschiedene Teilfähigkeiten stärker integriert werden. Während bisher Aufgaben wie Personenerkennung, Orientierung im Raum oder Greifen von Gegenständen getrennt getestet wurden, sollen die Roboter sie jetzt in einem Durchlauf lösen. Wenn sie an einem Punkt scheitern, können sie zur nächsten Teilaufgabe übergehen. Bisher mussten sie in einer solchen Situation den kompletten Lauf neu starten.

Beim Fußball könnten Roboter in diesem Jahr erstmals rennen, sodass für einen Moment beide Beine ohne Bodenberührung sind – allerdings nur in der Simulation. "In der Simulation können wir die stärksten verfügbaren Motoren verwenden", sagt Wettbewerbsleiter Klaus Dorer. "Mal sehen, wie es klappt." Gespielt wird mit virtuellen Nao-Robotern, die ein paar Meter weiter auch ganz real übers Spielfeld der Standard Platform League laufen, dort allerdings immer mit mindestens einem Bein auf dem Boden.

Gravierende Regeländerungen, die neue Spielzüge erzwingen könnten, gibt es in diesem Jahr nicht. Doch es dürfte spannend werden, inwieweit die Teams das Laufverhalten und das Pass-Spiel ihrer Roboter verbessern konnten. Die ersten Spiele, die gleich nach der Eröffnung angepfiffen wurden, sahen bereits vielversprechend aus.

Für die Humanoid League, in der die Teams ihre Spieler selber bauen und modifizieren können, hat das Team NimbRo in Zusammenarbeit mit der Firma Igus einen neuen Roboter entwickelt, der infolge einer Regeländerung sowohl in der Kid Size als auch in der Teen Size antreten kann. "Die Größenklassen überlappen sich jetzt, um die Technik voranzubringen und von der Konkurrenz mit der Standard Platform League wegzukommen", sagt Michael Schreiber, der die Hardware maßgeblich mit entwickelt hat.

Spielen werden die Roboter in Magdeburg allerdings noch nicht. "Sie sollen keine Kratzer bekommen, da wir sie auch auf der Hannover Messe zeigen wollen", erklärt Schreiber. Bei der RoboCup-WM im kommenden Juli in Brasilien sollen sie dann aber um den Titel kicken.

Dann ist wahrscheinlich auch ein altgedienter Roboter dabei, dem eine neue Software ein stabileres Laufen ermöglicht. Für heise online führte Marcell Missura vor, wie der NimbRo-Roboter selbst Stöße gegen die Schulter locker wegsteckt, ohne umzufallen. Dafür berechnet er rasch einen Ausfallschritt, der das Gleichgewicht sogleich wieder herstellt. Missura zufolge eine Neuheit beim RoboCup, gerade rechtzeitig fertig geworden, um in Magdeburg präsentiert zu werden.

Neben 44 Teams aus 12 Ländern, die in den Wettbewerben der Major Leagues antreten (zu denen neben den genannten auch die eher industriell orientierten Wettbewerbe Festo Logistics League und RoboCup@work gehören), sind auch etwa 500 Schülerinnen und Schüler mit 156 Teams nach Magdeburg gekommen, um sich im Nachwuchswettbewerb RoboCup Junior für die Teilnahme an der Weltmeisterschaft zu qualifizieren. Sie treten in den Kategorien Soccer, Rescue und Dance an.

Der Schirmherr der diesjährigen Veranstaltung ist Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft. Er konnte selbst nicht zur Eröffnung kommen, ließ aber ein Grußwort verlesen. Darin hieß es: "Es sind die Menschen mit Ideen, mit Durchhaltevermögen, mit Freude am Wettbewerb, die die Zukunft mit gestalten. Menschen, die mit Leidenschaft und Freude an ihren Entwicklungen arbeiten, sie immer weiter verbessern und auch dann noch weiter machen, wenn andere vielleicht sagen – geht nicht." Der Wettbewerb läuft noch bis Samstag. Dann wird sich zeigen, wie weit die Grenzen des "geht nicht“ verschoben werden konnten. (axk)