BDI-Chef: Deutschland verliert bei IKT Anschluss an Weltelite

"Der Konkurrenz aus den USA müssen wir etwas entgegensetzen", sagte Ulrich Grillo, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie, zur Hannover Messe.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 77 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • dpa

Deutschlands oberster Industriefürsprecher Ulrich Grillo sieht die heimische Wirtschaft auf dem zentralen Zukunftsfeld der Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) zurückfallen. Europäische Firmen stünden für weniger als ein Zehntel der globalen IKT-Umsätze, sagte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) am Sonntag auf dem Wirtschaftsforum zur weltgrößten Industrieschau Hannover Messe. "Deutschland verliert den Anschluss an die Weltelite."

Die Digitalisierung der Industrie gilt als Schlüssel für moderne Produktion mit IKT-Kompetenz. Auf diesem Feld dominieren aber die Vereinigten Staaten. "Der Konkurrenz aus den USA müssen wir etwas entgegensetzen", betonte Grillo. Sonst sei Deutschlands Stärke in Industrie und Maschinenbau absehbar in Gefahr. Die Hannover Messe wird am heutigen Sonntagabend von Bundeskanzlerin Angela Merkel eröffnet.

Update 6.4., 17.15 Uhr: Zuvor hatte Grillo schon in einem Gespräch mit der dpa vor einem Bedeutungsverlust des Innovationsstandortes Deutschland gewarnt. "Wir sind zurückgefallen. Und wir müssen aufpassen, dass wir nicht noch weiter zurückfallen", sagte er der dpa unmittelbar vor Eröffnung der Hannover Messe am Sonntagabend. Er fügte hinzu: "Wir wollen nicht nur im Fußball Weltmeister werden, sondern gerade auch bei dem Thema Innovationen dürfen wir uns nicht zufriedengeben."

Grillo hält den Dreiklang aus Vernetzung, Digitalisierung und verstärkter Kooperation für zwingend notwendig, um "Made in Germany" als Siegel für Deutschlands wegweisende Industriestärke zu erhalten. "Wir müssen beim Netzwerken und Kooperieren noch besser werden", sagte Grillo und verwies beispielhaft auf die Zusammenarbeit des Landmaschinenherstellers Claas mit der Telekom. Die zwei Partner kooperieren für vernetzte Erntemaschinen.

Stefan Kapferer, FDP-Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, sieht im Wettkampf der sich rundum digitalisierenden Industrie keine schlechten Startvoraussetzungen. "Deutschland ist durchaus in einer Position, in der wir mutig in den Wettbewerb gehen können." Er sagte, die Politik wolle die Innovationsförderung weiter vorantreiben.

Der Präsident an der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften, Henning Kagermann, gab zu bedenken, dass viele Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche Industriezukunft noch fehlten. "Wir brauchen eine neue digitale Infrastruktur", sagte der frühere SAP-Chef. Dabei gehe es nicht nur um flächendeckende Breitbandnetze, sondern auch um moderne Sensorik, wie sie etwa das Autofahren der Zukunft benötigt. (anw)