Neuerungen des Linux-Kernels 3.15 jetzt absehbar

Ein überarbeiteter USB-Storage-Treiber und Änderungen am Caching-Verhalten sollen die Performance von Linux 3.15 verbessern. Neu sind auch ein Video-Encoder-Treiber und ACPI-Kompatibilität mit "Windows 2013".

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Der Radeon-Treiber des Linux-Kernel 3.15 wird ein Interface zum Zugriff auf den Video-Encoder VCE2 bieten, den neuere Radeon-Grafikerne enthalten. Auf dieses Interface greift ein für Mesa 3D 10.2 vorgesehener Treiber zurück, der Video-Encoder-Software über das OpenMAX API einbinden kann, um so dem Grafikchip die Hauptarbeit beim Erstellen von H264-Videos aufzubürden. Mit 3.15 sollen zudem USB-3.0-Geräte schneller arbeiten, die neben USB-Mass-Storage-Unterstützung auch das effizientere USB Attached SCSI (UAS) beherrschen; das ist Entwicklern zu verdanken, die UAS-Treiber auf Vordermann gebracht haben, der seit langem kaputt und daher lahmgelegt war.

Durch einige Änderungen am Cache-Code soll Linux jetzt flotter auf Änderungen der Arbeitslast reagieren; das kann die Performance in Situationen deutlich verbessern, bei denen der Kernel nicht mehr benutzte Dateien bislang im Cache behielt, statt diese rauszuwerfen und neue aufzunehmen. Ferner erhielt Linux ein neues Locking-API zum geregelten Dateizugriff, das robuster und flexibler sein soll als das alte, weiterhin vorhandene API. Durch Änderungen am UEFI-Code lässt sich ein x86-64-Kernel nun auch über Firmware und Bootloader starten, die für x86-32-CPUs kompiliert wurden.

Der ACPI-Code meldet nun Kompatibilität zu "Windows 2013"; aktuelle Kernel-Version tun das nicht, daher laufen sie auf einigen der neuesten Systeme nicht sauber oder booten erst gar nicht. Ferner soll der Kernel jetzt deutlich flotter aus systemweiten Schlafzuständen aufwachen. Einige vom Projekt LLVMLinux eingebrachte Änderungen verbessern die Kompatibilität zur Compiler-Infrastruktur LLVM; darauf sollen weitere Patches aufbauen, die noch entwickelt werden und durch die sich Linux in Zukunft nicht mehr nur mit der GCC, sondern auch mit dem LLVM-Frontend Clang kompilieren lassen soll.

All diese Neuerungen sind jetzt absehbar, denn Linus Torvalds hat die erste Vorabversion von Linux 3.15 veröffentlicht; zwei Wochen nach der Freigabe von Linux 3.14 hat er damit wie gewohnt das Merge Window beendet, in dem er alle wesentlichen Neuerungen für den Nachfolger integriert. Damit beginnt jetzt die meist sieben bis acht Wochen lange Stabilisierungsphase, in der Torvalds neben Fehlerkorrekturen normalerweise nur kleine und ungefährliche Änderungen integriert. Sofern alles wie gewohnt läuft, sollte Linux 3.15 daher in den ersten zwei Juni-Wochen erscheinen.

Noch nie zuvor hat Torvalds in einem Merge Window so viele Änderungen eingepflegt wie jetzt, denn mit 12.034 Commits waren es diesmal nochmal 71 mehr als bei bisherigen Rekordhalter 3.10-rc1; bei diesen beiden Kernel waren es somit rund 1500 bis 2500 Änderungen mehr als zuletzt üblich. Der Umfang der für 3.15-rc geänderten Zeilen ist aber auf einem normalen Niveau und weit von bisherigen Rekordhalter entfernt. Laut Diffstat wurden diesmal 9916 Dateien geändert, wobei 613.994 Zeilen eingefügt und 241.454 entfernt wurden; umhergeschobene Codezeilen geht allerdings in beide Werte ein. (thl)