Kommentar: 25 Jahre Game Boy – Eine Liebeserklärung
Als Nintendos legendäre Spielekonsole vor genau 25 Jahren in Japan auf den Markt kam, war c't-Redakteur Fabian Scherschel fünf Jahre alt. Trotzdem liebt er seine zwei Game-Boy-Modelle noch heute innig.
Der Game Boy wird heute 25: Am 21. April 1989 brachte Nintendo die handliche Spielekonsole in Japan auf den Markt. Zusammen mit seinem Nachfolger, dem Game Boy Color, verkaufte Nintendo danach bis 2003 über 100 Millionen der Geräte. Einen davon an mich und für mich ist der Game Boy auch heute noch eine der großartigsten Spielekonsolen, die je gebaut wurde. Der Game Boy Advance und alles was danach kam, konnte da nicht mithalten.
Meine Affinität für die kleine Spielekonsole hängt auch an der Liebe zum Detail, die besonders den frühen Game-Boy-Spielen innewohnte. Auf Grund der strengen technischen Begrenzungen der 8-Bit CPU und des wenigen RAMs waren sowohl Grafik als auch Tonwiedergabe des Game Boy sehr eingeschränkt. Screenshots der Spiele wirken mit ihren 160 × 144 Pixeln auf heutigen Monitoren wie bessere Briefmarken, bei Emulatoren muss man die Auflösung in der Regel vier mal vergrößern, um vernünftig spielen zu können. Nichtsdestotrotz ist Zelda: Link's Awakening auch nach heutigen Standards noch vorne dabei, wenn es um Spiele geht, die es schaffen eine virtuelle Welt zum Leben zu erwecken und mich Spieler emotional an die Geschichte zu binden.
Technisch unterlegen aber nicht zu schlagen
Die Konkurrenten des Game Boys mögen technisch weiter entwickelt gewesen sein, aber Nintendo hat beim Design der Konsole einfach alles richtig gemacht und dann mit einer Menge guten Spielen nachgelegt. Das erste Game-Boy-Model ist gebaut wie ein Panzer. Meiner ist Jahrgang '92 und wurde in der Zwischenzeit mit Wasser übergossen, fallen gelassen und hat wahrscheinlich Tausende von Stunden Spielzeit hinter sich – aber das Ding funktioniert immer noch fehlerfrei. Ähnlich die Spielekassetten: Mir ist nie auch nur eine einzige kaputt gegangen. Manchmal muss man den Staub wieder rausblasen, damit sie starten, aber das ist auch schon alles.
25 Jahre Game Boy (26 Bilder)
Tetris Startbildschirm
Bei meinen ersten beiden Game-Boy-Titeln konnte man nicht mal den Spielstand sichern. Und gerade deswegen habe ich sowohl Tetris als auch Super Mario Land immer und immer wieder gespielt. Beide Spiele gaben mir das ständige Verlangen, meinen High Score doch noch um ein paar hundert Punkte nach oben zu bringen oder den perfekten Run im letzten Level hinzulegen. Als Kind habe ich Stunden im Rücksitz des Familienautos damit verbracht, meine Super Mario Land Bestzeit zu verbessern. Das hat damals die stundenlangen Staus rund um Paris auf dem Urlaubsfahrt vom Ruhrgebiet nach Südfrankreich erträglich gemacht. Schlimm wurde es erst, wenn kurz vor dem Ende der Wolkenwelt die Batterien aufgaben.
Grenzenlose Möglichkeiten in der Hosentasche
Wahrscheinlich ist viel meiner Liebe einfach nur Nostalgie. Im Zeitalter des Smartphones ist es fast unvorstellbar, nicht jederzeit grenzenlose Möglichkeiten des Zeitvertreibs in der Hosentasche zu haben. Aber als der Game Boy damals auf den Markt kam, hat eine ganze Generation das zum ersten Mal erlebt. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass meine Grundschullehrerin mir das Gerät oft abnehmen musste, weil ich sonst mit ein paar Freunden nie aus der Pause in den Unterricht gekommen wäre – wir mussten uns ja schließlich gegenseitig bei Kirby's Dreamland übertreffen. Andererseits war das damals nur in Englisch erhältliche Rollenspiel Mystic Quest der Hauptanreiz für mich, die Fremdsprache zu lernen, was mir später zu Jobs in Australien und England verholfen hat.
Objektiv darf man allerdings auch nicht vergessen, dass die Konsole mit Pokémon eines der erfolgreichsten Spiele-Franchises der Geschichte zum Start verholfen hat. Und an der erfolgreichsten Spieleserie aller Zeiten (Super Mario) war der Game Boy auch nicht ganz unbeteiligt. Und wer denkt, die Geschichte des Game Boys wäre mit Aufkommen des Nintendo DS zu Ende gewesen, der übersieht die kleine Gemeide der Gamer, die heute noch Game-Boy-Spiele im Emulator auf ihrem PC oder Smartphone spielen. Für mich persönlich kann das aber nicht das Gefühl ersetzen, die Originalversion der Konsole in den Händen zu halten. Auch wenn ich mir mit meinem stabilen Plastikklotz im Zug manchmal wie ein absoluter Hipster vorkomme.
Dass ein echter Game Boy nicht zu schlagen ist, scheinen auch eine ganze Reihe von Chiptunes-Musikern zu denken. Zwar gibt es auch auf diesem Gebiet gute Emulationssoftware, trotzdem treten zum Beispiel die Jungs von Pornophonique immer noch gerne mit der echten Hardware auf, um bei ihren Live-Shows zur Gitarre die charakteristischen 8-Bit Soli zu produzieren.
Wer selbst noch einen Game Boy irgendwo zu Hause liegen hat, sollte das Gerät vielleicht zur Feier des Tages mal wieder auspacken. Er funktioniert sicher noch. Allen anderen bleiben sehr brauchbare Emulatoren. (fab)
