UK: Mitgliederliste von rechtsextremer Partei im Internet veröffentlicht

Die Liste von Namen, Anschriften und Telefonnumern wurde mutmaßlich von einem ehemaligen Führungsmitglied der British National Party ins Netz gestellt. Bloßgestellte Mitglieder fürchten nun Konsequenzen für ihr Privat- und Berufsleben.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 152 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Thomas Pany

Diese Internetveröffentlichung dürfte manchen Briten um seinen Arbeitsplatz und um seinen Ruf fürchten lassen, denn nicht alle Mitglieder der rechtsextremen Britischen Nationalpartei tragen ihre Parteimitgliedschaft offen zur Schau. Seit dem gestrigen Dienstag sind sie nun unfreiwillige Bekenner: Die gesamte Mitgliederliste der "British National Party" (BNP) wurde im Internet veröffentlicht. Wie die Tageszeitung Guardian heute berichtet, fanden sich darauf etwa 13.500 Namen samt Anschrift, Festnetz- respektive Mobilfunknummern und persönliche E-Mail-Adressen. Mittlerweile wurde die Liste fast vollständig wieder vom Netz genommen.

Laut BNP-Parteichef Nick Griffin, der in einem Radiointerview heute behauptete, er kenne den Verantwortlichen, hat ein ehemaliges Führungsmitglied die Liste im Internet veröffentlicht. Der "Hardliner", erklärte Griffin, habe die Partei vergangenes Jahr verlassen, weil er mit der neuen Linie nicht einverstanden gewesen sei, und habe die Liste mitgenommen.

Doch nicht nur Überzeugte müssen ihre erzwungene Demaskierung fürchten. Auf der Liste finden sich nach Angaben der Zeitung auch Namen von Personen, die keine Mitglieder mehr sind bzw. es niemals waren und nur Interesse bekundet hatten. Zum Teil sind auch Berufe der Mitglieder ersichtlich: So wird von einer kleinen Anzahl von Polizeioffizieren berichtet, von zwei Rechtsanwälten, vier Geistlichen, "mindestens einem Arzt" und einer Anzahl Lehrer an Grund- und weiterführenden Schulen. Darüber hinaus zeigt sich, dass die britische Nationalpartei auch "eine Handvoll" Mitglieder in Australien hat, eins in Oman und etwa 17, die in den Vereinigten Staaten leben. Auch Kinder, die im Rahmen einer Familienmitgliedschaft Parteiangehörige sind, und Jugendliche, die mit 16 beigetreten sind, finden sich auf der Liste.

Von der rechtsextremen Partei heißt es, dass sie keine Mühen scheut, um die Identität der Mitglieder zu schützen. Nur wenige Personen sollen Zugang zur vollständigen Mitgliederliste haben. Die jetzt veröffentlichte Liste ist nach Einschätzung des Parteichefs größtenteils authentisch und auf dem Stand von Ende November, Anfang Dezember 2007. Bei manchen Namen stehen Anweisungen, die zur Diskretion auffordern, etwa weil das BNP-Mitglied ein Regierungsangestellter oder in einem Unternehmen tätig ist, dem eine entsprechende Enthüllung nicht angenehm wäre. Manchmal sind auch die Hobbies der Mitglieder aufgeführt.

Gerade die Kommentare, die den Mitgliedernamen beigestellt sind, haben laut Guardian in Internetforen, die von Unterstützern der extremen Rechten aufgesucht werden, zu wütenden Postings und einer Alarmstimmung geführt. So fürchten einige negative Konsequenzen für Bloßgestellte, die in der Armee, bei der Polizei oder im Lehramt sind oder andere öffentliche Stellen bekleiden.

Der Sprecher der BNP, Simon Darby, kommentiert die Veröffentlichung mit recht eindeutigen Worten: "Wenn wir den Namen desjenigen herausfinden, der diese Liste veröffentlicht hat, dann wird sich erweisen, dass dies eines der dümmsten Dinge ist, die sie in ihrem Leben getan haben." Demgegenüber weist BNP-Boss Griffin darauf hin, dass er zwar die Veröffentlichung von Namen und Adressen für eine "bösartige Einschüchterung" seitens des politischen Gegners halte. Anderseits begrüße er aber die Öffentlichkeitswirkung, welche die Geschichte für die Partei habe. Die Liste zeige nämlich, dass die Wahrnehmung des durchschnittlichen BNP-Mitglieds als "Skinhead-Proll" einfach nicht wahr sei.

Möglicherweise, schreibt der Guardian, wird das britische Datenschutzamt, das Information Commissioner's Office, in der Sache tätig. Nicht nur wegen der Sicherheitslücke, wie es heißt, sondern auch wegen der Menge an Daten, welche die Partei von ihren Mitglieder speichert. Laut dpa ist die rechtsextreme Partei, die auch mit der Leugnung des Holocausts in Verbindung gebracht wurde, nicht im Unterhaus vertreten, dafür aber in einigen britischen Gemeindeparlamenten. Bei der Parlamentswahl im Jahr 2005 erreichte sie 0,7 Prozent der Stimmen. ()