re:publica: David Hasselhoff singt für die digitale Freiheit

Hollywood-Star David Hasselhoff hat auf der re:publica gemeinsam mit F-Secure den Startschuss für ein Manifest für die Internetfreiheit gegeben. Inhaltlich konnte er wenig dazu beitragen, den eigentlichen Text sollen eh die Nutzer schreiben.

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Am Ende sang er sogar noch: Der aus "Knight Rider" und "Baywatch" bekannte Schauspieler kam durch die Hintertür, betonte bei seinem Kurzauftritt auf der re:publica am Dienstag in Berlin mehrfach, dass er auf der Suche nach der digitalen Freiheit sei und stimmte auf hartnäckiges Bitten des Publikums schließlich noch eine Strophe seines Hits "Looking for Freedom" an. Er sei eigentlich angewiesen worden, nicht zu singen, hatte sich der Hollywood-Star zunächst etwas widerspenstig gezeigt. Es gehe schließlich um ein sehr ernstes Thema.

Looking for internet freedom: Mikko Hypponnen von F-Secure und sein "Markenbotschafter" David Hasselhoff.

(Bild:  Stefan Krempl)

In die Hauptstadt zu den Nerds und Netzaktivisten hatte den Mimen und Sänger Mikko Hypponen von der finnischen Sicherheitsfirma F-Secure geholt. Gemeinsam enthüllten sie den virtuellen Vorhang vor einem Wiki, in dem interessierte Nutzer an einem Manifest zur digitalen Freiheit mitschreiben können. Das Unternehmen hat nur die Kernthemen und künftigen Kapitel der Erklärung vorgegeben. Sie wenden sich gegen Massenüberwachung, politische Verfolgung sowie digitale Kolonialisierung und werben für Meinungs-, Zugangs- und Bewegungsfreiheit.

"Das Internet wird weiter genutzt, um unser persönliches Leben auszuspähen", warb Hypponen für die Ausgestaltung des Torsos durch die Netzgemeinde. Der Überwachungsstaat könne Nutzerdaten faktisch für immer aufbewahren, da es günstiger geworden sei, sie zu behalten als sie zu löschen. Dagegen könnten erfahrene Nutzer zwar etwa mit Verschlüsselungs- und Anonymisierungstechniken reagieren. Es sei aber besser, auf einen politischen Wandel hinzuarbeiten. Dafür müssten möglichst viele Leute den Entscheidungsträgern sagen, dass das Internet nicht fürs unbegrenzte Datensammeln geschaffen worden sei.

Das Manifest soll bis Ende Juni "per Crowdsourcing" und Schlussredaktion durch F-Secure unter einer Creative-Commons-Lizenz fertig gestellt und dann Weltführern wie Angela Merkel, Barack Obama oder Wladimir Putin übergeben werden, erläuterte der Finne. Er persönlich habe kein Problem damit, wenn die Bundeskanzlerin abgehört werde, da sie ein legitimes Ziel darstelle. Anders gestalte sich der Fall aber,
"wenn sie die Telefonate meiner Mutter abhören". "Die Privatsphäre ist nicht verhandelbar", erklärte Hypponen seine weiteren Beweggründe. "Sie ist ein Menschenrecht und ändert sich nicht dadurch, dass wir online kommunizieren."

Hasselhoff nutzte seine Viertelstunde auf der Bühne zunächst für die Klarstellung, dass er nichts mit dem Fall der Berliner Mauer zu tun habe. Er habe nur ein Lied über die Freiheit gesungen, das nun auf den digitalen Raum übertragen werden solle. Hacken im Staatsauftrag geht dem Sänger zufolge gar nicht. Er bezeichnete sich selbst als gebranntes Kind, nachdem seine Tochter ein unvorteilhaftes Video von ihm in nicht ganz nüchternem Zustand aufgenommen habe, ihr Computer anschließend infiltriert und der Clip ins Netz gestellt worden sei. "Das passiert jetzt allen", warnte er. "Sie holen sich Eure E-Mails, Kurzmitteilungen, Fotos und Finanzdaten." Dabei habe "jeder etwas zu verbergen".

Zu weit wollte der US-Bürger mit seiner Kritik aber nicht gehen, da er noch reingelassen werden wolle in sein Heimatland. Überwachung bezeichnete er als "zweischneidiges Schwert", da diese auch Kriminelle zu bekämpfen helfe. Sie dürfe aber nicht gegen alle gerichtet sein. Auch Snowdens Verhalten bezeichnete er als ambivalent: Dieser habe es zwar begreiflich gemacht, "was abläuft", aber auch Namen bekannt gegeben. (axk)