Die OLED-Zukunft wird vertagt

Bildschirme aus organischen Leuchtdioden galten als das nächste große Ding. Sie mögen es noch immer sein, jedoch später als bisher gedacht.

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Von
  • Martin Kölling

Bildschirme aus organischen Leuchtdioden galten als das nächste große Ding. Sie mögen es noch immer sein, jedoch später als bisher gedacht.

2013 sollte ein Meilenstein werden für Südkoreas Elektronikhersteller und die TV-Industrie. Samsung und LG waren vorgeprescht und wollten große Flachfernseher aus organischen Leuchtdioden (OLED) verkaufen, die noch dünnere, farblich brillantere und womöglich sogar flexible Bildschirme ermöglichen würden. Kurz: die Fernseher der Zukunft. Die Südkoreaner wollten damit unterstreichen, dass sie und nicht die Japaner technisch die Marktführer sind. Mitte des Jahres kamen die 55-Zoll-Flundern zu Maxi-Preisen von mehr als 10.000 Euro auf den Markt. Und ein Jahr später? Aus der Traum.

LG hält als einziger Hersteller der vermeintlichen Zukunft die Treue. Denn ausgerechnet Samsung, der größte Fernsehhersteller der Welt, strich den Hoffnungsträger OLED in großem Stil aus seinem Angebot und vertagt die Pläne, eine Massenproduktion aufzubauen. Auch Sony, wo man schon vor Jahren einen kleinen OLED-Fernseher erst auf den Markt gebracht und dann rasch vom Markt genommen hatte, zeigt zwar tolle Bildschirme, hält sie aber noch zurück. Stattdessen konzentrieren sich die Hersteller vor der Fussballweltmeisterschaft schnöde darauf, ultrahochauflösende Fernseher in den Markt zu pressen. Schnelle Kohle statt mit Verlust marketingtechnisch Technikführerschaft zu demonstrieren – dies scheint die Devise zu sein.

Sinn macht die Umkehr schon: Der Ausschuss bei den großen OLED-Bildschirmen ist zu hoch, die Produktion auf den Testlinien zu klein, als dass sich auch nur annähernd wettbewerbsfähige Preise erzielen ließen. Der Absatz bewegte sich daher im Jahr 2013 mit gerade 4400 verkauften OLED-TVs in derart homöopathischen Dosen, dass der Marktforscher NPD DisplaySearch kürzlich seine Prognosen drastisch senkte: von 20.000 auf 5000 Geräte im Jahr 2014 und von neun Millionen auf vier Millionen Geräte im Jahr 2017.

Damit ereilt OLED-TVs ein Schicksal, das einige Insider in der Display-Industrie schon lange vorhergesagt haben. Die Entwicklungsstufe von LCD-TVs ist so hoch, die die Displays so dünn, dass OLEDs den Kunden kaum noch Vorteile bringen. Wenn man die Dicke eines Displays von zehn auf fünf Zentimeter halbieren kann, ist der Nutzen groß. Eine Schrumpfkur von acht auf vier Millimeter hingegen macht im Wohnzimmerregal oder an der Wand schon keinen großen Unterschied mehr aus.

Doch wichtiger noch: Die Hersteller haben die Produktionstechnik für die Massenfertigung von großen OLED-Bildschirmen nach wie vor nicht im Griff. Denn was bei kleinen Displays für Handys und Digitalkameras inzwischen recht gut funktioniert, das Aufdampfen des Materials im Vakuum, klappt bei großen Bildschirmen schlecht und führt zu hohem Ausschuss. Panasonic hat daher realistischerweise 2015 als Verkaufsdatum seines OLED-TVs angeben – nachdem die Produktionstechnik ausgereift ist.

Neue Herstellungsvarianten wie Ink-Jet-Druckverfahren sollen den Durchbruch bringen. Richtig spannend wird es, wenn sich die Bildschirme durch Rollendruck auf Folie auftragen lassen. Die Wettbewerber bringen sich jedenfalls schon in Stellung, darunter auch der größte Hersteller von Flüssigkristallen, Merck aus Deutschland. Der Konzern schloss 2012 eine Partnerschaft mit Seiko Epson in Japan, um gemeinsam OLED-Tinten zu entwickeln. Denn die Probleme heute werden den Durchbruch der Technik morgen nicht aufhalten. Sondern höchstens verzögern. (bsc)