US-Außenministerium will soziale Netzwerke im "Krieg der Ideen" nutzen

Neue Technologien sollen den Vereinigten Staaten einen signifikanten Wettbewerbsvorsprung gegenüber al-Qaida und anderen extremistischen Organisationen verleihen. Geplant ist außerdem eine "Allianz der Jugendbewegungen"

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Von
  • Thomas Pany

Das amerikanische Außenministerium will soziale Netzwerke und sogenannte Web-2.0-Angebote dazu nutzen, um den "Krieg der Ideen" gegen radikalislamische Militante und andere Extremisten zu gewinnen. Neue Technologien würden den Vereinigten Staaten einen signifikanten Wettbewerbsvorsprung gegenüber al-Qaida und anderen extremistischen Organisationen verleihen, verkündete James Glassman, Chef der Public Diplomacy-Abteilung des US-Außenministeriums, in einer Rede vor einem amerikanischen Think-Tank.

Der oberste Imagepfleger der Supermacht propagiert mit der Initiative "Public Diplomacy 2.0" einen neuen Kommunikationsansatz, der sich über Web-2.0-Dienste und soziale Netzwerke besonders an junge Menschen richten soll. In der neuen Welt der Kommunikation seien Staaten, die sich gegen neue Internettechniken sträuben würden, dem größeren Risiko ausgesetzt, ignoriert zu werden. Junge Menschen würden es nicht schätzen, darüber belehrt zu werden, was sie denken sollen oder wie wunderbar man sei. Glassmann warb stattdessen für Initiativen, welche sich interaktiv mit der Öffentlichkeit auseinandersetzen. So wies er darauf hin, dass die Abteilung des Außenministeriums für Erziehung und Kultur eine Seite auf Facebook habe und dass es ein digitales Team für "freundliche Kontaktaufnahme" gebe, das in Blogs und auf Webseiten in arabischer Sprache, in Farsi, Urdu und bald in russischer Sprache unterwegs sei. Kernaufgabe im "Krieg der Ideen" sei es, meinte der US Undersecretary of State for Public Diplomacy and Public Affairs, eine Umgebung zu schaffen, die sich gegenüber dem gewalttätigen Extremismus feindlich zeige. Man müsse den jungen Leuten produktive Wege zeigen, die vom Terrorismus wegführten.

Wie vergangene Woche schon verlautbart wurde, hat die Public-Diplomacy-Abteilung des Außenministeriums zusammen mit Facebook, Google, MTV, Howcast und anderen eine Konferenz in New York anberaumt, die morgen beginnen und bis 5. Dezember dauern soll. Dort versucht man eine "Allianz der Jugendbewegungen" zu schmieden. 17 Jugendgruppen mit mehr oder weniger starker Webpräsenz sollen sich austauschen und lernen, sich nach dem Vorbild der Bewegung "Million Voices Against the FARC" im Kampf gegen den Extremismus zu organisieren.

"Million Voices Against the FARC" hatte im Februar dieses Jahres für Aufsehen gesorgt, weil es einer Gruppe von jungen Kolumbianern gelang, mit Hilfe von Facebook eine Bewegung zu gründen, die Millionen von Menschen dazu mobilisierte – in Kolumbien und mehreren Städten weltweit – auf die Straße zu gehen, um gegen die Kokain-Guerilla FARC (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia – "Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens") zu protestieren.

Als Ziel der "Allianz der Jugendbewegungen"-Konferenz geben James Glassman und ein Mitarbeiter des dafür zuständigen Planungsstabes im Außenministerium konkret die "Anfertigung eines Handbuchs" an, das "online oder als Druckwerk" anderen Gruppen auf der ganzen Welt dabei helfen soll, sich gegen Extremismus, Gewalt und Unterdrückung zu organisieren.

Siehe dazu in Telepolis:

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