Google Books, Open Access und der Heidelberger Appell: Unklarheiten bei den Unterzeichnern

Der viel diskutierte Heidelberger Appell von Roland Reuß, der sich u. a. gegen Googlebooks und das Open-Access-Modell wendet, rühmt sich der Unterstützung durch zahlreiche Autoren. Die Befragung von 10 prominenten Unterzeichnern ergab einige Unklarheiten.

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Von
  • Florian Rötzer

Der viel diskutierte Heidelberger Appell des Germanistik-Professors Roland Reuß, der sich u. a. gegen Google Books und das "Open-Access"-Modell wendet, rühmt sich zahlreicher Unterstützer unter prominenten Autoren, die den Aufruf "Für Publikationsfreiheit und die Wahrung der Urheberrechte" unterzeichneten. Das hat für eine große Medienresonanz gesorgt und zu Kampagnen in verschiedenen Zeitungen wie der FAZ geführt. Dabei wurden unter Verweis auf Google Books, YouTube, The Pirate Bay und Open Access politische Maßnahmen zur "Wahrung" von Urheberrechten gefordert, aber unterschiedlichste Themen vermischt.

Nachdem der Schriftsteller Peter Glaser ("Schönheit in Waffen") seine Unterschrift unter dem Heidelberger Appell zurückzog und erklärte, dass er aus Skepsis über die Google-Aktivitäten unterschrieben habe und keineswegs die im Appell vertretene Meinung zu Open Access teile, bat Telepolis zehn prominente Unterzeichner telefonisch um ihre Stellungnahme: Hans-Magnus Enzensberger, Alexander Kluge, Thomas Meinecke, Thomas Palzer, Klaus Theweleit, Eva Demski, Uwe Timm, Matthias Matussek, Hajo Jahn und Bascha Mika. Die Antworten unterschieden sich teilweise deutlich von den Forderungen des Initiators Roland Reuß und der Interpretation von Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (siehe den Telepolis-Artikel: Willenserklärungs-Exegese.

Deutlich wurde, dass sich die befragten Unterzeichner wohl nicht mit allen Inhalten des Appells beschäftigt beziehungsweise die darin enthaltenen unterschiedlichen Interessen bemerkt hatten. Die von Justizministerin Brigitte Zypries als Reaktion auf den Appell geplanten neuen Leistungsschutzrechte für Verlage sehen sie überwiegend nicht als Lösung der Probleme. Vielmehr sprachen sich alle der angesprochenen Autoren für eine Stärkung von Autorenrechten gegenüber Verlagen aus, wovon im Justizministerium bisher allerdings noch nicht die Rede ist. "Zusammengefasst könnte man sagen, dass sogar Deutschlands Eliteliteraten mit ihrer Unterschrift verhältnismäßig locker umgehen, so lange die Schlagworte stimmen", betont der Telepolis-Redakteur Peter Mühlbauer.

Zum Heidelberger Appell und zu den Plänen für neue Leistungsschutzrechte erschien in Telepolis auch eine vierteilige Artikelserie:

Zum Thema siehe auch:

(tp/Telepolis) / (fr)