Frankfurter Internet-Knoten DE-CIX will nach Afrika expandieren

Das Drehkreuz für den Internetverkehr in Deutschland hat sein Modell schon nach Dubai und New York exportiert. Die Nachfrage unter den Providern scheint ungebrochen und Zugriffe ausländischer Geheimdienste finden laut dem DE-CIX nicht statt.

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  • dpa

Nach Ablegern in Dubai und New York will der deutsche Internet-Knoten DE-CIX seine Technik für das Zusammenschalten von Teilnetzen auch nach Afrika bringen. Denkbar sei die Einrichtung eines Internet-Drehkreuzes in Angola, sagte Geschäftsführer Harald Summa am Mittwoch in Frankfurt am Main.

Dort treffen zwei Seekabel aus Südamerika ein und damit sei Angola ideal für den Weitertransport nach Ostafrika und Europa. Erforderlich sei jedoch die Unterstützung der lokalen Marktteilnehmer und der Behörden. Bislang gibt es Internet-Austauschpunkte in Südafrika und Kenia.

Mit der Internationalisierung reagiert das Unternehmen auf den ständig wachsenden Internetverkehr bei gleichzeitigem Preisverfall für den Datentransport. "Der Preis für ein transportiertes Bit geht immer weiter nach unten", sagte Summa. Zurzeit nähere sich der Transitpreis pro Monat der Marke von 60 Cent pro Megabit. [Update| 21.5.2014, 15:23: DE-CIX gab auf Nachfrage als Beispiel an, dass ein Provider, der zur täglichen Peak-Zeit rund 700 MBit/s für die DSL-Anschlüsse seiner Kunden umschlägt, am freien Markt am Monatsende 700 x 60 Cent zahlt. [/Update]

Mit sechs in Frankfurt verteilten Rechenzentren schleust der DE-CIX-Netzknoten rund drei Terabit pro Sekunde durch. Voraussichtlich Mitte 2016 werden nach Angaben Summas vier Terabit pro Sekunde erreicht. "Wir stellen nach wie vor keine Sättigung im Internetverkehr fest", sagte Summa mit Blick auf zunehmende Fernseh- und Video-Angebote im Internet. "Wir werden alle zwei bis drei Jahre eine Verdoppelung erleben", sagte Summa voraus.

Der im November 2013 erfolgte Start in New York sei mit bislang 25 Kunden sehr erfolgreich, sagte DE-CIX-Marketing-Chef Frank Orlowski. Bisher habe dort ein Internetknoten nach dem Frankfurter Modell gefehlt. Ohne die Austauschknoten müssen die Internetzugangsanbieter Verbindungen zu mehreren Netzen selbst aufrechterhalten, was höhere Kosten verursacht als die Vernetzung über einen neutralen Austauschknoten. Freilich hat DE-CIX längst auch jenseits des großen Teichs Konkurrenz, beispielsweise durch den Londoner Internetknoten LINX und seinen Ableger LINX NoVa.

Deutscher Internet-Austauschknoten DE-CIX: Kein Zugriff für ausländische Geheimdienste.

(Bild: CC BY-SA 2.0)

Den Zugriff ausländischer Geheimdienste auf den in seinen Knoten umgeschlagenen Datenverkehr schließt der Geschäftsführer von DE-CIX aus. "Dies findet nicht statt", versicherte er. Inwieweit jedoch deutsche Dienste auf die Datenströme beim DE-CIX zugreifen, teilt das Unternehmen freilich nicht mit. Die Möglichkeit dazu gibt das Gesetz zur Beschränkung des Brief-, Post- und Fermeldegeheimnisses.

Auch der Ableger in New York habe bislang keine Kontakte zu staatlichen Stellen, sagte Summa. er räumte jedoch ein: "Wenn sie auf uns zukommen, werden wir vermutlich keine andere Wahl haben, als mit ihnen zusammenzuarbeiten." In Dubai hat DE-CIX zwar ebenfalls ein Drehkreuz für das Zusammenschalten von Netzen eingerichtet. Doch dort befinde sich das Unternehmen in einer Freihandelszone und unterliege daher "keinen staatlichen Filterzwängen oder anderen staatlichen Begierden", erklärte Summa.

US-Gerichte haben in der Vergangenheit entschieden, dass auch ausländische Unternehmen mit Niederlassungen in den USA, die Daten vorhalten oder kontrollieren, prinzipiell verpflichtet sind, Auskunftsersuchen der US-Regierung nachzukommen. Die US-Kanzlei Jones Day meinte im Oktober 2013 aber, eine ausländische Tochter könne nicht gezwungen werden, zu kooperieren. In Deutschland hatte sich DE-CIX im November 2013 gegen Überwachungspläne des Innenministers Friedrich gestellt. (dz)