Pollin-Touchdisplay für den Pi konfigurieren

Das günstige Touch-Display ist für Projekte mit dem Pi quasi wie geschaffen. Allerdings muss man ein paar Handgriffe vornehmen, damit beides auch gut miteinander funktioniert. Wir zeigen Schritt für Schritt, wie es geht.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 16 Kommentare lesen
Lesezeit: 8 Min.
Von
  • Daniel Bachfeld
Inhaltsverzeichnis

Für mobile Einsätze ist ein Raspberry Pi eigentlich prima geeignet. Was ihm fehlt, ist ein günstiges Display, das sich ebenfalls für unterwegs oder zum Einbau in kleine Gehäuse eignet. Pollin hat seit wenigen Monaten ein 7"-Display mit einer Auflösung von 1024 × 600 Pixel für schlappe 40 Euro im Programm, das sogar einen HDMI-Eingang bietet. Für 10 Euro mehr legt Pollin noch einen resistiven Touchscreen mit USB-Controller drauf. Wir haben uns das Bundle näher angeschaut und zeigen ein paar Tricks, wie man es richtig konfiguriert.

Aus dem Make-Testlabor

Die Make-Redaktion probiert viel mehr aus, als ins alle zwei Monate erscheinende Heft passt. Deshalb veröffentlichen wir auf unserer Webseite in loser Folge weitere Testberichte.

Für einen Schnellstart genügt es, das Folienkabel des Displays an den Controller anzuschließen. Den Controller verbindet man per HDMI-Kabel mit dem Pi. Der Controller bietet daneben Anschlüsse für DVI, VGA und Composite an, womit er so ziemlich für jeden anderen Einsatzweck gerüstet ist. Zur Versorgung erwartet der Controller eine Spannung zwischen 9 und 18 Volt mit maximal 500 mA.

Der Display-Controller liefert auf Anfrage leider fehlerhafte EDID-Daten bezüglich seiner Auflösung zurück: 1280 x 720 und 1920 x 540. Der Pi stellt sich deshalb beim Booten fälschlicherweise auf erstere Auflösung ein, womit in der Textkonsole Texte nur schwer zu erkennen sind und in der grafischen Oberfläche alles matschig aussieht. Abhilfe bringt es, dem Pi die richtige Auflösung manuell mitzuteilen. Standardmäßig kennt der Pi das Auflösungspaar 1024 x 600 für HDMI jedoch nicht, weshalb man es ihm beibringen muss. Dazu genügt es, in der Datei /boot/config.txt (mit sudo nano öffnen!) folgende Zeilen einzufügen:

framebuffer_width=1024
framebuffer_height=600

hdmi_force_hotplug=1
hdmi_cvt=1024 600 60 3 0 0 0

hdmi_group=2
hdmi_mode=87

Das Display spiegelt stark und es zieht den Staub an, wie Speck Mäuse. Die Textdarstellung ist aber scharf genug.

und die Datei zu speichern. Nach einem Neustart erscheint die Schrift klar und die Grafik scharf. Zwar sollte man Textverarbeitung mit diesem Konglomerat vermeiden, für Wartungszwecke oder zur Anzeige von Daten oder Zuständen reicht es allemal.

Etwas aufwendiger als die Anpassung der Auflösung ist die Integration des Touch-Controllers. Der liefert zwar per USB die Daten an den Raspberry, im Standardkernel ist das Modul für diesen Controller (eGalaxy) jedoch nicht enthalten. Fortgeschrittene Anwender ahnen, was nun kommt: Einmal Kernel kompilieren bitte! Das kann man zwar direkt auf dem Pi erledigen, allerdings dauert das epische 22 Stunden...

Alternativ baut man einen neuen Wheezy-Kernel einfach auf dem PC, was eigentlich gar nicht schwierig ist. Eine aktuelle Ubuntu-Distribution drängt sich dafür quasi auf, wir haben es mit Version 14.04 ausprobiert. Wer nur Windows auf seinem Rechner installiert hat und das auch nicht ändern will, bootet von eine Live-CD, die beispielsweise dem c't Special "Umstieg auf Linux" oder dem aktuellen Linux-Sonderheft beliegt.

Zum Kernelübersetzen sind diverse Werkzeuge erforderlich, die man mit

sudo apt-get install git libncurses5 libncurses5-dev qt4-dev-tools qt4-qmake pkg-config build-essential gcc-arm-linux-gnueabi bc

nachinstalliert. Anschließend legt man für sein Projekt einen Ordner an

mkdir raspberry

und wechselt mit

cd raspberry

hinein. Nun besorgt man sich weitere Tools von der Raspberry Foundation

git clone https://github.com/raspberrypi/tools.git
git clone https://github.com/raspberrypi/linux.git
cd linux
Zunächst estellt man die Konfigurationsdatei
make ARCH=arm CROSS_COMPILE=/usr/bin/arm-linux-gnueabi- bcmrpi_defconfig
die man nun seinen Bedürfnissen anpasst:

make ARCH=arm CROSS_COMPILE=/usr/bin/arm-linux-gnueabi- menuconfig

Mit der grafischen Oberfläche fällt die Spiegelung nicht mehr so stark ins Gewicht.

Unter Device Drivers/Input Device Support/ setzt man bei Touch Screens mit der Leertaste das Häkchen und wechselt mit Return in das Menü zur Auswahl. Dort wählt man "USB Touchscreen Driver" aus, in dem man die Leertaste drückt. Mit der ESC-Taste oder Exit verlässt man die Konfiguration – am Ende muss man die Nachfrage zum Speichern bestätigen.