Datenanalyse zur Breitbandversorgung: Deutschland belegt immerhin Platz 11

Seit Jahren ist die Versorgung mit schnellem Internet in Deutschland ein Diskussionsthema. Doch wie steht Deutschland im internationalen Vergleich da? Eine Datenanalyse gibt teils überraschende Einblicke.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Marvin Oppong
  • Dusan Zivadinovic
Inhaltsverzeichnis

Die Versorgung mit Breitband-Internet ist in Deutschland für Unternehmen ein wichtiger Faktor. 2013 habe "jedes vierte Unternehmen, das das Internet nutzt" und mindestens 10 Beschäftigte hat, über schnelles Internet mit mindestens 30 MBit/s verfügt, teilte das Statistische Bundesamt im Februar mit (also rund 25 Prozent der entsprechenden Unternehmen). Aber "im Jahr 2013 verfügten immer noch 16 Prozent der Unternehmen mit Internetzugang über kein festes Breitband. 8 Prozent der Unternehmen gingen sogar lediglich über ISDN oder eine analoge Telefonverbindung ins Internet", so das Amt weiter. Der Netzausbau kommt besonders in abgelegenen Regionen nur schleppend voran, was auch Privatpersonen trifft.

Gerade noch in der Top-Ten-Liste bei den Breitbandmobilfunkverträgen: Die deutschen Mobilfunknetzbetreiber konnten noch nicht so viele Kunden für ihre Breitband-Internet-Tarife begeistern.

Wir wollten es genauer wissen und haben dafür die jüngsten erhältlichen Zahlen des Statistischen Bundesamtes ausgewertet – das sind zurzeit die Daten für das Jahr 2012. Diese haben wir mit Excel bereinigt, sortiert und aufgeteilt. Im zweiten Schritt haben wir sie mit dem Open-Source-Tool Datawrapper. visualisiert.

Die Auswertung ergibt, dass Deutschland, was die Zahl der Breitbandanschlüsse betrifft, im Jahr 2012 weltweit auf Platz 11 liegt mit 33,7 Anschlüssen je 100 Einwohner. Die USA belegt dabei Platz 20 (28,3 Anschlüsse), Japan Platz 22 (27,7), Uruguay liegt vor Polen und Tschechien und ganz am Ende der Skala finden sich die Inselstaaten Samoa und Vanuatu mit gerade mal einem Breitbandanschluss auf 1000 Einwohner.

Zwischen lauter europäischen Ländern verfügen die Karibik-Inseln St. Kitts und Nevis (Platz 23) und Barbados (Platz 34) über verhältnismäßig viel schnelles Internet. Die International Telecommunications Union und UNICEF hatten Barbados in der Vergangenheit bereits als eines der am besten verkabelten Länder der Welt eingestuft.

Auffällig ist auch, dass unter den Top-10 des Rankings Südkorea als einziges nicht-europäisches Land aufgeführt ist (Platz 6, 37 Anschlüsse auf 100 Einwohner) und vier Plätze vor Deutschland liegt. Im Gegensatz zu der höheren Zahl an Breitbandanschlüssen hat Südkorea jedoch nur ein Bruttoinlandsprodukt von 22 670 Dollar pro Kopf gegenüber dem Deutschlands von 45 070 Dollar.

Unter den Top-10 findet sich Südkorea als einziges nicht-europäisches Land. Dabei weist es ein geringeres Bruttoinlandsprodukt als Deutschlands auf.

Südkorea gab aber zuletzt 3,7 Prozent seines Inlandsprodukts für Forschung und Entwicklung aus, Deutschland lediglich 2,8 Prozent. In dem asiatischen Land scheint man einiges richtig zu machen: Beim Pisa-Test landete Korea im Jahr 2013 auf einem vorderen Platz. Die koreanische Regierung hat eigens für die Informations- und Telekommunikationstechnologie einen Minister eingeteilt, den "Minister of Science, ICT and Future Planning". Der für den Breitbandausbau zuständige Ressortchef war früher in einem Forschungsinstitut Direktor einer Abteilung für Breitband-Protokolle.

Im europäischen Vergleich befindet sich Deutschland, was die Zahl der Breitbandanschlüsse betrifft, im Mittelfeld. Hier steht Deutschland auf Platz 10 mit 33,7 Anschlüssen je 100 Einwohner. Auf Platz 1 führt Monaco mit 43 Anschlüssen, gefolgt von der Schweiz (40) und den Niederlanden (40). Mehr Breitbandanschlüsse als in Deutschland gibt es in Frankreich (38) etwas mehr auch in Großbritannien (34).

Wenig überraschend stimmt die Anzahl der Breitbandverträge eines Landes nicht mit der Anzahl seiner Internetnutzer überein. So erscheinen die Isländer mit 96,2 Internetnutzern je 100 Einwohner als die größten Internetfreaks, denn in der Statistik der Breitbandanschlüsse liegt das Land nur auf Platz 10. Man kann also mutmaßen, dass Isländer sehr motiviert sind, Internet-Zugänge für ihren Bedarf aufzusuchen – was soll man auch machen, wenn das Jahr so viele Tage und so wenige Sonnenstunden hat? Deutschland liegt bei den Internetnutzern auf Platz 20 – aber immerhin mit 84 Nutzern je 100 Einwohner.

Unter den 20 Ländern mit den weltweit meisten Internetnutzern sind überwiegend europäische Länder, aber auch die arabischen Staaten Katar (88,1), Bahrain (88) und die Vereinigten Arabischen Emirate tauchen dort auf (85 Nutzer je 100 Einwohner).

Internetfreaks: Laut der Statistik nutzen 96,2 von 100 Einwohnern Islands das Internet. Was soll man auch machen, wenn das Jahr so viele Tage und so wenige Sonnenstunden hat?

Laut Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur war der jüngste Mobilfunkstandard LTE mit Datenraten bis 100 MBit/s Mitte 2012 für rund 35 Prozent der Haushalte in Deutschland verfügbar. Schaut man sich die Zahlen zum mobilem Breitband in Europa an, findet man den Stadt-Staat Monaco an der Spitze mit 43,3 Verträgen je 100 Einwohnern. Monaco belegt aber auch bei den regulären Breitbandanschlüssen den Spitzenplatz. Deutschland ist mit 33,7 mobilen Breitbandanschlüssen auf 100 Einwohner abgeschlagen auf Platz 10 hinter Frankreich (37,5) und Großbritannien (34). (dz)