Microsofts neue Suchmaschine heißt Bing

"Bing ist keine Suchmaschine, sondern eine Entscheidungsmaschine", meinte Dorothee Ritz von Microsoft Deutschland zum neuen Anlauf Microsofts, Google im lukrativen Suchmaschinengeschäft Paroli zu bieten.

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Von
  • Jürgen Kuri

Microsoft bringt seine neue Suchmaschine unter dem Namen Bing an den Start und nimmt damit einen neuen Anlauf ins lukrative Geschäft mit der Internet-Suche. Am kommenden Mittwoch (3. Juni) werde Bing freigeschaltet, kündigte Microsoft-Chef Steve Ballmer laut dpa an. "Bing ist ein wichtiger erster Schritt in unserem langfristigen Bemühen, Innovationen für die Internet-Suche zu liefern", meinte Ballmer. Mit Bing sollen die Nutzer Informationen schneller finden und die gefundenen Informationen besser nutzen können.

Begleitet von einer bis zu hundert Millionen schweren Werbekampagne nimmt der Softwarekonzern damit erneut Anlauf zur Aufholjagd zum großen Marktführer Google. Mit seiner Live Search-Suche konnte Microsoft bislang nicht so recht reüssieren; nach jüngsten Erhebungen des Dienstleisters NetApplications war Microsoft im Suchmaschinenmarkt im vergangenen Jahr auf einen Marktanteil von 4,8 Prozent gekommen – Google hielt die Konkurrenz mit einem Anteil von 81 Prozent weit auf Abstand.

Der Suchmaschinenmarkt und die Web-Anwendungen betrachtet der Konzern aus Redmond aber als strategische Bereiche für das künftige Geschäft. Dafür wollte Microsoft bereits Yahoo übernehmen, was aber am Widerstand des Yahoo-Managements erst einmal scheiterte. Weitere Gespräche über eine mögliche Zusammenarbeit wollen aber derzeit weder Yahoo  noch Microsoft ausschließen. Für Google ist das Web bereits zur zentralen Anwendungsplattform und zum Programmiermodell der Zukunft geworden: Hier spielt nach Ansicht des Suchmaschinenprimus die Musik, wenn es um die künftigen Computernutzer geht.

Das sieht vor allem Microsofts Chief Software Architect Ray Ozzie ähnlich. Auch heute noch macht Microsoft den weit überwiegenden Teil seines milliardenschweren Umsatzes mit dem Windows-Betriebssystem und seinen Office-Produkten, und während Ballmer vorsichtig von einer Ergänzung des angestammten Geschäfts mit Internet-Techniken (Software plus Service statt Software as a Service) spricht, propagiert Ozzie "ein symmetrisches Verhältnis zwischen lokal installierter Software, SaaS-Architekturen und Web-Diensten".

Bing wird die Windows Live Search komplett ersetzen; in Deutschland wird die Suchmaschine zunächst in einer Beta-Version verfügbar sein, erklärte Microsoft-Managerin Dorothee Ritz laut dpa. "Bing ist keine Suchmaschine, sondern eine Entscheidungsmaschine", sagte Ritz. Noch heute würden rund 30 Prozent aller Suchanfragen ohne Ergebnis abgebrochen. Bing soll dagegen den Nutzern mit einem verbesserten Index deutlich mehr relevante Ergebnisse liefern. Das neue Startseiten-Design sei übersichtlicher, verfüge über neue Navigations-Möglichkeiten und liefere die Ergebnisse übersichtlich sortiert. Einen erheblichen Teil zur weiteren Verfeinerung der Trefferlisten trage Microsofts neues Technologie-Zentrum in München bei.

Auf der Startseite werden die Anwender ähnlich wie bei Google neben einer globalen Suche auch zwischen verschiedenen Suchkategorien auswählen können. Dazu zählen "Bilder", "Videos", "Shopping", "News" und "Maps". Für komplexe Suchanfragen etwa im Zuge einer Kaufentscheidung werden in die deutsche Suche künftig die Ergebnisse der User-Bewertungssite Ciao eingebunden. In einem ersten Schritt wird es zunächst einen direkten Link auf das Verbraucherportal geben, später sollen die Inhalte in die Suchergebnisse integriert werden, sagte Ritz. In den USA arbeitet Microsoft mit einer Reihe von Partnern zusammen. Microsoft hatte Ciao im vergangenen Herbst übernommen. Über Ciao können Verbraucher Preise und Angebote aus einem Sortiment von rund sieben Millionen Produkten und Dienstleistungen vergleichen und für andere Nutzer bewerten.

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(jk)