RTL und Vox künftig auch in HD [2. Update]

Der Sat-TV-Plattformbetreiber Astra hat den Start eines neuen TV-Angebots in hochauflösender Sendequalität (High Definition) angekündigt. Die ersten Programme, die im Angebot von "HD+" enthalten sein werden, sind die Privatsender der RTL-Gruppe.

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Von
  • Nico Jurran

Gerade erst hatte RTL verkündet, ein für die Ausstrahlung hochaufgelöster Fernsehbilder (HDTV) geeignetes Sendezentrum einzurichten, das bis zum Herbst 2009 fertiggestellt sein soll. Heute folgt die konkrete Ankündigung eines kommenden HTDV-Programms des Senders: Danach wird RTL HD ebenso wie eine HD-Fassung des Brudersenders Vox in einem "HD+" genannten Paket des Satelliten-TV-Plattformbetreibers Astra enthalten sein, das als Pay-TV-Angebot im Spätherbst starten soll. Für die Übertragung der neuen HD-Programme hat RTL bei SES Astra langfristig zusätzliche Satellitenkapazität auf ASTRAs Haupt-Orbitalposition 19,2 Grad Ost angemietet.

HD+ ergänzt das bestehende digitale Programmangebot, das über Astra empfangen werden kann. SES Astra wird nach eigenen Angaben mit anderen Sendern Gespräche zur Erweiterung des Angebots aufnehmen. Welche Sender daneben in dem "HD+"-Paket enthalten sein könnten, ist bislang jedoch ebenso wenig bekannt wie der Preis für das Angebot. Astra betont in seiner Mitteilung jedoch, dass HD+ senderunabhängig sei und allen TV-Veranstaltern zur technischen Umsetzung und Bereitstellung ihrer HD-Programme zur Verfügung stehe. Die technische Umsetzung enthalte die Distribution der zum Empfang notwendigen Abo-Karten (Smartcards).

"Der neue Dienst schafft attraktiven Mehrwert für Zuschauer", so Wilfried Urner, Geschäftsführer der neuen ASTRA-Tochtergesellschaft HD PLUS in Unterföhring bei München. Sicher dürfte sein, dass zum Start der HD-Angebote von RTL und Vox hochskalierte TV-Bilder allerdings einen recht hohen Anteil ausmachen dürften, zumal nicht alle deutschen Produktionsgesellschaften, die sendefähige Beiträge an die RTL-Gruppe liefern, bereits mit HDTV-Kameras ausgestattet sind. Auch die Regionalprogramme von RTL müssen erst noch auf die Produktion hochaufgelöster Bilder umgestellt werden.

Update:
Auf Nachfrage von heise online teilte RTL mit, dass zunächst nur Spielfilme und Serien in echtem HD ausgestrahlt werden. Als Highlights sind zudem die HD-Übertragungen der Formel-1-Saison 2010 und der von RTL gezeigten Spiele der Fußball-WM 2010 geplant. Ausgestrahlt werden die TV-Bilder "MPEG-4-kodiert" (gemeint ist wahrscheinlich MPEG-4 AVC alias H.264) im Halbbildformat 1080i mit 1920 × 1080 Bildpunkten. Die Programme werden mit Nagra verschlüsselt, die Zuschauer benötigen zum Empfang aber laut RTL spezielle HD+-Receiver. Bislang verfügbare Geräte sollen sich nicht nutzen lassen.

2. Update
Eine RTL-Sprecherin bestätigte mittlerweile, dass bei der Kodierung des HDTV-Programms H.264 zum Einsatz kommen wird. SES-Astra-Sprecher Markus Payer gab auf Nachfrage von heise online zudem an, dass man gerne CI-Plus als Zugangssystem einsetzen würde. Damit könnten dann Hersteller DVB-Standalone-Receiver und Fernseher mit eingebautem Receiver auf den deutschen Markt bringen, die sich mittels eines CI-Plus-CAMs (Conditional Access Modules) für den Empfang von HD+ verwenden ließen.

Aktuelle sogenannte CI-Receiver, mit denen man verschlüsselte Digital-TV-Programm mittels CAM und einer gültigen Abokarte empfangen könnten, akzeptieren Provider wie Premiere und Kabel Deutschland bislang nicht. Offiziell wird dies mit dem mangelhaften Sicherungen zur Durchsetzung des gesetzlich vorgeschriebenen Jugendschutzes erklärt; tatsächlich dürften die Provider beziehungsweise ihre Inhaltelieferanten es nicht gerne sehen, dass sich mit vielen nicht zertifizierten CI-Receivern mit Festplatte oder USB-Port für Wechselmedien problemlos TV-Mitschnitte anfertigen lassen.

Im Sommer 2007 hatte eine Gruppe um die Fernsehgeräte-Hersteller Panasonic, Philips, Samsung und Sony mit der Entwicklung der neuen Receiver-Schnittstelle CI-Plus begonnen. Die Idee: CI-Plus hält sich strikt an Kopierschutz- sowie Jugendschutz-Vorgaben und soll deshalb von den europäischen Digital-TV-Anbietern als offizielles Zugangssystem akzeptiert werden. Der niederländische Kabelnetzprovider Ziggo und der französische Pay-TV-Sender Canal+ haben sich bereits entschieden, künftig DVB-Receiver mit einer kopierschutzgesicherten Receiver-Schnittstelle nach dem neuen Standard CI-Plus als offizielle Empfangsgeräte zu akzeptieren.

Branchen-Insider hatten hinter vorgehaltener Hand bereits darauf getippt, dass CI-Plus der Grund dafür ist, dass für HD+ neue Receiver notwendig werden. Laut Payer seien vor einer endgültigen Entscheidung für CI-Plus allerdings noch einige Punkte zu klären. c't beschäftigt sich in Ausgabe 08/2009 in dem Artikel "Abrechnung mit DVB-CI" (in Auszügen online einsehbar) mit dem neuen Standard, den ersten CI-Plus-Empfangsgeräten, den Reaktionen der deutschen Digital-TV-Anbieter und mit den möglichen Auswirkungen für die Zuschauer. (nij)