15 Jahre Debian

Am 16. August 1993 gründete Ian Murdock das Debian-Projekt. Mittlerweile arbeiten über zweitausend Entwickler an Debian GNU/Linux, und die freie Distribution ist aus der Linux-Welt nicht mehr wegzudenken.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Dr. Oliver Diedrich

Als Ian Murdock am 16. August 1993 das Debian-Projekt ins Leben rief, war der Linux-Kernel selbst gerade zwei Jahre alt. Es gab zwar schon erste Distributionen (von denen Slackware als einzige übrig geblieben ist), aber die Systeme stammten von Firmen oder einzelnen Entwicklern. Murdocks Vision war eine andere: Debian sollte ein offenes Projekt werden, an dem jeder mitarbeiten kann – ein Linux von Anwendern für Anwender, die so entsteht wie die freie Software, die sie enthält. Denn das war das zweite Prinzip von Debian: Die Distribution sollte ausschließlich aus freier Software bestehen. Und der Name? Zusammengesetzt aus von Vornamen von Ian Murdock und seiner Frau Debra.

Im Herbst 1995 – das Entwicklerteam bestand mittlerweile aus rund 50 Personen, darunter auch der spätere langjährige Leiter Bruce Perens – erschien mit dem Release 0.93R6 die erste für jedermann benutzbare Version. Seitdem erscheinen regelmäßig neue Versionen, die die Namen von Figuren aus dem Film Toy Story tragen. Aktuell ist die Version 4.0r4, das vierte Update der im April 2007 erschienenen Version 4.0 ("Etch", siehe auch Debian GNU/Linux 4.0: Erster Test), das dank eines aktualisierten Kernels und damit verbesserter Hardware-Unterstützung den Namen "Etch-and-a-half" erhielt. Das kommende Release 5.0 ("Lenny") soll im September dieses Jahres erscheinen.

Versionen von Debian GNU/Linux
Datum Version Name
26.10.1995 0.93R6
17.6.1996 1.1 Buzz
12.12.1996 1.2 Rex
5.6.1997 1.3 Bo
24.7.1998 2.0 Hamm
9.3.1999 2.1 Slink
15.8.2000 2.2 Potato
19.7.2002 3.0 Woody
6.6.2005 3.1 Sarge
8.4.2007 4.0 Etch
26.7.2008 4.0r4 "Etch-and-a-half"

Mittlerweile arbeiten rund 2000 Entwickler in ihrer Freizeit an Debian GNU/Linux mit; die meisten von ihnen betreuen einzelne der vielen tausend Programmpakete, aus den die Debian-Distribution besteht. Detaillierte Richtlinien legen dabei fest, wie die Arbeit zu erfolgen hat – von den Debian Free Software Guidelines, die definieren, was freie Software ist und in die Distribution aufgenommen werden darf, bis hin zu Details des Entwicklungsprozesses, etwa dem Umgang mit Bugs oder dem Erstellen neuer Programmpakete.

Und auch, wenn es in den letzten Jahren innerhalb der der Debian-Community immer wieder Kritik an der Organisation und den aufwendigen, akribisch einzuhaltenden Prozessen gegeben hat: Sie sind es, die dafür sorgen, dass sich die Entwickler auf die eigentliche Arbeit konzentrieren können und nicht immer wieder dieselben Fragen und Probleme diskutieren müssen. Und sie sorgen dafür, dass die Debian-Distribution in der Linux-Welt nach wie vor einen guten Ruf als stabiles und ausgereiftes System hat. Daran konnten auch die Querelen mit einigen Entwicklern freier Software, etwa dem cdrtools-Entwickler Jörg Schilling oder der Mozilla Foundation, nichts ändern.

Das gute Image zeigt sich nicht zuletzt darin, wie beliebt Debian GNU/Linux als Grundlage anderer Distributionen ist. Ob Ubuntu ("Debian is the rock upon which Ubuntu is built"), Xandros und Freespire, das Live-System Knoppix oder der c't-Debian-Server: All diese Distributionen nutzen Debian als technisch solide und freie Basis.

So hält Debian GNU/Linux unter den Linux-Distributionen den Rekord bei den unterstützten Computerarchitekturen: Etch läuft auf elf verschiedenen Prozessorfamilien von x86 und x64 über IA64 bis zu Alpha, SPARC, ARM, PowerPC und S/390. Die Distribution besteht aus fast 20.000 Programmpaketen. Sie hält seit Jahren einen stabilen Platz in den Top Ten der beliebtesten Linux-Systeme auf Distrowatch inne. In vielerlei Hinsicht war Debian Vorreiter, etwa bei der klaren Absage an nicht-freie Software oder bei dem Paketmanagement, das bereits seit Jahren ein bequemes Aktualisieren einzelner Programmpakete oder der ganzen Distribution übers Netz erlaubt. Und auch die kommerziellen Distributoren Red Hat und Novell haben im Fedora- und OpenSuse-Projekt die Vorzüge des Community-Modells für sich entdeckt.

Zum fünfzehnten Geburtstag präsentiert sich Debian als lebendiges Projekt mit der (neben dem Linux-Kernel) größten Entwickler-Community in der freien Softwarewelt. Das kommende Release 5.0 ("Lenny") ist auf der Zielgeraden; wenn das Debian-Team den geplanten Erscheinungstermin Anfang September halten kann, wird "Lenny" eine moderne, aktuelle Debian-Distribution. Auch an den folgenden Versionen wird bereits gearbeitet. Also: Auf die nächsten 15 Jahre. (odi) (odi)