Streit mit Youtube: Indie-Labels wollen sich bei EU-Kommission beschweren

Youtube will offenbar mit Ultimatum unabhängige Plattenlabels in Verträge zwingen, die Rechte für einen Musikstreamingdienst einräumen. Die Labels kritisieren die vorgesehenen Vergütungen, fühlen sich erpresst und fordern ein Eingreifen der Politik.

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Der schwelende Konflikt zwischen Youtube und den unabhängigen Plattenlabels spitzt sich weiter zu: Streitpunkt ist, dass die Google-Tochter offenbar mit Ultimatum die Unterzeichnung von Lizenzverträgen fordert für einen möglicherweise bald startenden Musikstreaming-Dienst im Stile Spotifys. Die Labels protestieren gegen die als dürftig empfundenen Konditionen der Verträge und fühlen sich von der Marktmacht des Internetriesen unter Druck gesetzt. Label-Verbände wie der international ausgerichtete WIN, der europäische IMPALA und die deutsche VUT fordern inzwischen gar ein Eingreifen der EU-Kommission.

Youtube will wohl einen eigenen Musikstreaming-Dienst aufziehen. Die Indie-Labels sperren sich gegen die Verträge, die die Google-Tochter aufdiktiert.

(Bild: dpa, Monique Wüstenhagen)

Laut Bericht der FAZ werden von Youtube entsprechende Schreiben an die Plattenlabel ausgesandt. Die dort vorgestellten Lizenzbedingungen sollen demnach Youtube die Rechte einräumen, damit „neue und bessere Wege“ bereitgestellt werden könnten, um Inhalte zum Beispiel auch über Musikstreaming zu verbreiten. Bei Nicht-Unterzeichnung werde die Google-Tochter die Zusammenarbeit binnen 60 Tagen einstellen. Konkret würde das wohl eine Sperrung der Inhalte widerborstiger Labels bedeuten, wie die VUT kritisiert.

Die Konditionen seien laut Mitteilung des Verbands vom Ende Mai sehr ungünstig, so liege etwa die Vergütung unter den Preisen, die andere Streamingdienste wie beispielsweise Spotify zahlen. Trotz Protesten und Verhandlungsversuchen soll sich Youtube geweigert haben, etwas an den Konditionen zu ändern und die Verträge zur Unterzeichnung weiterhin an Labels aussenden. Nun wollen die Label-Vertreter die EU-Kommission einschalten: Unter Federführung der IMPALA soll dort Beschwerde eingereicht werden.

Ebenfalls hat der Musiker-Verband FAC seine Unterstützung signalisiert. Prominente Musiker wie Billy Bragg oder Ed O'Brien von Radiohead erklärten ihre Solidarität mit dem Anliegen der Indielabels. "Youtube schießt sich selber in den Fuß, wenn es versucht, die Labels bei so schlechten Bedingungen zum Unterschreiben zu zwingen.“ Der stellvertretende Vorsitzende des VUT, Jörg Heidemann, verwies darauf, dass die unabhängigen Labels 30 Prozent des Musikmarkts darstellen. "Darauf werden YouTube-Nutzer und -Nutzerinnen nicht verzichten wollen.“

Youtube selber will sich offenbar nicht eingehender zur Sache äußern. Gegenüber der Wiener Zeitung etwa verwies die Google-Tochter Ende Mai lediglich auf hunderte erfolgreiche Verträge mit Major- und Indielabels weltweit. Weiter hieß es, man wolle keine laufenden Verhandlungen kommentieren. Über einen Start des neuen Musikstreaming-Dienstes ist bislang noch nichts bekannt. In der Branche sollen Einladungen für einen Event im kalifornischen Anaheim am 25. Juni kursieren, bei dem möglicherweise der Dienst vorgestellt wird.

Unabhängig davon hat Youtube auch noch eine Front mit der deutschen Verwertungsgesellschaft GEMA offen: Nach wie vor gibt es keine Einigung über Vergütungen, weshalb zahlreiche populäre Videoclips hierzulande gesperrt sind. Konkurrenten wie etwa MyVideo oder Clipfish haben hingegen bereits Einigungen erzielt.

(axk)