Suse Linux Enterprise 11

SLE 11 bringt Novells Unternehmens-Linux auf den aktuellen technischen Stand. Die neue High Availability Extension macht SLE 11 fit für den Cluster, Support für die Virtualisierungstechniken Xen, KVM, VMware und Hyper-V sorgt für Interoperabilität.

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Von
  • Alexandra Kleijn

Zweieinhalb Jahre ist es her, dass Novell das letzte Release 10 von Suse Linux Enterprise veröffentlichte, vor knapp einem Jahr erfuhr Novells Linux für den Unternehmenseinsatz mit dem Service Pack 2 die letzte Aktualisierung. Mit der jetzt fertiggestellten Version 11 bringt das Unternehmen sein Suse Linux Enterprise auf den aktuellen Stand.

Neben den altbekannten Varianten Suse Linux Enterprise Server (SLES) und Suse Linux Enterprise Desktop (SLED) 11 umfasst das neue Release auch zwei separat erhältliche Erweiterungen für spezielle Zwecke: Die High Availability Extension macht das Serverbetriebssystem fit für den Einsatz im Cluster, die Mono Extension richtet sich an Entwickler, die eine komplette .NET-Umgebung unter Linux betreiben wollen.

Die SLES-11-Installation präsentiert sich aufgeräumt.

(Bild: Novell)

Drei große Themen spielen bei SLE 11, so Gerald Pfeifer, als Director Inbound Product Management bei Novell für SLE verantwortlich, zusammen: Interoperabilität, universeller Einsatz und Mission Critical. Mit letzterem Begriff zielt Novell auf die Hochverfügbarkeitsansprüche von Rechenzentren und anderen Großkunden. Das umfasst die bereits erwähnte High Availability Extension mit dem Clusterdateisystem OCFS2 sowie Techniken wie Data Center Bridging (DCB), eine Sammlung von Ethernet-Verbesserungen, die es möglich macht, Daten mit verschiedenen Anforderungen (zum Beispiel hinsichtlich Datenintegrität oder niedriger Latenzzeiten) durch das Netz zu schicken.

SLE 11 unterstützt 10-GBit-Ethernet, OFED 1.4, Traceroute über TCP sowie die Fibre-Channel-over-Ethernet-Implementierung Open-FCoE. Die IPv6-Unterstützung – wichtig unter anderem im Zusammenhang mit den Anforderungen der US-amerikanischen Regierung – hat Novell überarbeitet. Als Standard-Dateisystem setzt Novell in Suse Linux Enterprise nicht mehr auf ReiserFS, sondern auf Ext3. ReiserFS3 unterstützt das System jedoch nach wie vor, ebenso wie XFS. Beim Volume Management tritt LVM2 (cLVM) an die Stelle von EVMS2.

Der Ext3-Nachfolger Ext4 ist als Technology Preview enthalten. Zu den Features mit diesem Sonderstatus (Novell lotet damit das Interesse der Kunden aus, leistet jedoch noch keinen offiziellen Support) gehören ferner die Virtualisierungslösung KVM und das Hinzufügen von Arbeitsspeicher im laufenden Betrieb (Hot-Add-Memory). Auch das Administrationstool puppet, der Internet Storage Naming Service (iSNS), die Linux Filesystem Capabilities sowie das eCryptfs-Dateisystem, das ein normales Dateisystem um Kryptofunktionen erweitert, gelten in SLE als Technology Preview.

Unter dem Sammelbegriff "universeller Einsatz" fasst Pfeifer Themen wie Skalierbarkeit, Virtualisierung und Green IT (Powersaving), aber auch sogenannte Desktop-Preloads (SLED vorinstalliert auf Desktopssystemen und Notebooks, zum Beispiel von HP oder MSI) und Appliances zusammen. Im Bereich Virtualisierung gilt für Novell das Prinzip des "best guest": Für jeden Einsatztweck die passende Lösung. SLE 11 spielt nach diesem Motto nicht nur mit dem integrierten Xen 3.3, sondern auch mit der (von Mitbewerber Red Hat bevorzugten) Virtualisierungslösung KVM, mit VMware (VMI-Kernel) und Microsofts Hyper-V zusammen.

Beim Thema Appliances nimmt Novell in erster Linie Software-Appliances ins Visier, auch wenn das Unternehmen zum Beispiel im Bereich Network Storage schon seit Jahren mit diversen Hardware-Herstellern zusammenarbeitet und Hardware-Appliances auf der Basis von Suse Linux Enterprise schmiedet. Mit Hilfe von Suse Studio (derzeit noch im Alpha-Stadium) lassen sich, ausgehend von einem Suse-Minimalsystem, Appliances mit individuell zusammengestellter Software bauen. Für ISVs will Novell zudem speziell optimierte SLE-Versionen für die Integration mit bestimmten Anwendungen bereitstellen.

Der Desktop von SLED 11.

(Bild: Novell)

Mit der neuen Version 11 frischt Novell die Software-Ausstattung des Unternehmenslinux auf. So enthält SLE 11 neben Kernel 2.6.27 zum Beispiel X.org 7.4, den Compiler GCC in Version 4.3.2 und die beiden Desktop-Umgebungen KDE und Gnome in den recht aktuellen Versionen 4.1.3 (KDE) und 2.24 (Gnome). Neben der hauseigenen Sicherheitserweiterung AppArmor enthält der SLE-11-Kernel wie bereits OpenSuse 11.1 auch die Alternative SELinux, die als Technology Preview jedoch nicht von Novell mit Support versorgt wird und ohne SELinux-Policy geliefert wird. Die Software zur Paketverwaltung hat Novell überarbeitet und um das von Opensuse bekannte Kommandozeilenwerkzeug zypper ergänzt.

Auf Interoperabilität in heterogenen Netzwerkumgebungen setzt Novell mit der Implementierung des Common Information Model (CIM) sowie mit der Unterstützung der Web Services for Management (WS-Management). Kompatibilität mit der Windows-Welt bringt neben der Mono Extension auch das in SLE 11 enthaltene Moonlight, eine quelloffene Implementierung von Microsofts Flash-Konkurrenten Silverlight. Die Mono-Anwendung bringt proprietäre Multimedia-Formate wie WMA und WMV auf den Linux-Desktop.

SLE 11 und die Mono Extension sind erhältlich für die x86-, x64-, Itanium-, PPC- und IBMS Mainframe-Linie System z. Je nach Plattform unterstützt die Linux-Distribution zwischen 32 (x86) und 4096 Prozessoren (Itanium) und 16 GByte (x86) bis 4 TByte (Itanium) RAM. Eine Migration von SUSE Linux Enterprise Server 10 mit Service Pack 2 soll mit den Installationsmedien (auch via PXE Boot) möglich sein. Die Preise für SLE 11 haben sich nach Angaben von Novell gegenüber der Vorversion nicht erhöht. Die Suse Linux Enterprise High Availability Extension will Novell im zweiten Quartal bereitstellen.

Weitere Informationen zu SLE 11 bieten die Release Notes. (akl)