Kernel-Log: Alsa-Treiber für die X-Fi, Diskussionen um TuxOnIce

Der Linux-Kernel wird wohl bald einen Treiber für die X-Fi-Soundkarten von Creative erhalten. Nach langer Ruhephase diskutieren die Kernel-Entwickler wieder über eine Aufnahme von TuxOnIce.

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Von
  • Thorsten Leemhuis
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Alsa- und Kernel-Entwickler Takashi Iwai hat von Creative einen Open-Source-Treiber für PCI-Soundkarten der X-Fi-Serie erhalten, den er als gut genug einschätzt, um ihn in das Alsa-Treiberpaket und den Linux-Kernel aufzunehmen. Er habe den snd-ctxfi genannte Treiber aber mangels X-Fi-Soundkarten nicht testen können und rief daher Besitzer der Karte auf, den Treiber auszuprobieren – das machten in den vergangenen Tagen bereits einige Anwender und lieferten reichlich Feedback.

Die Chancen stehen daher nicht schlecht, dass der neue Treiber in die nächste Version von Alsa sowie den Linux-Kernel 2.6.31 einzieht. Damit dürfte eine längere Odyssee um Linux-Treiber für die X-Fi-Soundkarten dann vermutlich ihr Ende finden. Anfangs hatte Creative mehrfach proprietäre Treiber versprochen, ohne welche zu liefern. 2007 erschienen dann Vorabversionen des Treiber – die hatten aber so viel raue Ecken und Kanten, dass sie sich kaum sinnvoll einsetzen ließen. Anfang 2008 erschien dann plötzlich und unerwartet ein Open-Source-Treiber für das im Linux-Bereich kaum mehr genutzte Open Sound System (OSS); es hieß zudem, dass Creative Open-Source-Entwickler mit Dokumentation für die Soundchips versorgen wollte. Danach wurde es dann aber erstmal wieder recht still, bis Creative schließlich im November einen eigenen Open-Source-Treiber veröffentlichte. Doch auch mit dem schien es anschließend nicht so recht weiter zu gehen und nur einige wenige Distribution nahmen die Treiber auf. Das dürfte dem Treiber snd-ctxfi erspart bleiben, denn nach der Aufnahme in den Kernel wird er bald den meisten neuen Distributionen beiliegen.

Bei einer andere Odyssee scheint indes noch kein konkretes Ende abzusehen, denn nachdem es auf der LKML lange keine größeren Diskussionen um TuxOnIce gab, ersuchte dessen Entwickler Nigel Cunningham kürzlich mal wieder um die Aufnahme des alternativen Frameworks zur Nutzung des Ruhezustands (Suspend-to-Disk, Hibernate). Das ist nicht das erste Mal – vielmehr versucht der Entwickler des früher Suspend2 und davon Swsusp2 (Software Suspend 2) genannten Frameworks das in den vergangenen Jahren schon mehrfach.

Wie in der Vergangenheit lehnten die für die Software-Suspend-Unterstützung des Kernels zuständigen Entwickler auch dieses Mal die Aufnahme erst einmal ab. Einige der Gründe: Sie wollen keine zwei Techniken zum Suspend-to-Disk im Kernel parallel verwalten und den erprobten Linux-Code nicht gegen einfach gegen den von TuxOnIce austauschen, da der neben Vorteilen auch einige Schwächen hat und nicht so gut getestet ist; zudem müsste der TuxOnIce-Code vor der Aufnahme begutachtet werden, was durch den Codeumfang überaus aufwendig und schwierig wäre.

Daher lautete die Quintessenz auch diesmal wieder, dass der TuxOnIce-Entwickler seinen Code in kleine Häppchen aufspalten soll, die die Software-Suspend-Unterstützung des Kernels nach und nach verbessern, damit am Ende eine ordentlich laufende und alle Anwender und Entwickler zufriedenstellende Lösung steht. Möglicherweise klappt das jedoch jetzt etwas besser als in der Vergangenheit, denn Rafael J. Wysocki, der sich maßgeblich um die Weiterentwicklung des Software-Suspend-Codes im Linux-Kernel kümmert, zeigte nachhaltiger als zuvor Interesse daran, mit Cunningham zusammenzuarbeiten; er bremste sogar Pavel Machek, den offiziellen Verwalter der Software-Suspend-Unterstützung, aus und erklärte, er werde sich diesmal nicht an Flamewars zwischen den zwei beteiligen.