Mobilfunk mit 3,8 GBit/s: Nokia und SK Telecom beschleunigen LTE

Das hohe Tarifniveau schränkt zwar für viele die LTE-Nutzung ein, aber der Netzwerkausrüster und der koreanische Provider führen schon mal vor, wie sich der 4G-Mobilfunk mittels massiver Kanalbündelung noch weiter ausreizen lässt.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Dusan Zivadinovic

Die LTE-Spezifikationen sehen zwar ohnehin schon in wenigen Jahren Übertragungen bis in den Gigabit-Bereich vor, aber es gibt weiterhin Bedarf nach mehr, weil sich alle Nutzer einer Zelle deren Kapazität teilen müssen – und mit den auf absehbare Zeit sinkenden LTE-Tarifen werden es immer mehr Nutzer. Nokia und das koreanische Unternehmen SK Telecom zeigen, dass es auf Jahre hinaus noch Kapazitätssteigerungen geben dürfte.

Die beiden Firmen demonstrierten nun eine Weiterentwicklung der LTE-Mobilfunktechnik, die insgesamt 10 Funkbänder für zusammen 200 MHz bündelt (Carrier Aggregation). Damit erzielen sie in Downlink-Richtung eine Bruttoübertragungsrate von 3,78 GBit/s. Die LTE-Spezifikation der 3GPP-Normungseinrichtung sieht bisher nur die Bündelung von bis zu fünf Bändern für maximal 100 MHz vor.

Selbst wenn sich bei einer solchen Zelle einige Nutzer die Kapazität teilen, dürfte dann jeder zumindest gelegentlich einmal in den Gigabit-Bereich vorstoßen. Nokia führt zur Illustration der Geschwindigkeit leider nur einen hypothetischen Idealfall auf: Bei dem Tempo hätte man ein HD-Video von 5 GByte Umfang in nur 11 Sekunden geladen – aber natürlich nur, wenn man die Zelle ganz für sich hätte.

Auch in Deutschland wurde bei Frequenzauktionen TDD-Spektrum zugeteilt, für LTE im 2,6-GHz-Band (unterstes Balkendiagram). Bisher wird dieser Bereich nur zum Teil ausgeschöpft. Nokia zeigt auf, wie man ihn mit den FDD-Bereichen für Gigabit-LTE aggregieren könnte.

Spannend erscheint dieser Vorstoß aber nicht allein wegen der schieren Geschwindigkeit, sondern auch, weil er Netzbetreibern einen Weg aufzeigt, wie sie ihre in der Regel kreuz und quer über das Spektrum verteilten Frequenzbänder aggregieren können: Indem sie sowohl TDD- als auch FDD-Spektrumanteile bündeln. Das ist bisher kaum der Fall.

Viele Betreiber haben zwar beide Spektrumzuteilungsarten im Portfolio, aber die meisten schöpfen nur die FDD-Bänder aus. Beim FDD-Verfahren, Frequency Division Duplex, haben die Sende- und die Empfangsrichtung getrennte Frequenzen, bei TDD, also Time Division Duplex, ist beiden Richtungen eine Frequenz zugeordnet, die dann im zeitlichen Wechsel sowohl zum Senden als auch zum Empfangen verwendet wird.

Um beide, FDD und TDD, gleichzeitig für die massive Bündelung nutzen zu können, wird man entsprechende Endgeräte entwickeln müssen; Nokia und SK Telecom haben für ihre Demonstration mit einem Prototypen gearbeitet. Bisher ist der weitaus größte Teil der LTE-Netze und damit auch der LTE-Geräte für die FDD-Technik ausgelegt.

Der Gewinn des neuen Verfahrens liegt dann nicht nur darin, dass ein Betreiber durch massive Bündelung noch höhere Kapazität bereitstellen kann, sondern auch in der neuen Flexibilität: Er kann FDD-Spektrum-Anteile für die älteren, weitrerhin benötigten Mobilfunkverfahren GSM und UMTS nutzen und für LTE bisher brachliegendes TDD-Spektrum verwerten. (dz)