Bitcoin: Erstmals gefährliche Konzentration der Mining-Leistung

Eine Gruppe von Bitcoin-Minern hat erstmals 51 Prozent der gesamten Schürf-Leistung des Netzwerks erreicht. Damit wären Manipulationen wie mehrfaches Ausgeben von Bitcoins möglich gewesen.

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Erstmals hat ein Mining-Pool über einen durchgehenden Zeitraum 51 Prozent der gesamten Hashing-Leistung des Bitcoin-Netzwerks auf sich vereint: Der vom Startup Cex betriebene Pool Ghash.io stand laut Bericht von ars technica in der vergangenen Woche für rund 12 Stunden über der Marke. Schafft ein Teilnehmer diesen Wert, hätte er die Möglichkeit weitreichender Manipulationen der Währung: So könnten Bitcoins mehrfach ausgegeben und Transaktionen gestoppt werden. Ebenso könnte auch der Versuch gemacht werden, hohe Transaktionsgebühren zu erpressen.

Aktuell liegt Ghash.io bei ungefährlichen 36 Prozent der gesamte Mining-Leistung.

(Bild: Blockchain.info)

Inzwischen hat sich die Lage wieder entspannt, aktuell liegt der Anteil von Ghash.io laut Blockchain.info bei rund 36 Prozent. Zudem gibt es bislang keine Anzeichen, dass die Pool-Betreiber mit ihrer kurzzeitigen Macht missbräuchlich umgegangen wären. Allerdings sorgte das Überschreiten dieser Schwelle in der Bitcoin-Community für große Aufregung, da viele damit das dezentrale Fundament des Kryptogelds bedroht sehen. Bitfury, ein Hersteller von Mining-Hardware und Betreiber von großen Mining-Zentren, erklärte gegenüber der Newsseite Coindesk noch am Freitag, rund 1,5 Petahash/s an Leistung von dem großen Pool abziehen zu wollen. Angeblich soll es auch zu DDoS-Attacken gegen Ghash.io und Cex gekommen sein.

Allerdings sehen nicht alle in der Community eine drohende Gefahr: Andreas Antonopoulos, Sicherheits-Chef des Dienstleisters Blockchain.info, wies via Twitter darauf hin, dass zwischen 51 Prozent der Mining-Kapazitäten und einer tatsächlichen 51-Prozent-Attacke immer noch ein Unterschied bestehe. Auch Gavin Andresen vom einflussreichen US-Verband Bitcoin Foundation erklärte, dass entsprechende Attacken aufwendig in der Durchführung und überaus auffällig seien. Die Zentralisierung des Minings sei zwar nicht wünschenswert, von einem nach "ökonomischer Vernunft“ agierenden Pool-Betreiber erwarte Andresen aber keine Angriffe aufs Bitcoin-System.

Bereits im Januar war Ghash.io nah an den 51 Prozent dran und ließ damals verlauten, Schritte gegen eine zu starke Zunahme der im Pool gebündelten Leistung unternehmen zu wollen. Das war offenbar nur bedingt erfolgreich. Der in den Niederlanden beheimatete Dienst bietet sowohl die Möglichkeit, sich fremde Mining-Kapazitäten als Cloud-Service zu mieten als auch eigene Rechenkapazitäten in den Pool zu speisen.

Mining dient zur Verarbeitung und kryptografischen Validierung von Bitcoin-Transaktionen. Eigentlich ist es als ein dezentraler Prozess gedacht, bei dem jeder Teilnehmer seinen Rechner Hashwerte erzeugen lässt, um damit um die Wette eine schwierige kryptografische Aufgabe zu lösen – bei Erfolg winken dem Miner aktuell 25 Bitcoins Belohnung. Diese Belohnung dient nicht nur als Anreiz, sondern auch zur Schöpfung des Kryptogelds.

Da die mehrheitlich Asic-basierte Mining-Hardware aber immer leistungsfähiger wird und die Schwierigkeit der Berechnung sich der steigenden Leistung anpasst, lässt sich Mining eigentlich nur noch mit größeren Investitionen gewinnbringend betreiben. Entsprechend zentralisiert sich das Schürfen nach Coins auf immer weniger große Teilnehmer. Viele Miner bündeln ihre Hashing-Power zudem in Pools, was die Chancen auf Erträge erhöht. Die erschürften Coins werden von einem solchen Pool anteilig an die Mitglieder ausgeschüttet.

[Update, 17.06.2014, 13:30]

Die Betreiber von Ghash.io haben sich inzwischen auch zu Wort gemeldet. In einer Pressemitteilung betonen sie, dass sie die kurzzeitige Mehrheit an der Mining-Leistung nicht für irgendwelche Attacken missbraucht haben und niemals dem Bitcoin-System schaden würden. Zugleich wolle man aber auch nicht gegen den eigenen Erfolg agieren und Miner etwa durch Einführung von Gebühren aus dem eigenen Pool treiben. Dies würde das Problem der Konzentration von Hashingleistung ohnehin nur woanders verlagern und nicht lösen. Stattdessen strebe man einen runden Tisch an, um mit der Bitcoin Foundation und anderen Pool-Betreibern Lösungen zu diskutieren. (axk)