5G-Netze: EU kooperiert mit Südkorea für nächste Mobilfunk-Generation

Selbst die LTE-Technik wird mit der steigenden Datenflut auf Dauer nicht fertig. Deshalb tüfteln Ingenieure am 5G-Mobilfunk. Die EU will dabei ganz vorne mitspielen und verbündet sich mit Südkorea – dem Heimatland des Smartphone-Riesen Samsung.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 89 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • dpa

Bei der Entwicklung des Mobilfunknetzes der fünften Generation (5G) will die EU enger mit Südkorea zusammenarbeiten. Ziel sei es, gemeinsame Forschung im Bereich des Netzes der fünften Generation zu betreiben und zusammen auf globale Standards hinzuarbeiten, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung, die beide Seiten am Montag in Seoul unterzeichneten. Beide Parteien seien sich unter anderem einig, dass für die Vorbereitung auf den globalen Standard ein "harmonisiertes Frequenzband" möglichst umgehend bestimmt werden müsse.

Die 5G-Netze sollen die heute schnellsten Mobilfunknetze, die gemäß der LTE-Technik ausgelegt sind, entlasten. Hochrechnungen zufolge soll sich bis zum Jahr 2020 allein die Zahl der Mobilfunkgeräte verzehnfachen. Die Entwicklung steht erst am Anfang, die technischen Details sind noch völlig offen. Klar ist allerdings, dass die 5G-Netze extreme Datenmengen umschlagen und sehr flexibel sein müssen.

Die EU will bei der Entwicklung der neuen Technik eine führende Rolle spielen. Forschungsgruppen arbeiten zurzeit daran, erste Gehversuche mit der 5G-Mobilfunktechnik ab dem Jahr 2020 zu starten. Ein kompletter Spielfilm etwa soll dann binnen weniger Sekunden auf ein Smartphone oder Notebook übertragen werden. "5G wird nicht nur schneller sein, es wird auch neue Funktionen und Anwendungen mit hohem sozialen und wirtschaftlichen Wert bringen", betonte die EU-Kommission.

5G werde das neue "Lebenselixier der digitalen Wirtschaft und Gesellschaft sein", wurde die Vizepräsidentin der EU-Kommission für die digitale Agenda, Neelie Kroes, zitiert. Es sei das erste Mal überhaupt, dass sich öffentliche Behörden in Zusammenarbeit mit der privaten Industrie zusammengeschlossen hätten, um den Prozess der Standardisierung voranzutreiben. Der sogenannten 5G-Infrastruktur-Vereinigung der EU gehören unter anderem die Deutsche Telekom, Alcatel-Lucent, Atos, Ericsson und Nokia an.

Mit dem erwarteten Ansturm der Mobilfunkgeräte könnten aktuelle Mobilfunknetze vielleicht gerade noch fertig werden, den erforderlichen Durchsatz liefern aber erst Mobilfunknetze der 5. Generation.

Auf südkoreanischer Seite unterzeichnete Wissenschaftsminister Choi Mun Kee das Abkommen mit der EU. Die gemeinsamen Forschungsprojekte sollen 2016 auf den Weg gebracht werden. Kroes hatte im Februar angekündigt, dass die EU die Forschung und Entwicklung im Rahmen des europäischen METIS-Projekts mit rund drei Milliarden Euro unterstützt werde. Im METIS kooperieren insgesamt 30 Partner, darunter auch etliche aus Deutschland.

Südkorea gilt auf dem Gebiet des Mobilfunks als ein Vorreiter. Der Smartphone-Weltmarktführer Samsung hatte im vergangenen Jahr von Testübertragungen im 28-GHz-Bereich berichtet, bei dem sich rund 1 GBit/s übertragen ließ. Zuvor galt die Hochgeschwindigkeitsdatenübertragung im Millimeterwellenbereich wegen ungünstiger Ausbreitungseigenschaften der Wellen als sehr unpraktisch. Samsungs 28-GHz-Technik könnte als ein Stützelement der 5G-Netze eingesetzt werden und zwar als Kapazitätserweiterung auf den Strecken zwischen den Netzelementen.

Eine eigene Zusammenarbeit im 5G-Bereich hatten zuletzt der Netzwerkzulieferer Ericsson und NTT DOCOMO angekündigt, Japans größter Mobilfunknetzbetreiber. Ericsson bringt dabei ein eigenes 5G-Testsystem ein, das "ultra-schnelle Datenraten von über 10 GBit/s erreicht".

Aktuelle 4G-Spezifikationen reichen lediglich bis in den einstelligen Gigabit-Bereich. Die derzeit schnellste Ausbaustufe rechnet man LTE Advanced zu (LTE-A). Sie liefert brutto bis zu 300 MBit/s und ist derzeit schon mal in Australien und Südkorea implementiert. Den nächsten Schritt hat die südkoreanische SK Telecom ebenfalls schon anvisiert. Ab 2015 soll deren LTE-A-Netz dann bis zu 500 MBit/s liefern. (dz)