Verzögerte Buchlieferungen: Beschwerde vorm Bundeskartellamt gegen Amazon

Amazons Verhandlungspoker mit der Verlagsgruppe Bonnier soll nun von Deutschlands Kartellwächtern geprüft werden. Die Vertretung des Buchhandels hat eine Beschwerde eingelegt, weil Amazon seine Marktmacht missbrauche.

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Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels hat vor dem Bundeskartellamt Beschwerde gegen Amazon eingereicht. Der US-Onlinehändler verzögere in einem Verhandlungspoker seit Wochen die Auslieferung von Büchern der Verlagsgruppe Bonnier (Ullstein, Piper, Berlin und Carlsen) und missbrauche damit seine Marktmacht. Mitte Mai war erstmals berichtet worden, dass Amazon mit den gezielten Lieferverzögerungen höhere Rabatte beim Einkauf von E-Books durchsetzen wolle. Sollte Amazon das erreichen, erhielte das Unternehmen "ohne gerechtfertigten Grund deutliche Vorteile gegenüber anderen Abnehmern elektronischer Bücher".

Manche Pakete brauchen derzeit etwas länger.

(Bild: dpa, Uwe Zucchi/Archiv)

Kartellrechtsanwälte haben demnach das Vorgehen Amazons geprüft und seien zu dem Schluss gekommen, dass es einer Nötigung gleichkomme. Mit den Lieferverzögerungen bei Büchern von Bonnier würde erheblicher Druck auf die betroffenen Verlage ausgeübt, die die wirtschaftlichen Konsequenzen unmittelbar zu spüren bekämen. Außerdem ginge es Amazon darum, seine Stellung auf dem E-Book-Markt zu stärken. Dort habe der Konzern aber bereits eine marktbeherrschende Position inne. So hätten Verlage in Deutschland so gut wie keine Möglichkeit, auf alternative Absatzmärkte auszuweichen, ohne erhebliche Einbußen zu erleiden.

Amazon liefert sich derzeit in mindestens zwei Märkten derartige Auseinandersetzungen. In Vertragsverhandlungen mit Medienunternehmen werden deren Produkte gezielt schlechter gestellt (Verzögerungen oder keine Vorbestellungsoption) als die der Konkurrenz. Damit will der Onlinehändler aber offenbar nicht nur höhere Rabatte im Einkauf durchsetzen, sondern auch bestimmte Extrazahlungen, etwa für die Bereitstellung des "Vorbestellen"-Buttons. Neben Bonnier hierzulande sind in den USA die Verlagsgruppe Hachette und das Medienkonglomerat Time Warner betroffen. (mho)