CentOS veröffentlicht Klon von Red Hat Enterprise Linux 7

Das CentOS-Projekt hat einen kostenlosen Nachbau der auf Unternehmenskunden ausgerichteten Red-Hat-Distribution veröffentlicht. Wie die Vorlage soll auch der Klon zehn Jahre gepflegt werden.

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Von
  • Thorsten Leemhuis
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Knapp vier Wochen nach der Freigabe von Red Hat Enterprise Linux (RHEL) 7.0 hat das CentOS-Projekt einen Klon der Linux-Distribution veröffentlicht. Anders als die Vorlage, die Red Hat in einem Abo-Modell vertreibt, ist der Nachbau des CentOS-Projekts kostenlos erhältlich; CentOS 7.0 soll dabei voll kompatibel zur Vorlage sein und wie die diese bis zum Juni 2024 mit Updates versorgt werden.

Desktop des Gnome-Live-ISO von CentOS 7.

Durch die Abstammung ist der Funktionsumfang von CentOS 7.0 mit dem der auf Unternehmenskunden ausgerichteten Red-Hat-Distribution identisch. Zu deren größten Neuerungen zählt die im Vergleich zu RHEL6 deutlich modernere Ausstattung, denn die Vorgängergeneration hat bereits dreieinhalb Jahre auf dem Buckel. Zudem hat Red Hat auf XFS als Standard-Dateisystem umgeschwenkt und setzt als Init-System nicht mehr Upstart, sondern Systemd ein. Als Standard-Desktop dient der Classic-Modus von Gnome 3.8. Zudem wird die Container-Virtualisierung mit Docker unterstützt.

CentOS 7.0 gibt es vorerst nur für 64-Bit-x86-Systeme. In den kommenden Monaten sollten noch Versionen für Power, 32-Bit-ARM-Kerne und x86-32-Prozessoren erscheinen; damit entfernt sich CentOS von der Vorlage, denn RHEL gibt es nur für x86-64, POWER7 und Z-Series. Da die Vorlage von CentOS aber von Fedora 19 abstammt, von dem es Ausführungen für x86-32-Prozessoren und ARMv7-Kerne gibt, ist viel Grundlagenarbeit zur Portierung bereits getan.

Anders als Red Hat teilt das CentOS-Projekt seine Distribution nicht in Varianten für Desktops, Workstations und Server auf; stattdessen gibt es ein zirka 7 GByte großes ISO-Image, das den gesamten Software-Umfang enthält, aus dem Red Hat seine Distribution zusammensetzt. Für typische Installationen sollte schon das 4-GByte-ISO reichen, denn es soll alle üblicherweise verwendete Software enthalten. Anders als von RHEL gibt es von CentOS auch Live-ISOs, mit denen man die Distribution von CD, DVD oder USB-Stick ausprobieren und direkt installieren kann.

Die Release Notes nennen die Pakete, die das CentOS nicht geklont, sondern verändet hat.

Weitere Details liefern Ankündigung und Release Notes der neuen Version. Diese können Sie über die Download-Seite des Projekts beziehen, die zu nahen Mirror-Servern leitet. Kurz nach der Freigabe klappte das nicht zuverlässig. Unter den Spiegel-Servern, die das neue Release bereits haben, sind aber auch einige Mirror in Deutschland; darunter etwa jene von 1&1, Plusline oder der RWTH-Aachen.

Das seit Anfang des Jahres zu Red Hat gehörende CentOS-Projekt ist diesmal der erste RHEL-Kloner, der ein Nachbau einer neuen RHEL-Generation vorzuweisen hat; damit ist CentOS viel flotter als bei RHEL6, denn der erste CentOS-Nachbau dieser Generation erschien erst acht Monate nach der Vorlage. Die anderen Kloner sind aber dicht auf den Fersen, denn Oracle hat bereits einen RC von Oracle Linux 7 fertig; es basiert wie CentOS auf den Quellen von RHEL, enthält aber zusätzliche Erweiterungen. Die Kloner von Fermilab sind noch nicht ganz so weit, denn von Scientific Linux 7.0 gibt es bisher nur eine Alpha. Auch diese beiden RHEL-Nachbauten sind kostenlos und werden viele Jahre gepflegt. (thl)