Jahr-2000-Problem in Pennsylvania wiedergeboren

Durch ein Datenübermittlungsproblem hat die US-Wehrerfassungsbehörde über 14.000 Erfassungsformulare an Verstorbene verschickt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 166 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Jürgen Seeger

An 14.215 zwischen 1893 und 1897 geborene Männer hat die US-Wehrerfassungsbehörde Selective Service System eine Aufforderung geschickt, sich für die Wehrpflicht zu registrieren. Zwar werden seit 1980 in den USA keine Wehrpflichtigen mehr zum Militärdienst einberufen, es besteht aber für alle männlichen Amerikaner die Verpflichtung, sich innerhalb von 30 Tagen nach dem 18. Geburtstag zu registrieren.

Die Behörde wurde erst durch Anrufe der irritierten Nachfahren der Angeschriebenen auf den Fehler aufmerksam. So erhielt ein 73-Jähriger den an seinen 1894 geborenen Großvater adressierten Brief, Teilnehmer am Ersten Weltkrieg und 1995 im Alter von 100 Jahren gestorben. Die Behörde entschuldigt sich mit einem Hinweis auf ihrer Website für den Vorfall.

Grund für den Fehler war eine Panne bei der Übermittlung von Daten der Verkehrsbehörden des Bundesstaates Pennsylvanias an die Wehrerfassungsbehörde. Ein Angestellter hatte bei der Auswahl der zwischen 1893 und 1897 geborenen Männer nur die beiden letzten Ziffern der Jahreszahl eingegeben.

Diese Beschränkung der Jahreszahl auf zwei Ziffern in Computersystemen war Grund für das Jahr-2000-Problem, das die Computerbranche und die IT-Abteilungen in den letzten beiden Jahren vor dem 1. Januar 2000 beschäftigte. Neben den üblichen apokalyptischen Prophezeiungen ging es dabei vor allem um die akribische Erfassung der Jahr-2000-Fähigkeit sämtlicher IT-Systeme, von Großrechnern über Telefonanlagen bis zu Fahrstuhlsteuerungen.

Der Gesamtaufwand der Y2K-Maßnahmen wird etwa von den Analysten von Gartner auf weltweit bis zu 600 Milliarden Dollar geschätzt. Darunter fallen sowohl interne Anpassungsarbeiten als auch zum Teil flächendeckende Neuanschaffungen, die der IT-Branche eine Sonderkonjunktur bescherten nebst anschließendem Auftragseinbruch.

Schon an Neujahrstag 2000 zeichnete sich ab, dass sich die tatsächlichen Folgen des Y2K-Problems in engen Grenzen hielten. Ob der Grund dafür die gute Vorbereitung war oder es maßlos übertrieben wurde, ist bis heute Gegenstand von Debatten. (js)