X-Server 1.16: Neue Beschleunigungstechnik und Xwayland-Support

Der neue X-Server kann nun OpenGL nutzen, um Aufgaben an den Grafikchip zu delegieren. Neu dabei ist auch Systemd- und Xwayland-Unterstützung; letztere können Wayland-Compositor nutzen, um X11-Anwendungen auszuführen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 95 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Thorsten Leemhuis

Anders als bei den letzten Versionssprüngen bringt der jetzt erhältliche X-Server 1.16 gleich einen ganzen Schwung wichtiger Neuerungen. Die wichtigste ist die Integration des vorher extern entwickelten "Glamor". Der X-Server von X.org, auf den alle Mainstream-Linux-Distributionen zur Darstellung der grafischen Bedienoberflächen zurückgreifen, kann dadurch OpenGL-Befehle nutzen, um Oberflächenelemente zu zeichnen und zusammenzusetzen.

Wie andere 3D-Anwendungen verarbeitet der X-Server die OpenGL-Befehle nicht selbst, sondern überlässt das den unabhängig von X.org entwickelten OpenGL-Treibern – etwa jenen von Mesa 3D, das Linux-Distributionen standardmäßig einrichten. Glamor kann so die Entwicklung der X-Server-Treiber enorm erleichtern, denn die haben bislang zumeist 2D-Beschleunigungs-Verfahren wie EXA implementieren müssen, damit die Treiber ausreichend Performance liefern. Genau wie es Glamor nun über OpenGL-Treiber macht, delegieren diese Techniken die Zeichenaufgaben an den Grafikchip, was den Prozessor entlastet und die Performance verbessert.

Glamor funktioniert Hardware-unabhängig und erleichtert auch das Design anderer Techniken. Aus diesem Grund haben die Macher der Wayland-Display-Architektur auch Xwayland auf Glamor angepasst, mit dem sich für den X-Server geschriebene Anwendungen unter Wayland-Compositoren ausführen lassen; Xwayland ist dadurch um einiges weniger komplex, erfordert keine direkte Unterstützung im X-Server-Treiber mehr und arbeitet schneller. Das wiederum dürften Gründe gewesen sein, warum die X.org-Entwickler die Xwayland-Unterstützung jetzt in den X-Server 1.16 integriert haben, nachdem diese bereits einige Jahre außen vor geblieben war. Das zum Xwayland-Code des neuen Xservers passende Gegenstück auf der Wayland-Seite steckt im Wayland-Compositor Weston 1.5, der im Mai erscheinen ist.

Auch Xnest-Nachfolger Xephyr, das einen X-Server unter einem anderen X-Server startet, kann nun Glamor nutzen und dadurch Hardware-beschleunigt arbeiten. Ausgebaut haben die Entwickler die Unterstützung für Grafikchips, die nicht über PCI oder damit verwandte Verbindungen wie PCIe/PEG und AGP angesprochen werden.

Neu ist auch Unterstützung für Systemd, was den Boot-Vorgang beschleunigen und die Zuverlässigkeit verbessern soll. Diese Unterstützung legt auch Grundlagen, um den X-Server unter Linux ohne Root-Rechte zu betreiben, wie es bei Fedora mittelfristig der Fall sein soll. (thl)