Workshop: Farbmanagement mit Lightroom

In Adobes Lightroom wird der Anwender mit Farbmanagement und ICC-Profilen nur dann konfrontiert, wenn es wirklich nötig ist. Trotzdem ist man in dieser Hinsicht weniger eingeschränkt als bei Photoshop Elements.

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Lesezeit: 8 Min.
Von
  • Marc Altmann
  • Ralph Altmann
Inhaltsverzeichnis

Lightrooms Oberfläche ist in fünf Modulen organisiert, wovon drei (Diashow, Drucken, Web) der Ausgabe dienen. Für eine vierte wichtige Ausgabefunktion gibt es den Button „Exportieren“ im Bibliotheks-Modul und den gleichnamigen Befehl im Dateimenü.

Lightroom arbeitet mit einem internen Farbraum ähnlich dem „internen RGB“ von Photo-Paint und Co. Alle Raw- und Bitmap-Dateien (in gebräuchlichen Bildformaten wie JPEG, TIF, PSD) werden beim Öffnen in einen „Melissa-RGB“ getauften Farbraum konvertiert. Diese „Zwangskonvertierung“ stellt hier jedoch keinen Nachteil dar. Melissa-RGB entspricht im Farbumfang exakt ProPhoto-RGB, dem größten RGB-Farbraum, den es gibt. Er ist größer als der Farbumfang, den Digitalkameras und Scanner jetzt und sicher auch in naher Zukunft abzudecken in der Lage sind.

Zudem hat Melissa-RGB (das ist der einzige Unterschied zu ProPhoto-RGB) eine lineare Helligkeitsverteilung mit einem Gamma von 1,0. In Lightroom werden alle Bearbeitungen in diesem linearen Farbraum vorgenommen. Damit sind Qualitätsminderungen ausgeschlossen, wie sie manche Werkzeuge (z. B. Schärfen) an gammaverzerrten Bildern verursachen können. (Prinzipiell ist die Arbeit in einem linearen Farbraum auch in Photoshop und einigen anderen Programmen möglich, jedoch deutlich umständlicher.)

Beim Öffnen von Raw-Dateien entfällt damit auch eine Umrechnung, denn diese liegen ohnehin linear kodiert vor. Lediglich für die Histogrammdarstellung und die Anzeige von RGB-Werten werden die internen Helligkeitswerte mit einem Gamma von 2,2 umgerechnet. Ein weiterer Punkt, der Lightroom von üblichen Bildbearbeitungsprogrammen abhebt, ist die konsequente Arbeit in 16-Bit- Farbtiefe. 8-Bit-Dateien werden beim Öffnen entsprechend umgerechnet. Auch dies dient der Qualität, zudem könnte der Vorteil des großen internen Farbraums sonst gar nicht ausgeschöpft werden, da dessen Farben bei 8-Bit-Farbtiefe mathematisch gesehen gar nicht genug „Platz“ hätten.

Von all dem bekommt der Anwender kaum etwas mit. Farbmanagement-Voreinstellungen entfallen fast völlig. Farbprofile von Bitmap-Dateien werden beim Öffnen immer berücksichtigt, es gibt keine Optionen. Leider auch dann nicht, wenn das Farbprofil fehlt: Dann hält Lightroom die betreffende Bilddatei ohne Rückfrage für eine sRGB-Datei. Für Workflows mit „loser Bindung“ und Quelldaten mit anderen Farbräumen (beispielsweise bei der Verarbeitung von gescannten Bildern durchaus üblich), ist Lightroom deshalb nicht geeignet.

Raw-Dateien haben keine eingebetteten Farbprofile, erst bei der Entwicklung im Raw- Konverter wird ein ICC-Profil zugewiesen. Trotzdem erfolgt bei der Farbinterpolation (Demosaiking) eine vom Kameramodell abhängige Farbinterpretation. Lightroom bringt dazu (ebenso wie Adobe Camera Raw) für jedes unterstützte Kameramodell ein Standardprofil mit, anhand dessen die Farben interpretiert werden. Diese internen Profile lassen sich über die Kalibrierungspalette anpassen (im Lightroom-Modul „Entwickeln“).