Ein mobiles Netz nur für Dinge

In Kalifornien arbeitet man an einer Drahtlosinfrastruktur, die allein das "Internet of Things" nutzen soll.

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Von
  • Tom Simonite

In Kalifornien arbeitet man an einer Drahtlosinfrastruktur, die allein das "Internet of Things" nutzen soll.

San Francisco wird Ende des Jahres ein neues Mobilfunknetz bekommen. Dieses soll allerdings nicht das lückenhafte bestehende Netz flicken, sondern ist ausschließlich für das "Internet der Dinge" gedacht – um also alles vom Rauchmelder über Wasserrohre und Fahrradschlösser bis hin zu Hundehalsbändern praktikabel und billig mit dem Internet zu verbinden.

Reguläre Mobilfunknetze sind schon durch Telefonate und das Herunterladen von Videos ausgelastet. Für die Daten aus Milliarden von Objekten ist schlicht kein Platz mehr. Deshalb will das französische Unternehmen SigFox zusätzliche Hardware auf existierenden Mobilfunk- und Radiomasten installieren. Jede Basisstation kann in der Stadt einen Umkreis von fünf Kilometern und auf dem Land von zehn Kilometern abdecken. Um ans Netz angeschlossen zu werden, braucht ein Gerät einen kompatiblen, etwa ein Euro teuren Chip mit Gebühren um die jährlich 70 Cent pro Gerät. Das Netz im Silicon Valley wird im Bereich von 900 Megahertz senden und empfangen, auf derselben Frequenz wie viele Mobilfunknetze.

Allerdings unterscheidet es sich durch seine Datenübertragungsrate von nur 100 Bit pro Sekunde. Das ist rund tausendmal langsamer als die von Smartphones. Es erfordert aber weniger Strom und soll für die zu übertragenden Datenmengen reichen.

Frankreich, große Teile der Niederlande und Abschnitte von Russland und Spanien hat SigFox bereits mit der Technologie ausgestattet. Zu den Nutzern gehört der französische Versicherer MAAF, der Rauch- und Bewegungsmelder anbietet, die Hausbesitzer per SMS verständigen, sobald ein Sensor ausgelöst wird oder neue Batterien benötigt. Der Anbieter beginnt seine Nordamerika-Expansion in der Bay Area um San Francisco in der Hoffnung, dort auf besonders viel Interesse zu stoßen. Risikokapitalgeber haben hier laut des Marktanalyse-Unternehmens CB Insights knapp eine dreiviertel Milliarde Euro in "Internet der Dinge"-Start-ups gesteckt.

Whistle zum Beispiel entwickelt ein Hundehalsband, das die Fitness der Haustiere überwacht. Es kommuniziert via Bluetooth mit dem Handy oder über WLAN-Router. Laut Whistle-Geschäftsführer Ben Jacobs würde eine flächendeckende, ständige Verbindung zusätzliche Anwendungen ermöglichen – zum Beispiel einen Sender für entlaufene Tiere. Das ist bisher nicht möglich, weil es zu teuer wäre, das Halsband mit einer herkömmlichen Mobilfunkverbindung zu versehen. Darüber hinaus entwickeln auch große Halbleiter-Hersteller wie Intel und Broadcom immer billigere, kleinere und stromsparendere Drahtlos-Chips für das "Internet der Dinge".

SigFox wird nicht viel Zeit haben, sich vor der Konkurrenz zu etablieren. Jacob Sharony zufolge, Leiter der auf drahtlose Netze spezialisierten Beratungsfirma Mobius Consulting, konzentrieren sich auch andere große Mobilfunk-Anbieter auf Netze nur für Dinge. Sie wollen zudem viel höhere Übertragungsraten erreichen. US-Unternehmen wie Qualcomm etwa unterstützt einen neuen energiesparenden Standard mit langer Reichweite. Er könnte 2016 auf den Markt kommen. "Das wäre ein großer Titelanwärter, auch wenn er spät einsteigt", urteilt Sharony. (bsc)