Spiegellos: Panasonic G1

Kurz nach der Bekanntgabe des Micro-FourThirds-Standard durch Olympus und Panasonic brachte Panasonic mit der G1 das erste spiegelfreie Modell mit Wechselbajonett auf den Markt. Jetzt muss sie sich beweisen und zeigen, ob dieser Schnellstart gelungen ist.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Rebecca Stolze
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(Bild: Panasonic)

Durch den Wegfall des Spiegelkastens verspricht der Micro-FourThirds-Standard kleine, handliche Kameras, die die Vorzüge von Wechseloptiken und einem großen „SLR“-Sensor mit kompakter Bauweise vereinen. Wegen des geringeren Abstands zwischen Bajonett und Sensorebene verringert sich das sogenannte Auflagemaß, das bei Micro-FourThirds mit 20 Millimetern nur halb so groß wie bei klassischen Spiegelreflexkameras ist. Auch der Bajonettdurchmesser sinkt – bei der G1 um sechs Millimeter – und erlaubt den Bau kleinerer, leichterer Objektive. Allerdings sind die Abmessungen und das Gewicht der DMC-G1 nur marginal geringer als die der klassischen Olympus E-420.

Ein mit großer Spannung erwartetes Detail, das möglicherweise über den Erfolg der Kamera entscheidet, ist der elektronische Sucher, der sich beim Annähern des Auges automatisch zuschaltet. Bislang war der Einsatz elektronischer Gucklöcher in Digitalkameras unbefriedigend gelöst und eher ein Argument gegen den Kauf. Da überrascht der Blick durch den 1,4 Millionen Pixel auflösenden Sucher, der das größte und feinst aufgelöste elektronische Bild zeigt, das bisher in einer Kamera des Massenmarktes zu sehen war. Panasonic arbeitet hier mit der LCOS-Technik (Liquid Crystal on Silicon), einer recht neuen Entwicklung, die vor allem in kleinen LCD-Beamern Anwendung findet. Display-Chips dieser Art werden reflektiv beleuchtet, und zwar sequentiell in den drei Grundfarben. Die Display-Matrix selbst muss deshalb nur "Schwarzweißbilder" liefern, aber pro (mit 60 Hz aktualisiertem) Farbbild natürlich dreimal. Ein leichtes, aber nicht störendes Farbflackern ist deshalb unvermeidlich.

Zusätzlich wartet die elektronische Variante mit Spielereien auf, wie die Möglichkeit, sich die gewählte Verschlusszeit in der Vorschau anzeigen zu lassen. Dabei verändert die G1 die Bildwiederholrate und ahmt so Wischeffekte bewegter Objekte bei langen Verschlusszeiten nach. Auch wenn der G1-Sucher besonders im Dunklen mit einer hellen Ansicht trumpft, sind ihm hochwertige optische Sucher noch überlegen.

Der 3-Zoll-Monitor mit 460.000 Subpixeln (153.000 Farbtripel, etwa Halb-VGA) überzeugt vor allem durch seine Flexibilität, da er dreh- und schwenkbar ist. Obwohl sich das System mit ständigem Live-View für Videoaufnahmen anbietet, enthält Panasonic der G1 diese Funktionalität vor. Dabei wäre der Weg mit einem Mini-HDMI-Ausgang für den Anschluss an Flachbildschirme und einer USB- und Video-Kombibuchse dafür geebnet.

Großhändern dürfte die fehlende Bauhöhe gelegentlich unangenehm auffallen, während sich die G1 in kleines Greifwerkzeug gut einschmiegt – aber auch dann bedarf es zur Bedienung der ergonomischen, SLR-typischen Bedienelemente der zweiten Hand. Das Funktionswahlrad liegt prominent und hat noch zwei Hebel mit der An-/Aus-Funktion und für den Serienbild-, Bracketing- und Selbstauslösermodus unter sich. Über ein zweites Wahlrad ist der Fokusmodus einstellbar, während der Zeigefinger mit dem eindrückbaren Einstellrad unter dem Auslöser schnell die Belichtungszeit, Blende oder Belichtungskorrektur variieren kann.

Trotz des Verzichts auf spezielle Autofokus-Sensoren, die unter anderem für den Geschwindigkeitsvorteil von SLR-Kameras verantwortlich sind, fokussiert die G1 fix und löst mit 0,32 Sekunden ausreichend schnell aus. Im Praxistest überzeugt sie mit guten Abbildungsleistungen auf dem Niveau der konventionellen FourThirds-Technik. Aber auch sie unterliegt in puncto Bildrauschen den typischen Limitierungen – bedingt durch die vergleichsweise kleine lichtempfindliche Fläche treten Schärfeverluste und eine deutliche Zunahme von Farbrausch-Störungen schon ab ISO 400 auf. Das bestätigen auch die Messwerte, bei denen die G1 bereits bei ISO 100 nur auf ein Signal/Rauschverhältnis von 47,8 kommt, womit sie fast doppelt so stark rauscht wie etwa eine Canon EOS 1000D. Der Maximalkontrast ist mit 9 Blendenstufen bei ISO 100 noch passabel, fällt aber auf magere 6,5 Blendenstufen bei ISO 1600 ab. Mit dem 14-45-mm-Kit-Objektiv liegt die Auflösungsleistung der G1 eher auf dem Niveau einer 10-Megapixelkamera, bleibt aber auch zu den Ecken hin relativ konstant. Bei der Serienbildrate liegt die Panasonic mit 2,8 Bildern pro Sekunde bis zum Speicherkartenlimit auf gutem SLR-Einsteiger-Niveau.