Bitcoin: US-Onlinehändler Overstock erwägt Kryptoaktien

Kann ein Unternehmen Aktien auf Basis von Bitcoin-Technik ausgeben? Der US-Onlinehändler Overstock macht sich schon mal Gedanken darüber, wie die Zukunft des Wertpapiermarktes aussehen könnte

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Der US-Onlinehändler Overstock erwägt, seine Unternehmensanteile künftig auch auf Basis von kryptografisch gesicherter P2P-Technik im Stile des Bitcoin auszugeben. Auf einer eigens dafür eingerichteten Webseite stellt das Unternehmen mögliche Ansätze dafür vor und bittet die Öffentlichkeit um Ideen und Diskussionsansätze. Unter anderem sind Lösungen für die Ausgabe, Verwaltung und den Handel der Kryptoaktien ohne die klassischen Börsen gefragt, ebenso wie zur Ausübung von Stimmrechten.

Kritiker des Finanzwesens: Overstock-CEO Patrick Byrne.

(Bild: Overstock)

Auf der Webseite werden Vor- und Nachteile verschiedener Plattformen in dieser Richtung aufgeführt. Sowohl eigenständige Kryptowährungs-Systeme wie NXT und das gerade noch in der Geldsammelphase befindliche Ethereum werden angesprochen, als auch Ansätze, die auf dem Bitcoin aufsatteln, wie Mastercoin, Colored Coins und Counterparty. Gemeinsamkeit dieser oft als Bitcoin 2.0 bezeichneten Technologien sind unter anderem Lösungen, wie sich Besitz- und Vertragsverhältnisse in einem dezentralen Verzeichnis (Blockchain) abbilden lassen.

Das kann ein Kaufvertrag für reale Güter sein, ebenso könnten aber auch Finanzinstrumente wie zum Beispiel Differenzkontrakte darüber ausgegeben werden. Eine externes Ereignis wie eine Einzahlung oder das Erreichen eines bestimmten Datums könnte einen solchen digital hinterlegten Vertrag triggern, Vertragspartner sich zum Beispiel über ihr Paar aus öffentlichem und privatem Schlüssel verifizieren. Prinzipiell verfügt bereits auch der Bitcoin über entsprechende technische Möglichkeiten.

Mit dem Projekt Counterparty soll Overstock bereits Gespräche geführt haben, wie dessen Mit-Gründer Adam Krellenstein im Gespräch mit dem Onlinemagazin Upstart mitteilte. Overstock-Chef Patrick Byrne gab sich gegenüber Coindesk aber noch vorsichtig: "Ich kann nicht sagen, wir haben die unbedingte Absicht es zu tun, aber ich kann sagen: Meine Absicht ist so fest, wie sie eben sein kann, wenn wir die Sache noch erforschen.“ Sollten die Grundlagen festgesteckt sein, wolle sich Byrne an die US-Börsenaufsicht SEC wenden.

Byrne geht laut Coindesk davon aus, dass nur ein kleiner Teil der Anteile an Overstock als Kryptoaktie ausgegeben würde. Dabei sollten sich die Kryptowertpapiere nah am konventionellen Original halten. Es ginge nicht um neue Geldquellen, sondern darum zu zeigen, dass Kryptoaktien machbar sind. Die Lösung solle Open Source bleiben, so dass interessierte Unternehmen dem Beispiel Overstocks folgen könnten, verspricht Byrne.

Eine "massive Darmspülung" für die Wall Street soll die Kryptoaktie nach dem Willen des Overstock-Chefs sein.

(Bild: dpa, Andrew Gombert/Archiv)

Mit einem Jahresumsatz von rund 1,3 Milliarden US-Dollar zählte Overstock Anfang des Jahres zu den ersten großen US-Unternehmen, die Kryptogeld akzeptierten. Größen wie Dell oder Expedia folgten darauf. Anders als die anderen Unternehmen hält Overstock aber auch zumindest einige der eingenommenen Bitcoins – ingesamt 10 Prozent des Umsatzes in Kryptogeld sollen es laut Berichten sein. Die meisten Bitcoin-akzeptierenden Händler lassen sich die Zahlungen von Dienstleistern wie Bitpay oder Coinbase abwickeln und auch gleich in US-Dollar tauschen. Ebenfalls plant das Unternehmen auch ein Programm für Mitarbeiter-Boni in Bitcoin, wie ein Sprecher kürzlich Mashable mitteilte.

All das kommt nicht von ungefähr: Chef Patrick Byrne macht aus seiner libertären Haltung keinen Hehl und gilt als erbitterter Kritiker etablierten Finanzwesens – allen voran des "korrupten“ US-Finanzzentrums Wall Street. Um markige Worte ist er dabei nicht verlegen: "Ich möchte der Welt eine Möglichkeit geben, es der Wall Street zurückzuzahlen – in Form einer massiven Darmspülung mit heißer Schokolade, die die Kryptoaktie sein könnte“, sagte er der Wired. (axk)