Precrime: Bayerische Polizei setzt Software gegen Einbrecher ein

Einbrecher gehen oft nach dem gleichen Muster vor. Das will sich die Polizei zunutze machen: Ein Computerprogramm soll den Beamten dabei helfen. Von Mitte Oktober an wird die Software in München und im Großraum Nürnberg getestet.

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Mit einer neuen Prognosesoftware will die bayerische Polizei gezielter gegen Einbrecher vorgehen. In einem Pilotversuch testen die Beamten in München und im Großraum Nürnberg von Oktober an ein halbes Jahr lang ein Programm, das die Stadtpolizei Zürich einsetzt. Bayern ist damit das erste deutsche
Bundesland, das eine solche Software gegen Einbrecher einsetzt.

Verbrechen verhindern, bevor sie passieren: Analysesoftware soll es möglich machen.

(Bild: dpa, Patrick Seeger)

Die ersten Ergebnisse aus der Schweiz seien vielversprechend, sagte Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Mittwoch in Nürnberg. "86 Prozent der Prognosen waren zutreffend. Gleichzeitig gingen die Einbruchsfälle stadtweit in einem halben Jahr um knapp 40 Prozent zurück."

Die Zürcher Polizei setzt dabei auf Software von der deutschen Firma IfmPt. Nach Testphasen nahmen die Schweizer das System Ende Juli in Dauerbetrieb, wie das Unternehmen mitteilte. Mit seiner Hilfe sollen Ermittler Kriminalitätsschwerpunkte in den Städten besser herausfiltern können. Sie können damit Muster der Täter erkennen und Prognosen abgeben, wann und wo mit hoher Wahrscheinlichkeit mit Einbrüchen zu rechnen ist. So will die Polizei früher am Tatort sein oder sogar verhindern, dass ein Einbruch überhaupt passiert.

"Jedes Täterverhalten ist musterbasiert", erklärte der Analysespezialist Günter Okon vom Bayrischen Landeskriminalamt (LKA). Diese Muster könne das Programm erkennen – etwa Tatort, Tatzeit, Vorgehensweise und Diebesgut. Bestimmte Stadtteile seien prädestiniert für Einbrüche, weil es sich hier für die Täter mehr lohne. "Ein professioneller Täter sucht sich seine Gebiete genau aus", sagte Okon. Aus den Daten der Kriminalitätsstatistik erkenne man beispielsweise, dass ein Einbrecher oft in kurzer Zeit im gleichen Gebiet mehrmals zuschlägt. "Meist sind die Täter überzeugt, nicht erwischt zu werden."

Das System funktioniere in Ballungsräumen besser als in ländlichen Gebieten, weil die Fallzahlen hier höher sind. Herrmann will daher in den betroffenen Wohngebieten mehr Streifen einsetzen – etwa mit Kollegen der Bereitschaftspolizei. Roman Fertinger, Vizepräsident im Polizeipräsidium Mittelfranken, wies zudem darauf hin, dass bis zu 60 Prozent der Einbrüche mittlerweile auf das Konto osteuropäischer Banden gingen. Sie begingen ganze Serien von Einbrüchen. "Gerade denen können wir mit einer solchen Software gezielter auf die Spur kommen", sagte Herrmann. Auch Schleierfahnder werden inzwischen gezielt auf die Banden angesetzt.

Bayern ist nicht das einzige Bundesland, das an solchen Methode interessiert ist: Nordrhein-Westfalens Polizei prüft laut Berichten ebenfalls den Einsatz von Predictive Policing. Entsprechende Programme könnten zunächst in den Großräumen Duisburg und Köln zum Einsatz kommen. (Mit Material der dpa)/ (axk)