Schiefergas in China: Es fließt nicht

Eigentlich will das Riesenreich auf lange Sicht das Fracking vorantreiben, denn die örtlichen Reserven sind groß. Wären da nicht technische Schwierigkeiten.

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Von
  • Mike Orcutt

Eigentlich will das Riesenreich auf lange Sicht das Fracking vorantreiben, denn die örtlichen Reserven sind groß. Wären da nicht technische Schwierigkeiten.

In Nordamerika scheint der Boom beim Schiefergas keine Grenzen zu kennen. Doch in China, wo man ebenfalls seit längerem auf diesen Zug aufspringen wollte, gibt es Schwierigkeiten: Das Ziel, eigenes Erdgas aus Fracking-Quellen zu nutzen, um schmutzige Kohle zu ersetzen und Feinstaub- und Klimagasemissionen zu senken, wird immer mehr infrage gestellt. Letztes Anzeichen dafür: Peking kündigte nun an, sein ambitioniertes Schiefergasziel für das Jahr 2020 glatt zu halbieren.

2013 wurde aus China der drittgrößte Erdgasverbraucher hinter den Vereinigten Staaten und Russland. 166 Milliarden Kubikmeter wurden damals verbraucht. Bis 2019 erwartet die Internationale Energieagentur IEA, dass sich diese Menge um ganze 90 Prozent erhöht – auf 315 Milliarden Kubikmeter. Die Hälfte dieses Anstiegs sollte aus heimischer Produktion gedeckt werden – aus mehreren Quellen, darunter auch Schiefergas.

Die IEA-Zahl ist sogar deutlich kleiner als das eigentliche Produktionsziel der chinesischen Regierung. Dort wollte man ab 2020 jährlich 420 Milliarden Kubikmeter aus dem Boden holen. Allein 60 bis 80 Milliarden davon sollten über Fracking aus Schieferschichten kommen.

Geologen schätzen, dass in China die größten technisch ausbeutbaren Schiefergasreserven der Erde liegen – fast doppelt so viel wie in den USA. Doch das nützt der Industrie bislang nichts.

Die Schiefergasbranche kommt, obwohl sie kaum mit Protesten der Bevölkerung zu rechnen hat, kaum vom Fleck. Viele Projekte befinden sich derzeit noch in der Erkundungsphase. Oft musste man erkennen, dass die Gasformationen tiefer liegen als in Nordamerika und dadurch schwieriger und teurer ausbeutbar sind. Hinzu gesellt sich das Problem, dass in den Schieferschichten mehr Ton steckt als in anderen Weltregionen, was die Extraktion nicht leichter macht.

Aus diesem Grund liegt das neue Ziel Pekings beim Schiefergas bis 2020 nun bei nur noch 30 Milliarden Kubikmetern. Doch schon das wird eine Herausforderung – und eine gigantische Steigerung. Im Jahr 2013 kamen von den 117 Milliarden Kubikmetern Erdgas, die China selbst produzierte, gerade einmal 0,2 aus Schieferschichten.

Sollte China weiter an seinem Ziel festhalten, stärker auf Erdgas als auf Kohle zu setzen, um die Umwelt (und die Menschen im Land) weniger zu belasten, wird das kaum aus eigener Kraft gehen, meinen Analysten. Das heißt: Die Importe nehmen weiter zu. Damit die möglich sind, soll nun die Infrastruktur für Transport und Lagerung des ausländischen Erdgases aggressiv ausgebaut werden. Daran wird bereits gearbeitet. ()