Weniger heftige Einträge: Facebook geht gegen Clickbaiting vor

Posts mit reißerischen Überschriften, die aber wenig über den verlinkten Inhalt verraten, sollen es auf Facebook künftig schwerer haben. Stattdessen kriegen relevante Beiträge den Vorzug.

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Facebook will die Nachrichtenströme seiner Nutzer von sogenannten "Clickbait-Einträgen" befreien. Gemeint sind Posts, die durch reizvolle Titel zum Anklicken animieren, sonst aber wenig über den konkreten Inhalt des verlinkten Angebots verraten. Weit verbreitete Beispiele dafür sind die Posts von heftig.co oder der US-Plattform Upworthy. Deren Betreiber titeln oftmals nach dem Schema: "Die zehn verrücktesten Arten, eine Dose zu öffnen – Nummer 5 musst Du sofort ausprobieren!" oder "... Du glaubst nicht, was dann passiert ist!"

Sites wie heftig.co texten Einträge, die zum Anklicken animieren. Doch die verlinkten Inhalte sind oft eher banal.

Neugierige Nutzer werden durch solche Formulierungen zum Klicken animiert, erhalten dann aber nur banale Inhalte, die kaum Mehrwert bieten. Weil solche Posts trotzdem viele Klicks einfahren, verbreiten sie sich rasant über Facebook. Einträge mit hoher Interaktion schätzt das soziale Netzwerk als wichtig ein und platziert sie prominent in den Newsstreams. Unbeachtete Posts mit wenigen Likes verschwinden hingegen im Nirwana des sozialen Netzwerks – egal, wie hochwertig deren Inhalte auch waren.

Facebook setzt künftig zwei Strategien ein, um Clickbait-Beiträge zu identifizieren: Eine davon ist die Auswertung der Lesezeit. Klickt ein Nutzer auf einen Post und kehrt erst nach einer längeren Zeit wieder in den Newsstream zurück, war der Inhalt wohl relevant und interessant. Verlässt der Nutzer Facebook jedoch nur kurz, hat er wohl nicht den erwünschten Inhalt vorgefunden, erklärt Facebook in seinem Blog.

Zusätzlich will das Unternehmen das Verhältnis von Klicks, Kommentaren und Shares von Posts analysieren, um Clickbait-Content auszufiltern. Wenn viele Leute auf einen Post klicken, aber nur wenige auf "Gefällt mir" drücken, handelt es sich eher nicht um hochwertigen Content, vermutet Facebook. Dabei besteht allerdings die Gefahr, dass auch gewollte Einträge nicht mehr im eigenen Nachrichtenstrom auftauchen.

Erst vor Kurzem hatte Facebook die Regeln für App-Entwickler verschärft, um gegen "Fan-" und "Link-Gating" vorzugehen. Im Facebook hatte sich zudem um mehr Relevanz im Newsfeed bemüht, weil die Nutzer eher an hochwertigem Content interessiert seien.

[Update, 26.08.2014, 16:01 Uhr] Den Maßnahmen von Facebook sehen die Betreiber von heftig.co "gelassen entgegen": In einer Stellungnahme erklärte dessen Pressesprecher Thomas Huber, dass die Inhalte von heftig.co für die Facebook-User "sehr relevant" seien. Nur Inhalte mit einem guten Verhältnis von Klickrate und Engagement würden auf Facebook gepostet, um die Fans nicht zu enttäuschen. Keine andere Website habe "ein so gutes Verhältnis zwischen Klicks und Interaktionen" wie heftig.co. News-Sites, die den "heftigstyle" kopierten, würden eher unter der neuen Facebook-Strategie leiden.

Betrieben wird heftig.co von der DS Ventures GmbH aus Potsdam. Im Mai 2014 hatten sich Michael Glöß und Peter Schilling als die Gründer von heftig.co geoutet, nachdem zuvor über die Betreiber gerätselt worden war. (dbe)