Videobloggerin Anita Sarkeesian: Schutzsuche nach Drohungen

Seit Jahren sieht sich die feministische Videobloggerin im Internet massivster Hetze ausgesetzt. Doch nun wurde es ihr zu schlimm, sie floh nach Drohungen aus ihrer Wohnung. "Diese Belästigung von Frauen in der Technikbranche muss aufhören", fordert sie.

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Die feministische Videobloggerin Anita Sarkeesian ist am Mittwoch auf Twitter so massiv bedroht worden, dass sie ihre Wohnung verlassen und die Behörden verständigt hat. Das schrieb sie auf Twitter und veröffentlichte Tweets, die sie wohl zu dieser Reaktion veranlasst hatten. Darin wird sie nicht nur sexuell belästigt, sondern der Autor deutet an, dass er private Details über Sarkeesian kennt. Die erklärte später, sie sei in Sicherheit und forderte: "Diese Belästigung von Frauen in der Technikbranche muss aufhören!"

Anita Sarkeesian

(Bild: feministfrequency.com)

Massivste Anfeindungen ist Sarkeesian gewohnt, spätestens seit sie im Frühjahr 2012 auf Kickstarter Geld für eine Videoreihe über weibliche Stereotype in Videospielen sammelte. Dabei ging es unter anderem um die "hilflose junge Maid" oder halbnackte Kämpferinnen.

Bereits während dieser Finanzierungsphase und weit vor der Veröffentlichung der fertigen Beiträge wurde sie heftig angegriffen, sexistisch beschimpft, ihr Gewalt angedroht und gegen sie gehetzt. Ein Kanadier programmierte sogar ein Spiel, in dem man sie zusammenschlagen sollte. Das in seinen Ausmaßen sicher beispiellose Geschehen befeuerte gleichzeitig die Diskussion über Sexismus in Videospielen und der IT-Industrie insgesamt.

Ihr Aufruf um finanzielle Unterstützung war gleichzeitig ein großer Erfolg. Statt der erbetenen 6000 US-Dollar sammelte sie schließlich fast 160.000 US-Dollar. Im Rahmen der dadurch ermöglichten Videoreihe "Tropes vs Women in Video Games" hat sie inzwischen sechs ausführliche Videos veröffentlicht. Im jüngsten vom Montag setzt sie sich damit auseinander, wie weibliche Figuren als bloße Sexobjekte oder Opfer männlicher Gewalt in Videospielen eingesetzt werden, um Spiele für die vermuteten heterosexuellen männlichen Spieler "anzureichern".

Bei den Game Developers Choice Awards 2014 gewann Sarkeesian für ihre Arbeit bezüglich der Repräsentation von Frauen in Computerspielen den Ambassador Award. Sie selbst setzt ihren Beiträgen immer wieder die Erklärung voraus, dass es möglich "und nötig" sei, Medien zu genießen und gleichzeitig kritischere oder schädlichere Aspekte zu kritisieren. (mho)