Kommentar: Politisch korrekte Spiele? Echt jetzt?

Die Sexismus-Debatte schießt am Ziel vorbei. In Spielen soll man sich austoben dürfen und Spaß haben. Politisch korrekte Spiele braucht kein Mensch, kommentiert Martin Fischer.

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GTA künftig in politisch korrekt? Prost Mahlzeit.

(Bild: Rockstar)

Seit meiner Kindheit war ich unterwegs in digitalen Welten – erst auf Segas Konsolen und dann auf dem PC. Ich durchkroch düstere Katakomben, drückte der Stripperin in Duke Nukem 3D Geldscheine in die Hand und vergnügte mich dabei, hochhausgroße Endgegner mit dicken Wummen in ihre Einzelteile zu zerlegen. Über die Jahre verfolgte ich, wie Spiele aus ihrer simpel gestrickten Eindimensionalität entkamen und immer interessantere, vielschichtige Geschichten erzählten.

Gothic 2 war einer der Meilensteine und eröffnete Spielern eine Welt, in der er sich selbst verwirklichen konnte. Einige der heutigen Spiele erzählen komplex-verwobene Geschichten, von denen Computerspieler vor 15 Jahren nur träumen konnten. The Last of Us und GTA V sind ein paar gute, wenn auch ziemlich unterschiedliche Beispiele, um eine neue Spielegeneration zu umschreiben. Eskapismus durch Immersion auf höchstem Niveau.

Ein Kommentar von Martin Fischer

Martin Fischer arbeitet seit 2008 bei Heise, mittlerweile als stellv. Chefredakteur bei heise online. Er kennt sich mit GPUs, Spiele-Engines und Computergrafik aus und befasst sich gerne mit Geheimprojekten.

Dass Sexismus auch in unserer westlichen Welt ein Problem ist, steht außer Frage. Was Anita Sarkeesian betrifft, habe ich mich allerdings geärgert. Wobei ich nur noch nicht weiß, ob darüber, dass sie so ungeschickt war, die Debatte teilweise an Spielen wie Grand Theft Auto festzumachen, also ausgerechnet an solchen, die insgesamt das Mittel der Satire und Überzeichnung nutzen. Oder weil sie so berechnend und manipulativ war, genau so vorzugehen. Es versachlicht so oder so aber nicht die Debatte; und die dicke Welle, die sie erzeugt, verschafft eher ihr als ihrem Ziel Popularität.

Ihr Herauspicken sexistischer Szenen aus teils komplexen Zusammenhängen führte vor kurzem – mal wieder – zum Aufruhr unter zahlreichen Spielern, die um ihre liebgewonnenen Welten fürchteten. Dass ein paar Fanatiker dann Frau Sarkeesian derart einschüchterten, dass sie aus ihrer Wohnung flüchten musste, ist schrecklich und nicht tolerierbar. Aber darf das die Debatte um Sexismus in Spielen prägen? Nein!

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Zu der Debatte siehe auch:

Wehrlose Prinzessinnen oder willige Prostituierte prägen zudem keineswegs das Frauenbild in vielen modernen Spielen. In Computerspielen hat sich im Laufe der Jahre viel getan. Beispielsweise sind die meisten Rollenspiele auf weibliche und männliche Spieler ausgelegt. Es werden zwar durchaus noch Stereotype bedient – allerdings sowohl auf weiblicher als auch männlicher Seite. Folglich glaube ich nicht, dass sich die Sexismus-Kritiker mit dieser Art des Führens einer – durchaus wichtigen – Debatte einen Gefallen tun.

Dazu kommt: Eine Debatte nur über Sexismus in Spielen? Was ist mit Gewalt? Rassismus? Rasen mit Autos? Wir reden von Spielen, in denen man sich austoben darf, weil man niemanden wirklich tötet. Statt dessen nun politisch korrekte Spiele? Echt jetzt? (mfi)