Bayerischer Minority Report: Einbruchswarnung vor dem Einbruch

Nach Nordrhein-Westfalen will Bayerns Landeskriminalamt Software für das "Predictive Policing" in München einsetzen, um Einbrechern auf die Spur zu kommen. Der Testlauf steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Datenschützer.

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Von
  • Detlef Borchers

In München soll im Oktober nach dem Vorbild von Nordrhein-Westfalen eine Software für das "Predictive Policing" an den Start gehen. Das die berichtet die Süddeutsche Zeitung. Bei seinem Pilotprojekt setzt das Landeskriminalamt auf die deutsche Software Precobs vom Institut für musterbasierende Prognosetechnik in Oberhausen.

Ein near repeat liegt vor, wenn mindestens zwei Delikte aus einem Deliktfeld innerhalb von 72 Stunden in einem eingegrenzten Raum auftreten.

(Bild: IfmPt)

Technisch analysiert Precobs Daten über erkannte und aufgezeichnete Einbrüche und versucht algorithmisch, aus diesen Daten Muster für kommende Einbrüche zu extrahieren. Diese Form der Vorhersage soll Hinweise geben, wo mit verstärkter Polizeipräsenz vor Ort Einbrüche verhindert werden können.

Nach Angaben des bayerischen Innenministers Joachim Herrmann soll die Software sehr effizient sein, wie ihr Einsatz bei der Stadtpolizei Zürich gezeigt habe. "86 Prozent der Prognosen waren zutreffend. Gleichzeitig gingen die Einbruchsfälle stadtweit in einem halben Jahr um knapp 40 Prozent zurück", erklärte Herrmann.

Der Precobs-Hersteller hält das Verfahren laut einer Mitteilung aus datenschutztechnischer Sicht für unbedenklich. Es würden nur mit deliktbezogenen Daten verwendet und "keinerlei sonstige Informationen aus dritten Datenbanken oder –systemen".

Die Süddeutschen Zeitung schreibt, kombiniert mit anderen Fahndungsdaten könnte ein Überwachungssystem im Stile von Minority Report entstehen. Dem Bericht zufolge sollen Polizisten prüfen können, wen sie in jüngster Zeit in der Gegend kontrolliert haben, für die Precobs Alarm geschlagen hat. Ein weiterer Datenabgleich wäre mit Funkzellenabfragen möglich, die in der bayerischen Landeshauptstadt im großen Stil durchgeführt wurden. Der Landesdatenschutzbeauftragte hat darum beim Innenministerium Informationen über die rund 100.000 Euro teure Software angefordert, um herauszufinden, ob der Einsatz von Precobs formell geprüft werden muss. (anw)