Videostreaming: Erster Eindruck von Netflix in Deutschland

Seit ein paar Stunden läuft Netflix auch in Deutschland. Wir fassen hier einmal die ersten Erfahrungen von uns und einigen Lesern zusammen.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Volker Zota
Inhaltsverzeichnis

Der Einstieg in Netflix ist schnell erledigt. Anmelden, eines der Angebote zu den bereits bekannten Konditionen auswählen, Zahlungsverbindung (Kreditkarte, Bankeinzug, PayPal) angeben, für die Empfehlungsmechanik drei Inhalte anklicken, die einem gefallen – los geht's. Den ersten Monat kann man Netflix kostenfrei nutzen, das Abo wird jedoch automatisch in ein kostenpflichtiges umgewandelt, wenn man es nicht vor Ablauf des Monats wieder kündigt.

Netflix in Deutschland (9 Bilder)

Vor allem Serien-Fans hatten dem Start des US-Dienstes entgegen gefiebert. Nach einem Jahr ist das Angebot zwar um 50 Prozent gewachsen, aber immer noch relativ dünn.

Im Unterschied zu anderen Diensten bemüht sich Netflix, individualisierte Empfehlungen zu geben. Damit die Kinder nicht plötzlich Papas "The Walking Dead" empfohlen bekommen, sollte man verschiedene Nutzer anlegen. Zwar kann man in verschiedenen Netflix-Apps einige grundlegenden Einstellungen vornehmen, doch nur über das Web-Frontend lässt sich das Konto vollständig verwalten. Wer will, kann dort in den Konto-Einstellungen seine Vorlieben anhand von Stimmungen und Genres sehr granular nachjustieren. Hier wählt man auch die Wiedergabequalität und ob man am PC lieber das Silverlight-Plug-in oder den HTML5-Player nutzen möchte (sofern im jeweiligen Browser verfügbar).

In der "Kids"-Ecke sammelt Netflix Filme und Serien nur für Kinder, die anhand der Bilder ihrer Serienhelden selbst im Katalog stöbern können.

Videostreaming-Dienst Netflix

Die Erwartungen an die US-amerikanische Video-Flatrate Netflix stiegen zum Deutschlandstart ins Unermessliche, vor allem Serien-Fans erhoffen sich schnelleren Zugriff auf Episoden mit Originalton. Etablierte VoD-Dienste reagierten schon im Vorfeld; die Konkurrenz wird Netflix das Leben nicht einfach machen.

Dass Netflix beim Deutschlandstart nicht den kompletten US-Katalog anbieten wird, war schon vor dem Start klar. Trotzdem ist das Angebot nun ernüchternd: Einige Serien aus dem hauseigenen Portfolio wie "Bad Samaritans", "Turbo Fast" und "Clone Wars" fehlen komplett, bei "Arrested Development" die selbst produzierte vierte Staffel. Auch Netflix' ersten Oscar-nominierten Film "The Square" sucht man vergebens. Bei anderen Inhalten krankt Netflix an denselben Problemen wie die bereits am Markt befindlichen Mitbewerber und so gibt es etwa bei "New Girl" oder "Modern Family" nicht alle Staffeln. In einigen Fällen gibt es sogar nur mehr Platzhalter: Die "Sendung mit der Maus" tritt mit zwei Videos an, das "Sandmännchen" mit dreien.

Dafür kann man immerhin die beiden ersten Staffeln von "House of Cards" schauen, ein weiteres Highlight ist die hochgelobte Miniserie "Fargo". Eine erste inoffizielle Zählung kommt auf insgesamt nur rund 870 verschiedene Filme – alle mindestens drei Jahre alt –, aber immerhin auf 222 Serien.

Anders als die veraltete Liste auf der Homepage liest sich der laut Netflix' Pressemitteilung unterstützte Gerätepark recht imposant – Computer (Windows, OS X, Chrome OS), Smartphones und Tablets (iOS, Android, Windows Phone), Blu-ray-Player (LG, Panasonic, Samsung, Sony, Toshiba), Smart-TVs (LG, Panasonic, Philips, Samsung, Sony, Toshiba), Heimkinosysteme (LG, Panasonic, Samsung, Sony), Spielkonsolen (PS3, PS4, Wii, Wii U, Xbox 360, Xbox One), Apple TV und Chromecast.

Doch gerade bei den Unterhaltungselektronikgeräten werden sicherlich nicht alle (rechtzeitig) aktualisiert worden sein. Hier wird es Hersteller-übergreifend Ausnahmen geben. So beklagte sich der Besitzer eines Blu-ray-Players von LG, dass dieser nicht unterstützt werde und die LG-Hotline auch nicht bestätigen wollte, dass die App nachgereicht werde.

Die Bildqualität ist für einen Streaming-Dienst in Ordnung. Netflix bemüht sich, Videos möglichst schnell zu starten. Dadurch sieht man anfangs oft nur SD, während im Hintergrund für HD gepuffert wird. Nach wenigen Sekunden schaltet Netflix dann um.

Geguckt werden kann fast überall.

(Bild: Netflix)

Gespannt waren wir auf die Wiedergabe von 4K/Ultra HD. Doch obwohl die Netflix-App auf dem Ultra-HD-Fernseher (Samsung UE40HU6900) "Breaking Bad" in Ultra HD anbot, funktionierte die Wiedergabe nicht. An mangelnder Bandbreite unserer Standleitung dürfte es nicht gelegen haben, auch wenn Netflix für Ultra HD 25 MBit/s aufruft. Vielmehr scheint Netflix generell ein Problem mit der kürzlich aktualisierten App für das Gerät zu haben – alle anderen Videos brachen nach kurzer Spieldauer mit der Fehlermeldung "Wir haben derzeit Probleme bei der Wiedergabe dieses Titels" ab.

Auf allen anderen getesteten Geräten funktionierte Netflix problemlos in HD, Tonspuren und Untertitel lassen sich über eingeblendete Menüs wechseln. Einzig beim Apple TV muss man lange auf die OK-Taste drücken, um das Auswahlmenü zutage zu fördern.

Apropos, Tonspuren: Viele Serienfans setzen große Hoffnungen in Netflix, weil sie die US-Serien im Original schauen wollen. Das klappt zwar, aber wie ein Leser korrekt anmerkte, bekommt man in der Regel die "deutsche Videospur". Beispielsweise werden bei "Sherlock" deutsche Texteinblendungen angezeigt (Staffel 3, Episode 3 ganz am Anfang). (vza)