Interview mit Astro-Fotograf Eugen Kamenew

Kann man heute Fotos erschaffen und Motive finden, die es noch nicht gibt? Ja, meint Eugen Kamenew. Wir haben bei dem ausgezeichneten Astro-Fotografen nachgefragt, wie das geht.

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Inhaltsverzeichnis

Mit seinem Foto "Hybrid Solar 2" (siehe Fotostrecke) ist Eugen Kamenew der erste Deutsche, der bei dem Fotowettbewerb Astronomy Photographer of the Year gewonnen hat. Veranstaltet wird er vom Königlichen Observatorium von Greenwich (Royal Museums Greenwich) und dem Magazin BBC Sky at Night. Die britische Wissenschaftlerin Margaret Aderin-Pocock, die auch in der Wettbewerbs-Jury saß, nannte sein Kamenews Foto ikonisch, weil es die menschliche Silhouette bewusst vor eine totale Sonnenfinsternis platziert - ein Novum. Wir haben mit Eugen Kemenew über seine Fotos, seine Expeditionen und seine Philosophie als Fotograf gesprochen.

Astronomy Photographer of the Year 2014: Gewinnerbilder (12 Bilder)

Gewinner "People and Space"

Der Deutsche Eugen Kamenew  ist der Gewinner der Kategorie "People and Space". Sein Foto fängt eine seltene Sonnenfinsternis in der kenianischen Savanne im November 2013 ein. Kamenew widmet das Bild seinem ursprünglich gebuchten Tour-Guide, der getötet wurde, bevor der Fotograf Kenia erreichte.
(Bild: Hybrid Solar Eclipse 2 © Eugen Kamenew (Germany) )

Wie erschafft man heute Fotos, die es noch nicht gibt?

Das ist natürlich schwer, denn alles, was gedacht werden kann, wurde schon gedacht und alles, was gesagt werden kann, wurde schon gesagt. Heute ein ikonisches Bild zu erschaffen, ist deshalb fast unmöglich. Ich glaube, dass es aber dennoch funktioniert. Als Astrofotograf ist es meine Mission zu zeigen, dass alles, was vorstellbar ist, auch möglich ist.

Eugen Kamenew

(Bild: Elmar Herz)

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Über Eugen Kamenew

Eugen Kamenew wurde 1982 in Kasachstan geboren. Vor knapp 20 Jahren kam er mit seiner Familie nach Deutschland. Kamenew bezeichnet sich selbst als Kosmopolit, sein Motto ist "Per aspera et astra": "Auf rauen Wegen zu den Sternen". Seit 2005 hat er keine Sonnenfinsternis mehr verpasst, seit 2007 reist er auch Mondfinsternissen hinterher. Dabei nimmt der Fotograf auch Risiken in Kauf. Das scheint in der Familie zu liegen, immerhin ist sein jüngerer Bruder Alex Kamenew ein ausgezeichneter Fallschirmspringer. Eugen Kamenew konnte mit seiner Fotografie schon einige Preise gewinnen. So reichte es unter anderem für einen Sieg beim bei "27th Okinawan Festival Aloha Photo Contest" (Hawaii United Okinawa Association) sowie für einen ersten Platz beim "Astronomy Photographer of the Year 2014" (Greenwich Royal Observatory). Derzeit arbeitet Kamenew als freier Fotograf und Promoter für Fujifilm, außerdem gibt er Fotoworkshops.

Welche Reaktionen gab es auf dein Bild?

Dieses Foto wurde oft geteilt und kommentiert. Und die Reaktionen sind teilweise traurig. Die Menschen glauben, dass mein Bild eine Montage ist, die ich aus mehreren Einzelaufnahmen zusammengesetzt habe. Sie glauben einfach nicht mehr an die Schönheit und an die Ästhetik. Deshalb bedeutet mir auch die Anerkennung der Wissenschaftler so viel.

Tatsächlich sind Bildmanipulationen heute Alltag, es ist also nicht verwunderlich, dass es Zweifler gibt.

Dazu habe ich auch meine Diplomarbeit geschrieben. Analogen Fotos wird immer eine gewisse Echtheit zugestanden, auch, wenn man in der Dunkelkammer noch einige Details anpassen kann. Heute ist die Dunkelkammer die digitale Postproduction. Jede digitale Kopie ist damit auch gleichzeitig das Original. Die Menschen von der Echtheit eines digitalen Fotos zu überzeugen, ist deshalb sehr schwer. Als ich das Bild beim Wettbewerb eingereicht habe, bekam ich eine anonyme Email – ich weiß bis heute nicht von wem. Ich wurde nach den exakten Koordinaten meiner Aufnahme gefragt und konnte diese auch nennen. Ich glaube, dass es Vertreter des Royal Observatory waren.

Wieso waren die Zweifel gerade bei diesem Bild so groß?

Viele haben behauptet, dass ich dieses Foto zu dieser Zeit gar nicht hätte machen können, da damals ein Sandsturm in der Gegend in Kenia wütete. Die etwa 3000 angereisten Touristen an diesem Ort, konnten die Sonnenfinsternis deshalb tatsächlich nicht sehen. Ich war aber mit einer Gruppe russischer Wissenschaftler unterwegs und etwa 50 Kilometer von diesem Ort entfernt an der Grenze zu Uganda.