Elektromobilität: Nutzer sorgen sich um Privatsphäre

Der Datenschutz spielt beim "smarten Tanken" von Elektrofahrzeugen bislang keine Rolle. Dabei fallen jede Menge personenbezogener Daten an, was einer Umfrage zufolge die potenziellen Fahrer durchaus besorgt.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Christiane Schulzki-Haddouti

Das Thema Datenschutz spielt in der Elektromobilität bislang kaum eine Rolle. Erste Forschungsergebnisse weisen jedoch darauf hin, dass die Gefährdung der Privatsphäre zu einer der meistgenannten Sorgen gehört. Dabei geht es insbesondere um den ISO-Standard 15118. Er regelt die Kommunikation zwischen Fahrzeug und Ladestation.

Das Fahrzeug meldet sich an und die Stromlieferung wird anhand dieser Daten automatisch abgerechnet. Datenschutz – und damit Datensparsamkeit – kennt das aktuelle Protokoll nicht. Ladesäulen- und Abrechnungsbetreiber können daher erfahren, wer wo lädt und anhand dieser Daten Bewegungsprofile erstellen.

Im Rahmen des Forschungsprojekts "Gesteuertes Laden v3.0" führte die TU Chemnitz eine Befragung durch, die jetzt auf der Tagung ComForEn 2014 in Wien vorgestellt wurde. Die Forscher fragten nach der Bereitschaft der Nutzer, die bei intelligent gesteuerten Tankvorgängen anfallenden Daten zu teilen. 73 Personen beantworteten den umfangreichen Fragenkatalog. Ein Viertel der Befragten hatte bereits praktische Erfahrungen mit "smartem Tanken" sammeln können. Die Befragten nannten 149 Vorteile des "smarten Tankens" gegenüber 115 Nachteilen.

Ein S 500 Plug-in-Hybrid von Mercedes-Benz wird in Kopenhagen smart geladen.

(Bild: Daimler)

Zu den Nachteilen zählten ein Drittel der Befragten "Einschränkungen der individuellen und spontanen Mobilität" und ein Sechstel Bedenken hinsichtlich "Datenschutz und Privatsphäre". "Der Nutzer muss der Überwachung seines Fahr- und Tankverhaltens durch eine Behörde oder einem Unternehmen zustimmen. NSA und G. Orwell lassen grüßen", lautete ein Einwand eines Befragten.

Die meisten Befragten sind "etwas bereit", Rohdaten und statistische Daten wie Verbrauchsstatistiken zu teilen. "Nicht sehr bereit" hingegen zeigten sie sich, Informationen zu teilen, die aus den beiden Datenarten abgeleitet werden können. Dazu gehören Informationen wie "was ich verdiene", "ob meine Wohnung gerade unbeaufsichtigt ist" und "wer zu meinem sozialen Netzwerk gehört".

Laut Studienautorin und Psychologin Susen Döbelt lassen die Ergebnisse einigen Interpretationsspielraum: "Zum einen kann man daraus ablesen, die meisten sind sich nicht bewusst, dass sensible Informationen aus Rohdaten und statistischen Daten abgeleitet werden können. Zum anderen zeigen sie aber auch, dass die meisten wohl auch den Wert von Rohdaten und statistischen Daten im eigenen Interesse schätzen, da diese interessante Angaben für den Nutzer beispielsweise zur zurückgelegten Strecke oder Ladekosten sind."

Es genüge daher nicht, über Einwilligungserklärungen Transparenz zu den gesammelten Daten herzustellen, da sich die Nutzer der potenziellen Gefahren der Datenverwendung nicht bewusst sind. Nur eine eingebaute Datensparsamkeit und –vermeidung könne die im System bestehenden Gefährdungspotenziale verringern und somit langfristig die Akzeptanz und Nutzung solch einer Technik fördern. Döbelt schränkt aber auch ein: "Das Umfrageergebnis ist noch nicht repräsentativ." Die Forscher nehmen daher jetzt einen neuen Anlauf in der Hoffnung, mehr Teilnehmer zu erreichen, um repräsentative Ergebnisse zu erhalten.

Zwar gibt es zur Elektromobilität bereits eine Menge von technisch und wirtschaftlich orientierten Projekten und Studien. Datenschutz als Querschnittsthema spielt aber nach wie vor eine marginale Rolle. Auf der vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Plattform "Elektromobilität im Dialog" wurden bislang die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz nicht angeschnitten. Obgleich die Plattform jedem offen steht, wurden in der Kick-off-Phase offenbar die einschlägigen Experten nicht informiert. (hob)